Student des Jahres 2016 Christoph Lüdemann - mit "l'appel" viel erreicht
Er ist der erste: Von über 100 vorgeschlagenen Studierenden hat der 29 Jährige das Rennen um den jüngsten Titel in der Hochschulwelt gemacht. Student des Jahres 2015, verliehen vom Deutschen Hochschulverband.
"Student des Jahres" - Ein Preis für Engagement
Der jüngste Preis in der deutschen Hochschulwelt zeichnet keine akademische Spitzenleistung aus. Stattdessen erinnern das Deutsche Studentenwerk und der deutsche Hochschulverband mit der Ehrung an das „Humboldtsche Bildungsideal“. Ein Studium bemisst seinen Sinn, seinen „Erfolg“ demnach keineswegs darin, möglichst viele Credit Points in möglichst kurzer Zeit zu sammeln, sondern darin, das eigene Potential zu entfalten. Die Auszeichnung „Student des Jahres“ will Studierende ermutigen, mit dem Wissen aus ihrem Studium eigene Ziele weiterzuentwickeln. Und soziale Verantwortung dauerhaft so zu übernehmen, dass sie über eigene Karriereziele hinausweist.
Eine erfolgreiche Vision: der Verein l'appel
Innerhalb weniger Jahre haben Christoph Lüdemann und seine Mitstreiter ein Entwicklungshilfe-Start Up für Afrika, eine kleine NGO gegründet und mit ihrem Hilfsverein l'appel bereits viel erreicht. Ihre Ziele sind Nachhaltigkeit, Vernetzung und Hilfe zur Selbsthilfe. Die Studierenden organisieren z.B. Spendengelder für Stipendien. Sie sind überzeugt: Nur durch möglichst hohe Bildung können strukturelle Armut und gesellschaftliche Rückständigkeit überwunden werden.
„Student des Jahres“ Ehrentitel mit Konfliktpotential
Alle lieben „Helden“ und sie tragen wichtige Themen in die Gesellschaft. Trotzdem bleibt die Frage, ob die Bezeichnung des neuen Preises glücklich ist. Ehrenamtliches Engagement funktioniert nicht als „One man Show“, sondern stützt sich auf viele Mitstreiter - doch ihr Einsatz bleibt im Schatten des „Studenten des Jahres“. Zwar ehrt nach demselben Muster jeder etablierte Preis, z.B. „Nachwuchswissenschaftler des Jahres“ eine Einzelperson, die ein Team um sich hat, aber beim Studentenpreis arbeitet das Team komplett ehrenamtlich. Gemessen an der Lebenssituation der engagierten Studierenden, für die sich durch Auszeichnungen neue Türen für die berufliche Zukunft eröffnen könnten, ist es wenig schade, dass nur der Frontmann ausgezeichnet wird.
Steckbrief: Christoph Lüdemann
Nach dem Abitur will der damals 20 jährige Christoph Lüdemann eigentlich Hörfunk-Moderator werden, aber rasch kommen ihm Zweifel. Vieles interessiert ihn, Musik, Medizin, wirtschaftliche Themen. Das Konzept der privaten Hochschule Witten-Herdecke: „Witten wirkt“ überzeugt ihn. Er will selbst etwas Neues aufbauen. Neun Jahre später steht der erste „Student des Jahres“ vor dem Abschuss seines Doppelstudiums in Wirtschaftswissenschaften und Medizin. Christoph Lüdemann schreibt seine Masterarbeit über die Auswirkungen der Privatisierung von Krankenhäusern. Seine medizinische Doktorarbeit verfasst er im Rahmen der Krebsforschung am Köln-Merheimer Krankenhaus der Universität Witten-Herdecke und ist im Vorstand seines Hilfevereins l'appel. Und, er hat sogar noch ein Privatleben. Der gebürtige Kölner ist überzeugter Karnevalist, verreist und feiert gerne mit seiner Lebensgefährtin, Familie und Freunden und fiebert mit dem 1.FC Köln.
"Dieser Preis ist eine interessante Erfahrung, die alle Gefühle mindestens einmal ausgelöst hat. Von sehr positiven euphorischen Emotionen und einer Kraft, was für ein Feed-back auf uns einprasselt. Bis hin zu der Frage: Sollte eine Einzelperson in einer Organisation so geehrt werden?"
Jakob Skatulla, Vorstandsmitglied l'appel
Traut Euch - zeigt allen, was ihr macht!
Engagement wird also auch auf der Wissenschaftsbühne geehrt. Das dürfte auch das Bewusstsein engagierter Studierender ohne Spitzenzensuren verändern. Für manche klang erste die Auslobung „Student des Jahres“ womöglich missverständlich. Darauf deutet hin, dass in der ersten Runde deutschlandweit nur gut 100 Vorschläge für studentische Preisträger gemacht wurden - bei unzähligen und unterschiedlichsten sozialen Projekten, die Studierende hierzulande erfolgreich stemmen.
l'appel - zur Geschichte einer Idee
Als Schüler kommt Christoph Lüdemann in ersten Kontakt mit Afrika - seine Schule unterstützt ein Projekt in Namibia – das aber ausgerechnet in seiner Oberstufenzeit ausfällt - und damit auch die Möglichkeit für ihn, daran teilzunehmen. Für Christoph Lüdemann und seinen Schulfreund Jules Lalande bleibt die Faszination aber auch nach dem Abitur bestehen. 2009 reist Jules nach Ruanda, 2011 fliegen sie gemeinsam hin, knüpfen erste Kontakte und Freundschaften, auch zu ruandischen Stipendiaten, die in Deutschland studieren. Sie wollen die Not im ehemaligen Bürgerkriegsland lindern, den Menschen beim Wiederaufbau helfen und das nicht nur privat, sondern „professionell“. An der Universität Witten Herdecke findet Christoph Lüdemann in seinem Kommilitonen Jakob Skatulla einen Mitstreiter. Gemeinsam gründen die Freunde 2013 den Verein „L'appel“ – der Aufruf. Unter demselben Namen hatte der Großvater von Jules Lalande in der 60er Jahren einen französischen Hilfsverein gegründet. Rasch finden die Studenten weitere Unterstützer.
Wir von Campus gratulieren deshalb dem Preisträger 2015 Christoph Lüdemann und seinem Verein l'appel zu ihrem erfolgreichen und preisgekrönten Engagement herzlich. Und sind schon gespannt auf die neue Runde - vorschlagsberechtigt sind Studierende, Professoren und Unis.
Das "ausgezeichnete" Projekt - der Traum vom Ende der Armut
Unerfahren in Entwicklungshilfe und internationaler Projektarbeit hat sich der Verein l'appel Großes vorgenommen: Die nachhaltige Bekämpfung von Armut durch bessere Bildung, medizinische Versorgung und Infrastruktur. Ein Krankenhaus, das seine Mitarbeiter zuverlässig zahlt, eine Schule mit Internat für Ebolawaisen und Dorfkinder, die sonst keine Schulbildung erhalten und medizinisch betreut werden, sind wichtige Etappen. Kernidee sind Stipendien für Schüler und Studenten, organisiert nach dem Vorbild der Studienfinanzierung an der Privatuniversität Witten Herdecke. Jeder kann damit zunächst umsonst studieren, zahlt aber später, je nach erzieltem Einkommen, die Ausbildung der nächsten Generation von Stipendiaten. So wächst vor Ort die Verantwortung für gerechtere Bildungschancen. Für gute Positionen in der Infrastruktur fehlen gerade in Afrika fehlen überall Fachkräfte. Dies könnte sich so nachhaltig ändern.