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Karl Valentin Kein Glück am Anfang

Stand: 31.05.2004 | Archiv

Karl Valentin um 1905 | Bild: picture-alliance/dpa

Im Zusammenzimmern von Tischen und Schränken war Valentin gut, er sah darin aber nicht seine Zukunft. Vielmehr zog es ihn schon seit der Jugendzeit auf die Bühne. Um schauspielerische Grundlagen zu erwerben, trat er 1902 in die Münchner Varieté-Schule ein, wo er aber nur drei Monate blieb. Die ersten Versuche in freier Wildbahn waren niederschmetternd: Ein einwöchiges Engagement im Nürnberger Varieté "Zeughaus" und eine Tournee durch Ostdeutschland bis nach Berlin waren ein derartiger Misserfolg, dass weniger beharrliche Tischler wohl wieder zu ihren Leisten zurückgekehrt wären.

Musik-Clown mit Zauber-Orchestrion

Musikalisches Multitalent

Zither, Mandoline, Gitarre, Ziehharmonika, Violine, Trompete, Posaune, Tuba, Waldhorn, Klarinette, Pikkoloflöte, Fagott - Valentin war ein Tausendsassa. Und die meisten Instrumente brachte er sich sogar autodidaktisch bei.

Aus dem verkorksten Start waren jedoch auch Lehren zu ziehen. Zum einen erkannte er, dass sein Geburtsname Valentin Ludwig Fey wenig her machte. Zunächst probierte er es daher als "Musical-Fantast Charles Fey". Und er entdeckte als unentbehrliches Element seiner Sketche die Musik. Sie blieb mitbestimmender Faktor für sein gesamtes Schaffen.

Die Clown-Nummer zog auch später immer wieder.

1903 konstruierte er einen wundersamen Musikapparat: ein Orchestrion, das aus nahezu 20 Instrumenten bestand. Nur jemand mit großer Musikalität und außerordentlicher Fingerfertigkeit vermochte einem solchen Gerät Töne zu entlocken.

Valentin konnte es, schlüpfte dazu ins Clown-Kostüm und ging so auf die erwähnte Berlin-Tournee. Leider zertrümmerte er das Orchestrion später in einem Wutanfall mit der Axt. Auch sonst lief einiges schief in seinem Leben: Nur vier Jahre nach dem Tod seines Vaters musste er dessen Firma 1906 aufgrund schlechter Geschäfte verkaufen.

Valentins Ehefrau Gisela Royes (Aufnahme um 1950)

Er war mittlerweile so arm, dass er sich nicht einmal mehr die Miete leisten konnte und seine einjährige Tochter zu den Großeltern geben musste. Das Kind stammte aus einer Beziehung mit Gisela Royes, dem Dienstmädchen seiner Eltern, das er 1911 heiratete.

Komiker von der lustig-traurigen Gestalt

Valentin war am ersten Tiefpunkt seines Lebens angelangt. Er war so verzweifelt, dass er sich mit Selbstmordgedanken trug. Nur einem glücklichen Zufall war es zu verdanken, dass er sich 1908 beim Gastwirt und Münchner Original Ludwig Greiner einquartierte.

Dieser erkannte sofort das komische Talent Valentins und ermunterte ihn, Couplets zu verfassen, die selbstironisch auf dessen Figur abzielen sollten. Valentin war deutlich über 1,80 Meter groß und dabei spindeldürr. Valentin griff die Idee Greiners auf und nannte sich vorübergehend "Skelettgigerl".

Verdrehte Komik

Er begann nun, seine spezifische Komik mit grotesker Körpersprache, Slapstick-Effekten und dem Spiel mit der Sprache zu entwickeln. Das Konzept ging auf - durch seine Auftritte beim "Baderwirt" in der Dachauer Straße machte er sich einen Namen in München. Es ging wieder aufwärts.

"Der Elefant, der Elefant,
der war, wie immer, sehr galant.

Das Nilpferd, das Nilpferd,
benahm sich wirklich ganz geschert.

Das Eidachsel, das Eidachsel,
das fraß a abbräunts Schweinshaxel.

Das Dromedar, das Dromedar,
aß zur Verstärkung Kaviar.

Das Gnu, das Gnu,
das hatte schon genu."

5 der 40 Strophen aus Valentins 'Maskenball der Tiere' (witzige Lieder mit Kehrreimen gehörten damals zum Repertoir der Volkssänger)


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