Hochschul-Barometer 2020 Sinkende Stimmung durch Corona-Krise
Vor der Covid-19-Pandemie war die Stimmung unter den Hochschulleitungen so gut wie seit 2011 nicht mehr! Die Corona-Krise schlägt sich auf die Stimmung der Hochschulleitungen nieder: Angst vor großen Herausforderungen durch die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und den Rückgang internationaler Kooperationen ist domnierend.
Das sind die Ergebnisse des Hochschul-Barometers 2020, herausgegeben vom Stifterverband und der Heinz Nixdorf Stiftung:
Neun von zehn Hochschulen (91,9 Prozent) befürchten, dass eine sich verschlechternde wirtschaftliche Lage zur Herausforderung für die Hochschulen wird. Zum Vergleich, vor der Pandemie waren es 73,1 Prozent. Außerdem gehen 61,9 Prozent der Hochschulen von einem Rückgang internationaler Kooperationen aus. Das sind im Juli 2020 über 40 Prozentpunkte mehr als im Winter 2019/2020.
Hochschul-Barometer als Stimmungsbarometer
Das Hochschul-Barometer ist ein Stimmungsbarometer deutscher Hochschulleitungen. "Wie schätzen Sie ihre momentane Situation und ihre Perspektiven ein?" so der schwerpunkt der jährilich stattfindenden Umfrage des Stifterverband und der Heinz Nixdorf Stiftung an alle Rektoren und Präsidenten der Hochschulen in Deutschland. Im April und im Juli 2020 wurden aufgrund der aktuellen Situation Nacherhebungen zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie durchgeführt.
Allgemeine Stimmungslage: Exzellenzuniversitäten zufriedener als andere
Der Stifterverband-Index für die Lage, der die Gesamtstimmung der Hochschulen misst, erreichte mit 29,9 Punkten (Skala von ¬100 bis + 100) den höchsten Stand seit 2011. Während die Stimmungslage allerdings im Durchschnitt recht konstant ist, gibt es wachsende Unterschiede zwischen den Universitäten, die durch die Exzellenzstrategie gefördert werden (48,9 Punkte) und jenen, die keine Förderung erhalten (17,1 Punkte).
Insbesondere in der Wettbewerbsfähigkeit zeigen sich Differenzen: Unter den durch die Exzellenzstrategie geförderten Universitäten liegt der Anteil derjenigen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit in der Lehre als gut bewerten, um 33 Prozentpunkte über dem Anteil der nicht geförderten Universitäten. Bei der Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit in der Forschung beträgt der Unterschied sogar 57 Prozentpunkte.
Positiver Verlauf des digitalen Sommersemesters
Insgesamt bewertet die große Mehrheit (89,9 Prozent) der Hochschulen im Juli 2020 den Verlauf des digitalen Sommersemesters als gut. Bei der Umsetzung des digitalen Sommersemesters fühlt sich die Mehrheit der Hochschulen gut von der Politik unterstützt (56,6 Prozent), zudem bewerten 78,7 Prozent der Hochschulen ihre Autonomie während der Pandemie als ausreichend, um wichtige Entscheidungen treffen zu können. Allerdings haben sich die mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen aus Sicht der meisten Hochschulleitungen hinderlich auf die eigene Forschung, sowie den Transfer und Forschungskooperationen ausgewirkt.
Wandel der Kompetenzanforderungen als große Herausforderung für Hochschulen
Die Anpassungen von Studium und Lehre an die neuen Kompetenzanforderungen des Arbeitsmarktes sehen 96 Prozent der Hochschulen als Herausforderung. Immerhin haben bereits fast drei Viertel der Hochschulen (72,1 Prozent) in den vergangenen drei Jahren neue Lehrangebote entwickelt, um digitale Fähigkeiten fächerübergreifend zu vermitteln. Gleichzeitig sehen 85 Prozent noch weiteren Anpassungsbedarf bei der Vermittlung überfachlicher digitaler Fähigkeiten in den technischen Fächern und sogar 93 Prozent in den Gesundheitswissenschaften.
Hohe Akzeptanz des Zukunftsvertrages Studium und Lehre stärken
An den Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken, der den Hochschulpakt ablösen wird, gab es insgesamt hohe Erwartungen: 70,7 Prozent der Hochschulen sehen den Zukunftsvertrag als wichtig für das gesamte deutsche Hochschulsystem an. Als Schwerpunkt der Förderung wünschen sie sich den Erhalt und die Steigerung der Lehrqualität und der lehrbezogenen Infrastruktur. Differenzierter sehen die Hochschulen die Umsetzung des Vertrages, so die Ergebnisse der Befragung im Juli 2020: Jede zweite Hochschule sieht die Verpflichtungserklärungen der Länder kritisch. Mit den Verpflichtungserklärungen legen die Bundesländer fest, für welche strategischen Ansätze die finanziellen Bundesmittel verwendet werden sollen.
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