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Fraktions-Streit bei der AfD Unversöhnlich nach außen und nach innen

Die AfD weiß aus ihrer Sicht nicht nur alles besser, sie macht auch noch alles besser als die anderen Parteien. Zumindest wenn es um den Absolutheitsanspruch von Personen und Positionen geht.

Von: Steffen Jenter

Stand: 06.07.2016 | Archiv |Bildnachweis

Die AfD-Parteivorsitzende Frauke Petry, der stellvertretende Parteivorsitzende Alexander Gauland (M) und der Parteivorsitzende Jörg Meuthen unterhalten sich am 30.04.2016 beim 5. AfD Bundesparteitag in Stuttgart | Bild: picture-alliance/dpa/Marijan Murat

Auch bei Union, SPD und allen anderen wird gestritten: Seehofer gegen Merkel, die SPD gegen ihren Vorsitzenden, und so weiter… Aber die Heftigkeit der AfD, die hat schon etwas Besonderes. Und das liegt im System der AfD. Erneut liefert die Partei ein abstoßendes Schauspiel der Selbstzerfleischung.  Einst hat man Parteigründer  Bernd Lucke als Vorsitzenden gestürzt. Jetzt ist offenbar Frauke Petry dran.

Denn es geht ja derzeit nicht um Baden-Württemberg, die Spaltung der dortigen Landtagsfraktion oder die Antisemitismus-Vorwürfe  gegen einen Abgeordneten. Nein, es geht um einen immer brutaleren Machtkampf. Es stehen sich gegenüber: Auf der einen Seite AfD-Chefin Petry, ihr Lebensgefährte und NRW-Landesvorsitzender Marcus Pretzell und andererseits Co-Parteichef Jörg Meuthen sowie die Landesvorsitzenden Björn Höcke und Alexander Gauland.

Partei lebt von Abgrenzung

Dass bei der AfD so heftig geholzt wird, hat einen Grund. Die Partei ist durch und durch intolerant. Nach innen und nach außen. Sie lebt von Feindbildern. Von Abgrenzung. Intolerant gegenüber Flüchtlingen, intolerant gegenüber modernen Lebensformen, gegenüber Homosexuellen, gegenüber anderen Meinungen an sich und intolerant gegenüber jenen, die sie vertreten. Von der einstigen Professorenpartei die gegen den Euro antrat ist nichts, aber auch gar nichts geblieben. Der Rechtsruck scheint endgültig. Und Abwägung an sich ist nicht mehr vorgesehen.

AfD demaskiert sich selbst

All das hat aber auch etwas Gutes: ähnlich wie in Großbritannien die Brexit-Befürworter demaskieren sich auch in Deutschland gerade die AfD-Spitzenleute als das, was sie sind. Gnadenlose Populisten. Mit einfachen, platten Lösungen für jedes Problem. Aber nicht in der Lage, abzuwägen, den schwierigen Weg zu gehen, Konsens zu suchen – in der Sache und über Personen. Insgesamt ein bequemes, eine verantwortungsloses Verhalten.

Die Probleme aber, um die es geht – ob Zuwanderung oder soziale Gerechtigkeit – sie erfordern nun mal komplizierte Lösungen und Akteure, die besonnen handeln. Es gäbe eine einfache Möglichkeit das Schauspiel zu beenden. Einfach nicht AfD wählen. Davon aber ist in Umfragen bislang wenig zu spüren. So einfach machen es die Bürger den anderen Parteien nicht. Die müssen sich schon noch anstrengen, die stattliche Zahl der AfD-Wähler zurückzuerobern. Sich nur auszuruhen und sich an der Selbstzerfleischung der anderen zu erfreuen, wird nicht ausreichen.







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Seppl, Mittwoch, 06.Juli 2016, 13:11 Uhr

1. Partei in Gärung?

Die Meinungsäußerung von H. Jenter ist in den Raum gestellt, ohne dass das Puplikum sich wirklich ein Urteil bilden kann. Die Partei steht für mich für Euroskepsis, eine nicht unkritische Haltung zur EU in der derzeitigen Form und für eine entschlossene Haltung gegenüber der Zuwanderung.
Ob diese Partei sich jemals etabliert, ob es zu Dramen kommt wie in der Anfangszeit bei den Grünen (Kelly, Bastian) muß sich zeigen.

Die AfD wünsche ich mir in den Parlamenten, als Oppositionspartei. In wenigen Jahren werden die Wähler sich dann selbst ein Bild machen können, ob wir diese Partei brauchen oder nicht.

Die Machtkämpfe sind mir im Prinzip gleichgültig.

  • Antwort von Truderinger, Mittwoch, 06.Juli, 13:55 Uhr anzeigen