Prof. Dr. Gerrit Begemann, Biologe Was Fische und Menschen verbindet
Fische und Menschen stammen von gemeinsamen Vorfahren ab, die vor ca. 435 Millionen Jahren lebten. Sie besaßen bereits paarweise angeordnete Flossen zur Fortbewegung. Gesteuert wurde die Entwicklung dieser Gliedmaßen von Genen.
Diese Gene setzen auch heute noch die Baupläne in Fisch und Mensch für Flossen bzw. Arme und Beine um.
Fische sind ein wichtiges Modellsystem für die biomedizinische Forschung. Professor Gerrit Begemann von der Universität Bayreuth untersucht mit seinem Team die molekularen Wechselwirkungen zwischen Zellen im Fischembryo, um herauszufinden, wie sich Flossen bilden. Das Forscherteam konnte feststellen, dass Veränderungen der Menge von Retinsäure zu schweren Defekten bei der Bildung der Brustflossen führt. Bei Fischen, wie auch beim Menschen, wird Retinsäure von bestimmten Zellen aus Vitamin A hergestellt. Tatsächlich führt auch beim Menschen zu viel oder zu wenig Vitamin A während der Schwangerschaft zu Störungen in der Entwicklung des Embryos.
Retinsäure spielt auch bei einem anderen faszinierenden Phänomen eine wesentliche Rolle spielt: Im Gegensatz zum Menschen können Fische ihre Gliedmaßen und viele andere Körperteile nach Amputation komplett regenerieren. Wichtige Vorgänge der Regeneration werden von Retinsäure gesteuert.
Prof. Dr. Gerrit Begemann studierte Biologie und promovierte an der Universität Heidelberg. Anschließend ging er vier Jahre als Postdoc nach England, zum Imperial Cancer Research Fund in London und an die University of Sheffield. 2006 habilitierte er sich in Genetik und Zoologie an der Universität Konstanz mit einer Habilitationsschrift über “Retinsäure und interagierende Signalwege in der Embryonal- und Flossenentwicklung von Fischen”. Seit 2012 ist Gerrit Begemann Professor für Entwicklungsbiologie an der Universität Bayreuth. Für seine hervorragende Lehre wurde er in Konstanz und an der Universität Bayreuth von den Studenten ausgezeichnet.