Way Out: Brexit Begegnungen im gespaltenen Königreich
Brexit 2019, so das Votum der Briten. Die Folgen sind ungewiss, die Bevölkerung gespalten, die Politik laviert. Wie fühlen sich die Menschen, die für oder gegen den Brexit gestimmt haben, heute? Dieser Frage geht die Dokumentation von Studierenden der Hochschule Hannover auf die Spur.
Bei einem Referendum des Vereinigten Königreichs am 23. Juni 2016 stimmten 51,89 % der Wähler für den Brexit, den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union. Seit dem Referendum ist das Land gespalten: Hoffnung verspürten die einen, Erschütterung die anderen. Doch was hat sich zwei Jahre nach dem Referendum auf der Insel bisher verändert? Wie fühlen sich die Menschen, die für oder gegen den Brexit gestimmt haben? Diesen Fragen geht die Dokumentation „Way Out: Brexit. Begegnungen im gespaltenen Königreich“ auf die Spur.
Studierende zahlen durch den Brexit drauf
Spürbare Veränderungen wird es in Zukunft für die Studierenden geben, die dazu verpflichtet sind ein Auslandssemester zu absolvieren. Da mit dem Brexit das Erasmus-Programm wegfällt, werden nicht nur für die junge Studentin Linda Casey verpflichtende Auslandsaufenthalte teurer.
Britischen Studierenden, auch jungen Menschen aus dem europäischen Ausland drohen durch den Wegfall des Erasmus-Programms finanzielle Einbußen.
Auch die europäischen Au-Pairs in London und auf dem Land sind in Zukunft nicht nur finanziell stärker gefordert: Sie benötigen ab 2021 ein Visum, um bei britischen Familien leben zu können. Und das gibt es nur, wenn der Job nicht mit Briten zu besetzten ist, so die harten Brexit-Regeln. Sarah Juck aus Baden-Württemberg wird wahrscheinlich eine der letzten Au-Pairs sein in ihrer Familie sein. Gastmutter Diane, die das Au-Pair-System als sinnvoll erachtet, sieht jetzt große Probleme auf ihre Familie zukommen.
Die Fischer sind in der Mehrheit pro Brexit
Wie entwickelt sich die britische Landwirtschaft ohne Fördergelder der EU? Nicht nur Rinderzüchter Duff Burrel blickt in eine ungewisse Zukunft.
Anders sieht die Situation bei den britischen Fischern aus. Dort haben die meisten für „leave“ gestimmt, weil sie sich durch EU-Richtlinien in ihrer Existenz bedroht fühlten. Besonders in Cornwall, der ärmsten Region Englands, leben viele Fischer, die das Jahr 2021 kaum abwarten können. Doch nun wächst die Angst, ob Teresa May auch alle Forderungen der Fischer nach Ausweitung der Fangzone und Verbot für Franzosen und Niederländer innerhalb der Sieben-Meilen-Zone zu fischen, in Brüssel im Rahmen der Brexit-Verhandlungen durchsetzen kann.
Der Brexit stellt die Bauern vor große Herausforderungen
Wie entwickelt sich die britische Landwirtschaft ohne Fördergelder der EU? Nicht nur Rinderzüchter Duff Burrel blickt in eine ungewisse Zukunft.
Geteilter Meinung herrscht dagegen in den landwirtschaftlichen Betrieben. Viele Farmer werden durch EU-Gelder subventioniert. Ob diese Unterstützung auch durch die britische Regierung alleine bestehen bleibt, ist unklar. Das Ehepaar Denis und Chris Walton sieht in dieser Ungewissheit ihren Bio-Hof bedroht. Sie sind auf EU-Gelder angewiesen. Landwirt Duff Burrel fühlt sich derweil von der Politik im Stich gelassen und sieht dem Brexit und seinen Veränderungen im landwirtschaftlichen Bereich positiv entgegen.
Der Brexit polarisiert
Ausgewandert aus Deutschland, fühlt sich Kerstin Polster in England nicht mehr willkommen: Nach vielen negativen Erlebnissen will sie jetzt weg.
Tennistrainerin Kerstin Polster kann dem Brexit indes nichts abgewinnen. Sie steht stellvertretend für viele aus Deutschland Ausgewanderte, die sich seit dem Referendum in Großbritannien nicht mehr willkommen fühlen. Kerstin wurde auf offener Straße beschimpft und sieht sich deshalb gezwungen England zu verlassen. Auch die Kunstszene ist seit dem Referendum gespalten. Vereinigungen wie „Artists for Brexit“ wollen ihre Positionen untermauern. Die Künstlerin Luise Turnbuill fühlt sich im Kollektiv dieses Vereins sicher, ihre Meinung zu äußern. Der Brexit polarisiert weiter, nicht zuletzt in der britischen Politik wird er kontrovers diskutiert.
Making-Off
Zehn Tage im Mai haben fünfzehn Studentinnen und Studenten des Masterstudiengangs Fernsehjournalismus der Hochschule Hannover mit ihren Dozenten Fabian Sickenberger und Wilfried Köpke in Schottland und England, in den Highlands und an der Küste Cornwalls gedreht.
Der schottische Brexit-Minister Michael Russell und andere ordnen ein und kommentieren in der Dokumentation Fragen zum Brexit. Die Macher von „Way out: Brexit. Begegnungen im gespaltenen Königreich“ beobachteten die beiden Brexit-Lager und zeichnen in der Dokumentation ein Bild der aktuellen, diffusen Lage des britischen Königreichs.