Generation Y auf Arbeitssuche Auf "Work-Life-Balance" kommt es an
Campus Magazin begleitet Carolin. Die 29-Jährige versucht nach ihrem Bachelor in "Fashion Business Management" als Business Project Coordinator die richtige "Work-Life-Balance" zu finden. Doch führt dieser Schwerpunkt auf "Work-Life-Balance“ auch zum beruflichen Erfolg?
Geboren zwischen 1980 und 1999 haben ihnen Jugendforscher den Stempel "Generation Y“ also - englisch gesprochen - "Why“ aufgedrückt. Denn die hinterfragen angeblich alles. Ohne mobiles Endgerät sind sie aufgeschmissen, organisieren den kompletten Alltag mit dem Handy und legen großen Wert auf Individualität und Selbstbestimmtheit.
Carolin, 29 Jahre, hat einen Bachelor in Fashion Business Management und ist Business Project Coordinator eines Sportlabels in München. Sie möchte zwar beruflich noch weiterkommen, aber nicht auf Kosten ihres Privatlebens. Caro gehört zur Generation Y, die mit der Globalisierung groß geworden ist und der viele Möglichkeiten offenstehen. Dass diese Generation viel reflektiert und vor lauter Optionen, nicht mehr weiß, was sie eigentlich will, resultiert eventuell daraus. Vielleicht strahlen die Jugendlichen deshalb eine gewisse "Wurschtigkeit" aus? Und nur eine steile Karriere hinzulegen, ist für die Wenigsten das Ziel.
"In gewisser Weise fühle ich mich wie ein Kind der Generation Y, ich bin relativ realistisch. Mir ist es nicht so wichtig, dass die Dinge, die ich mache einen Profit für mich selbst bringen, sondern mir ist wichtig, dass etwas Gutes dabei rauskommt. Die Work-Life-Balance ist jede Woche eine Herausforderung, die in etwas zu wenig Schlaf resultiert. Freizeit ist mir wichtig, aber natürlich darf die Uni nicht zu kurz kommen.Sicherheit war mir bislang noch nicht so wichtig, ich bin gutgläubig und optimistisch. Ich denke, dass alles gut wird und ich hoffe, dass es auch so sein wird. Ich habe jedenfalls keine zehn Bausparverträge und bin auch nicht achtzehn Mal versichert."
Heidi Weberruß (Jg. 1982), PhD, Sportwissenschaftlerin und Medizinstudentin
Die Ypsiloner betonen die Ausgewogenheit von Privat- und Berufsleben. Sie schreiben Individualität und Selbstverwirklichung groß, ganz anders als die Vorgänger-Generation X, die sich über die Arbeit definiert, sich nicht vor einen 12 bis 16 Stunden Tag scheut und private Einbußen gern in Kauf nimmt, um die besten Verdienstmöglichkeiten zu erlangen. Mit den höheren Ansprüchen der Generation Y tut sich die ältere Generation X etwas schwer.
Prof. Dr. Renate Oberhoffer, Studiendekanin und Lehrstuhlinhaberin der Präventiven Pädiatrie an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft der TU München, hat als Doktormutter täglich mit der Generation Y zu tun.
"Momentan nehme ich das so war, dass das System am Kippen ist. Denn sind zu meiner Zeit mussten sich Bewerber eine Stelle zu zweit oder zu dritt teilen. Heute ist jedoch durchaus ein Mangel an adäquaten Arbeitskräften in den Kliniken vorhanden. Die Leitungen müssen sich überlegen, wie sie die Mitarbeiter bekommen und auch halten können. Und dazu gehört auch das richtige Angebot, ein Familienleben gestalten zu können."
Prof. Dr. Renate Oberhoffer (Jg. 1957)
"Mir ist Karriere schon wichtig. Man muss ja irgendwie Geld verdienen und was aufbauen und das ist in der Medizin natürlich hart. Insbesondere als Assistenzarzt hat man einen langen Arbeitstag muss sehr viel und effizient arbeiten, und das über eine lange Zeit hinweg. Es gibt auch viele Probleme: Depressionen bei den Medizinstudenten und auch bei den Ärzten, weil einfach der Arbeitsalltag sehr hart ist. Man kann das ganze natürlich auf einem entspannteren Niveau machen, dass man nicht so viel Stress hat, aber dann erreicht man halt nie was. Etwas zu erreichen ist aber eigentlich schon mein Ziel."
Andreas Rank (Jg. 1996) Medizinstudent im 2. Semester
Während in den medizinischen Berufen noch um ein Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben gerungen wird, lässt Caros Arbeitgeber der jungen Mitarbeiterin viel Freiraum: ihre Arbeitszeiten, auch der Arbeitsort sind sehr flexibel und vernetzt sind die Mitarbeiter sowieso. So verschwimmt die Grenze zwischen Job und Privatem für Digital-Natives immer mehr.
"Ich würde behaupten, dass ich keinen schlechteren Job mache, nur weil ich die Zeit arbeite, die auch in meinem Arbeitsvertrag steht. Im Gegenteil: Die Zeit, die ich da bin, arbeite ich hoch konzentriert. Ich habe auch noch nie Feedback bekommen, dass ich einen schlechteren Job mache, nur weil ich nicht 12 Stunden am Tag zur Verfügung stehe. Und wenn jemand der Meinung ist, er müsste mich nachts um Zwölf anrufen, um mit mir irgendwas zu klären, finde ich, er ist schlecht vorbereitet. Das hätte ihm auch während der Arbeitszeit einfallen können."
Carolin (Jg. 1987)
Da viele Firmen momentan händeringend gutes Fachpersonal suchen, kann sich die Generation Y oft das beste Jobangebot aussuchen. Und genauso selbstbewusst stehen sie in ihrem Leben. Fragt man die Ypisiloner, warum das so ist, lautet die Antwort schlicht „because of me“, weil ich mir wichtig bin.
Caro ist mit ihrem Job zufrieden. Noch einen Master machen um ihre Aufstiegschancen zu erhöhen, strebt sie nicht an. Lieber die Zeit in Privatleben, in Freizeit und Familie investieren. Ihr ständiger Begleiter - das Mobiltelefon - lässt sie immer öfters zuhause oder einfach - aus.