Freiheit nach fast 50 Jahren Haft
Nach fast einem halben Jahrhundert im Gefängnis ist der sogenannte Mittagsmörder am 26. Februar 2015 auf Bewährung freigekommen. Der 74-Jährige hatte in den 1960er-Jahren sieben Menschen in und um Nürnberg umgebracht – immer um die Mittagszeit – und sorgte so für Angst und Schrecken. Wegen fünffachen Mordes wurde er schließlich verurteilt.
Das Landgericht Nürnberg-Fürth sprach den damals 26 Jahre alten Mann 1967 wegen fünffachen Mordes und besonders schweren Raubes schuldig. Bislang waren seine Versuche, in Freiheit zu kommen, stets gescheitert. Das Risiko, dass der Mann erneut ein Verbrechen begehen könnte, wurde als zu hoch eingeschätzt.
Die fünf Morde des Klaus G.
Bewährung ab März
2012 entschied das Nürnberger Oberlandesgericht (OLG) dann, dass der Rest seiner lebenslangen Haft zum 1. März 2015 zur Bewährung ausgesetzt wird. Allerdings wurde der 74-jährige schon einige Tage früher entlassen. Bei der Einstufung des Mannes als nicht mehr gefährlich spielte auch sein fortgeschrittenes Alter eine Rolle, so Justizsprecher Michael Hammer. Kaum ein anderer Häftling hat bisher so lange wie der Mittagsmörder im Gefängnis gesessen. Hammer bezeichnete den Fall als "relativ einmalig".
Schulfreund erzählt von Besuchen
In einem exklusiven Interview mit dem Bayerischen Rundfunk beschreibt ein ehemaliger Schulfreund von Klaus G., Günter Rachinger, seine Besuche im Gefängnis. Der 74-Jährige, der sich selbst auch "Mittagsmörder" nennen würde, habe nur ein Interesse, er will rauskommen. "Ich vermute aber schon, dass ihm das nicht ganz geheuer ist", so Rachinger.
"Er ist der, der als 'Mittagsmörder' in die Geschichte eingegangen ist. Das klebt an ihm, das weiß er."
Günter Rachinger, ehemaliger Schulfreund von Klaus G.
Klaus G. wurde 1965 festgenommen. Zusammen mit der Untersuchungshaft wäre er im kommenden Juni 50 Jahre in Haft gewesen. Da der 74-Jährige keine Verwandten hat, bei denen er wohnen kann, soll er nach seiner Entlassung in einem Männerheim untergebracht werden. Dort wird er von Sozialarbeitern betreut. "Zwei Einrichtungen in Bayern sind bereit, ihn aufzunehmen", sagte Hammer. Wo diese sind, will die Justiz nicht sagen, um dem Mann eine Chance auf Resozialisierung zu geben.
Das Leben von Klaus G.
Klaus G. kam 1940 als Sohn eines Berufsoffiziers in Frankfurt an der Oder zur Welt. 1949 zieht er mit seinem Bruder und seiner Mutter nach Hersbruck, der Vater gilt seit 1945 als vermisst. In Hersbruck besucht er das heutige Paul-Pfinzing-Gymnasium, fällt aber einmal während seiner Schullaufbahn und dann noch einmal bei der Abschlussprüfung durch. 1962 gelingt ihm dann schließlich das Abitur in Ingolstadt. Danach beginnt er ein Wirtschaftsstudium in Nürnberg, bricht es aber vorzeitig ab. Im Sommer 1964 meldet er sich als Offiziersanwärter, desertiert aber ein Jahr später wieder. In einem Brief an die Hersbrucker Zeitung im Jahr 2012 schreibt er, seine Mutter hätte ihm verboten seinen Traumberuf Förster zu ergreifen. Außerdem hätte sie eine Liebschaft mit einem Mädchen zerstört. Das habe er nicht verkraftet.
Training am Smartphone und Bankautomaten
In den vergangenen Jahren wurde der 74-Jährige auf sein Leben in Freiheit vorbereitet. Im Gefängnis bekam er von zahlreichen Neuerungen nur wenig mit. Wie mehrere Medien berichtet hatten, unternahm der Mann aus der Justizvollzugsanstalt in Straubing heraus unter Aufsicht Ausflüge mit anderen Häftlingen. Außerdem habe man ihm gezeigt, wie man Geld an einem Bankautomaten abhebt, was ein Smartphone ist und wie man in einem Discounter einkauft.
Täter bereut die Morde
Der verurteilte Mann hatte 2012 in einem Leserbrief an die "Hersbrucker Zeitung" beteuert, er habe sich seit den Taten "vollkommen geändert". Er bereue sie zutiefst. Die Opfer und ihre Angehörigen täten ihm leid.