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Social Life in Corona Zeiten Das Studentenviertel im Olympischen Dorf in München

Social Life auf dem Campus oder in den Wohnheimen ist nur noch auf Distanz oder gar nicht mehr möglich. Wie verändert sich dadurch das Leben der Studierenden, was sind dabei die größten Herausforderungen?

Von: Anna-Louise Bath

Stand: 18.11.2020

Social Life in Corona Zeiten: Das Studentenviertel im Olympischen Dorf in München

An den Universitäten und Hochschulen läuft das nächste besondere Semester unter den Corona Beschränkungen - Homestudy und gute Selbstorganisation sind gefragt: Wegen der Pandemie werden Lehre und Forschung weitgehend wieder online abgehalten.

Campus Magazin-Moderatorin Sabine Pusch besucht dazu das größte Studentenwohnheim Münchens im Olympiadorf. Hier Stadt-nah und in unmittelbarer Umgebung des Olympiaparks zu wohnen, ist der Wunsch vieler Studierender. Denn hier ist auch immer etwas geboten: Bierstube, Werkstätten, Theatergruppe, Veranstaltungen. Doch wie sieht es jetzt in Zeiten von Corona aus? Wie hat sich das studentische Dorfleben verändert? Wir haben uns im ehemaligen Olympischen Frauendorf umgesehen und mit Mitglieder*innen des Studentenausschusses, Bewohner*innen und Alexander Uehlein vom Deutschen Studentenwerk gesprochen, wie sich die Pandemie auf das Zusammenleben hier auswirkt.

Beton als Leinwand

Von ihren Bewohner*innen bemalte Bungalows

Ein Dorf in der Stadt, eine Mikrogemeinschaft innerhalb der großen Gemeinschaft - das Studentenwohnheim im Münchner Olympiadorf hat etwas von einer kleinen, gelebten Gesellschaftsutopie. Schon äußerlich wirken die zahlreichen, baugleichen Bungalows und das Hochhaus im visionären Stil der frühen Siebzigerjahre symbolisch, wie ein Testfeld aus Beton für soziale Ideen von Gleichheit und Individualität.

Die winzigen Häuschen, ursprünglich für den Aufenthalt der Athletinnen während der Olympiade 1972 konzipiert, dürfen von ihren Bewohner*innen von außen bemalt werden. Die selbstgewählten, bunten Motive handeln von Kitsch und Kindheitserinnerungen, von Revolution, Gesellschaftssatire und persönlichem Ausdruck und lassen keinen Zweifel an einem inspirierenden Umfeld.

Gemeinschaftswesen mit fast schon historischer Tradition

Holzwerkstatt im Olydorf

Für gemeinschaftliche Kreativität steht hier jedoch nicht nur die Fassade, sondern auch die organisatorische Struktur dieser außergewöhnlichen Studentenbehausung. Der schon seit über 40 Jahren bestehende "Verein der Studenten im Olympiazentrum e.V." betreibt zahlreiche gemeinschaftliche Einrichtungen, untergebracht im Gemeinschaftszentrum (GEZ) des "Olydorf", u.a. ein Fotostudio, eine Töpferstube, eine Holz- und Metallwerkstatt, Musikübungsräume, eine Diskothek und die Kneipe "Bierstube". Die kostenfreie Vereinsmitgliedschaft steht jedem Olydorf-Bewohner offen und bietet neben der Nutzung der Einrichtungen und der aktiven Mitgestaltung der "Studentischen Selbstverwaltung" im Dorf auch Jobmöglichkeiten.

Studentenleben unter erschwerten Bedingungen

Weil die Studis im Rahmen der Selbstverwaltung auch die Haftung für einige Gemeinschaftsräume übernommen haben, können diese, anders als in anderen Studentenwohnheimen, auch während der Corona-Krise geöffnet bleiben. Die Werkstätten und die Bierstube werden weiterbetrieben - unter Anwendung eines jeweiligen Hygienekonzepts. In der Holzwerkstatt etwa dürfen sich nunmehr bis zu 5 Personen gleichzeitig aufhalten, natürlich mit Maskenpflicht. Der Kursbetrieb der Töpferwerkstatt musste pausieren, aber die Mitglieder des Töpferausschusses können hier weiterhin werkeln.

Auch der Theaterausschuss hat in den letzten Monaten geprobt – im Freien – und konnte das Stück Anfang Oktober unter Beachtung der erforderlichen Abstandsregeln erfolgreich aufführen.

Trotzdem hat sich auch das Leben im Münchner Olydorf seit Beginn der Corona-Krise stark verändert. Auf den ersten Blick wirkt es ein wenig wie ausgestorben, verglichen mit dem lebendigen Trubel, den das Campus Magazin bei Besuchen in den letzten Jahren erleben und dokumentieren durfte. Heute hält man sich hier zum Leben und Lernen gezwungenermaßen vorwiegend in den eigenen, engen 4 Wänden auf.  Für diejenigen, die in unmittelbarer Nachbarschaft zur lärmenden Großbaustelle auf dem Gelände wohnen, hat sich diese Situation mitunter schon zu einer nervlichen Zerreißprobe zugespitzt.

Soziale Schwierigkeiten vor allem für Erstsemestler

Damit das Studium nicht allzu sehr unter dem Lockdown leidet, gibt es immerhin die Möglichkeit, den vom Studentenwerk betriebenen Lesesaal im Olympiadorf fürs Arbeiten zu nutzen. Allerdings ist der Aufenthalt auch in diesem Gemeinschaftsraum zurzeit beschränkt und nur nach vorheriger Anmeldung möglich.

Alexander Uehlein, Studentenwerk München, im Interview

Das Studentenwerk, das die Studentenwohnanlage verwaltet, bemüht sich außerdem um Corona-konforme Freizeitangebote wie virtuelle Museumsbesuche und Online-Kochkurse. Für die Bewohner in den höheren Semestern eine willkommene Möglichkeit, Gemeinschaft zu erleben – zumindest digital. Von den neu hinzugezogenen Erstsemestlern allerdings wird sie kaum genutzt. Denn wie Alexander Uehlein, Leiter der Abteilung "Studentisches Wohnen" des Studentenwerks München im Interview berichtet, ist für viele die Hürde zu hoch, sich auf rein virtuellem Wege als „Neuer“ in ein bereits bestehendes Netzwerk zu integrieren.

"Ich sehe es grundsätzlich als ein großes Problem in Wohnheimen an, dass es, wenn man nicht wirklich selber Initiative zeigt, schwierig ist, wirklich engen Kontakt herzustellen. Das braucht viel Arbeit. Und gerade die jetzige Situation macht es noch viel, viel schwieriger."

Leonard Hoffmeier, Haussprecher und Vorstand des Studentenvereins


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