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Studienfachwechsel Soll ich oder soll ich nicht?

Es gibt rund 20.000 Studiengänge in Deutschland. Bei so viel Auswahl ist klar: Nicht immer studiert man auf Anhieb das, was zu einem passt. Dann aber nochmal ein neues Fach zu finden, kann oft belastend sein. Wir zeigen euch, was ihr beachten könnt, damit der Fachwechsel möglichst stressfrei wird.

Von: Patricia Gabor

Stand: 07.07.2020

Studienfachwechsel: Soll ich oder soll ich nicht?

Habe ich mich nicht genug engagiert? Habe ich nicht genug gelernt? Bin ich nicht gut genug? Oft beginnt es mit Selbstzweifeln. Viele Studierende machen sich erst einmal selber dafür verantwortlich, dass ihnen Lust und Spaß am Studium vergehen. Eine Frage wird dabei aber manchmal vergessen: Liegt es vielleicht einfach am Studiengang? 

Bei Zweifeln: Studienberatung

"Häufig ist es eine falsche Vorstellung, von dem, was sich die Leute versprechen, im Studium zu finden und sie finden das dann nicht."

(Bernd Zumdick, Studienberater an der TU München)

Bernd Zumdick berät regelmäßig Studienzweifler: Einige von ihnen suchen gleich bei ersten Zweifeln das Gespräch, andere erst dann, wenn sie die Situation emotional belastet. „Bei Manchen hat sich schon ein Gefühl des Scheiterns festgesetzt. Es ist eine Resignation entstanden, die es gilt, wieder abzuräumen.”

Die Beratung bei Bernd Zumdick läuft in vielen Fällen in drei Schritten ab. Zuerst wird die Situation analysiert: Woher kommt die Unzufriedenheit? Liegt es am Inhalt oder am Rahmen, wie zum Beispiel an der Atmosphäre, an der beruflichen Perspektive oder an Praktika? „Das herauszuarbeiten und zu trennen, ist wichtig”. Vor allem für Schritt zwei, bei dem nach einem Studienfach gesucht wird, das sich vom letzten Fach unterscheiden soll, jedenfalls da, wo es geknirscht hat. In Schritt drei spricht Bernd Zumdick mit den Studierenden darüber, inwieweit sie sicher sind, dass das neue Fach genau das bietet, was sie suchen.

Gutes Timing hilft

Wer nicht wechseln möchte, weil er oder sie das Fach schon so lange studiert, sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass diese Zeit keine verlorene Zeit ist. Das gibt Bernd Zumdick den Ratsuchenden gerne mit: „Die negativen Erfahrungen in der ersten Phase sind sehr wertvoll für die Zweite. Im zweiten Schritt wird es eigentlich immer besser. Und je näher man in dem Feld bleibt, in dem man bereits studiert hat, je mehr erbrachte Leistungen kann man sich anrechnen lassen. Die sind nie weg und die Erfahrung, die man gemacht hat, sowieso nicht.”

Trotzdem sollte man die Entscheidung eines Fachwechsels nicht vor sich herschieben. Eine gute Möglichkeit ist es, sich selber eine realistische Deadline zu setzen, innerhalb der man festlegt, ob man wechselt.

Fristen beachten

Ist die Entscheidung gefallen, welches Fach es im neuen Semester werden soll, ist als nächstes der Blick auf die Bewerbungs- und Einschreibefristen wichtig. Die können von Uni zu Uni unterschiedlich sein, sogar von Fach zu Fach, insbesondere, wenn das Fach einen NC hat oder für die Zulassung eine Eignungsprüfung ansteht. Wer die Fristen verpasst, muss ein Semester warten, oder im schlimmsten Fall sogar zwei, denn manche Studiengänge starten immer nur zum Wintersemester. 

BAföG-Anspruch: Die Fakten

Ein guter Grund, die Entscheidung zwar ausgiebig zu durchdenken, aber nicht vor sich herzuschieben, ist der BAföG-Anspruch. Verlängert sich das Studium durch den Wechsel nicht, weil die erbrachten Leistungen angerechnet werden können, bleibt der Anspruch erhalten. Wechselt man in ein völlig anderes Fach, zum Beispiel von Mathematik zu Literatur, ist es komplizierter. 

Bis zum Beginn des dritten Fachsemesters ist ein Wechsel noch problemlos möglich - BAföG gibt es weiterhin. Aber nicht vergessen, dem BAföG-Amt trotzdem Bescheid zu geben. Wer bis zum Beginn des vierten Fachsemesters wechselt, bekommt auch weiterhin die Förderung, wenn ein “wichtiger Grund” vorliegt. Als wichtiger Grund zählen Überforderung mit dem Fach oder ein Wandel der Interessen. Bei einem Wechsel nach dem vierten Fachsemester gibt es kein BAföG mehr, es sei denn, es gibt einen unabweisbaren Grund dafür, zum Beispiel einen Unfall, der es unmöglich macht, weiterhin Sport zu studieren. Dies gilt auch für einen Wechsel während des Masterstudiums, unabhängig vom Fachsemester. 

Nicht vergessen, auch die Krankenkasse über den Wechsel zu informieren.

Jeder Fünfte wechselt das Fach

Wer überlegt, sein Studienfach hinter sich zu lassen und mit einem neuen zu beginnen, ist nicht allein. Laut der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks wechselt jede und jeder fünfte Studierende seit der Erstimmatrikulation mindestens einmal das Studienfach oder den Abschluss - ein ganz normaler Vorgang also, der zum Studium dazugehört.

"Wir versuchen sehr, den Leuten zu vermitteln, dass das Sprechen über so eine Situation gut tut, dass es immer eine Lösung mit sich bringt, dass es immer Möglichkeiten gibt, die Situation zu verbessern und dass es selten eine ausweglose Situation ist."

(Bernd Zumdick, Studienberater an der TU München)


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