Burnout Studierende reden offen über Hirndoping
Burnout und Erschöpfung: Zu welchen "Hilfsmitteln" greifen Studierende in stressigen Prüfungszeiten? Ritalin, Cannabis, Amphetamine oder Ecstasy funktionieren nur scheinbar.
Hirndoping gegen Burnout und Erschöpfung?
Um sich für die Prüfung fit zu halten, nehmen Studierende Drogen und Medikamente, die sonst nur Kranken verabreicht werden. Die einen wollen wacher und aufnahmefähiger sein, die anderen in Stresszeiten wieder ruhiger werden. Tatsächlich gibt es keine wirksamen leistungssteigernden Substanzen, seien es Drogen, seien es Medikamente. Es gibt Wachmacher. Tatsächlich wach hält etwas Kaffee.
Medizinstudenten sind auf der Liste derer, die dopen, weit oben.
Natürlich gibt kaum einer offen zu, dass er Pillen nimmt, um besser lernen zu können. Wir aber haben einen Mahnmedizinstudenten getroffen, der zumindest anonym Antwort gestanden hat. Wir nennen ihn Thomas. Heute nimmt er keine Leistungssteigerer mehr, aber für die Prüfung hat Thomas sein Hirn gedopt.
Welche Substanzen hast du im Studium genommen, um deine Leistung zu steigern?
"Ich habe 2009-2014 Zahnmedizin studiert und studiere jetzt Allgemeinmedizin. Vor meinen Prüfungen habe ich immer wieder Koffeintabletten geschluckt, Energy Drinks getrunken und dann auch Ritalin und Modafinil genommen."
Thomas
Was passiert, wenn man Ritalin und Modafinil nimmt und wie wirken die?
"Man bekommt so eine Art Tunnelblick und ist schon konzentrierter und fokussierter beim Lernen. Ich habe aber nach einer Weile auch Kopfschmerzen von den Medikamenten bekommen."
Thomas
Woher wusstest du, dass diese Medikamente, die man ja eigentlich kranken Menschen verabreicht, auch eine leistungssteigernde Wirkung haben können?
"In Vorlesungen haben wir sowohl über Ritalin als auch über Modafinil gesprochen, über ihre Wirkungsweise, und dass beide Medikamente immer wieder von Studierenden in der Lernphase missbraucht werden. Unsere Dozenten haben uns davon abgeraten, aber unter Medizinern ist es durchaus üblich die Mittel einzunehmen. Ich würde mal sagen, gefühlt nimmt das ein Drittel der Zahnmediziner."
Thomas
Wie bist du an diese Hirndoping-Mittel herangekommen, du kannst sie dir ja nicht selbst verschreiben?
"Man kennt jemanden, der ADHS hat, der bestellt dann mehr Tabletten, oder man bittet einen befreundeten Arzt um ein Rezept. Manche bestellen auch im Internet."
Thomas
Und was macht man mit den Medikamenten, die übrig bleiben? Du nimmst sie ja heute nicht mehr.
"Ich kenne kaum jemanden, der auf Ritalin oder Modafinil hängenbleibt. Die meisten, die ich kenne, nehmen es wirklich nur punktuell. Wir unterhalten uns auch offen darüber unter Freunden. Das ist kein Tabu."
Thomas