NSU-Prozess


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NSU-Prozess, 256. Verhandlungstag "Ein Meilenstein für die Ermittlungen"

Im NSU-Prozess war der 256. Verhandlungstag hilfreich für die Ermittler. Ein Zeuge berichtete, die Angeklagten Carsten S. und Holger G. hätten bei einer Vernehmung Ralf Wohlleben schwer belastet.

Von: Julian von Löwis

Stand: 20.01.2016 | Archiv

Carsten S. und Holger G. | Bild: picture-alliance/dpa; Montage: BR

"Ohne die Angaben von Herrn G. hätte der dringende Tatverdacht gegen Wohlleben nicht begründet werden können", so begann der Zeuge heute seine Aussage beim Münchner NSU-Prozess. Der 42-jährige Staatsanwalt hatte im November 2011 Holger G. im Rahmen der Ermittlungen der Bundesanwaltschaft vernommen:

"G. hat mir gesagt, dass er eine Schusswaffe von Wohlleben bekommen hat und diese Frau Zschäpe und den verstorbenen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt übergeben hat."

Zeuge

Dadurch sei man auch auf den Angeklagten Carsten S. gekommen. Dieser habe nach seiner Verhaftung dem Ermittlungsrichter den Transport einer Waffe mit Schalldämpfer geschildert, die er selbst als Ceska 83 identifizierte, so der Zeuge. Mit einer solchen Waffe sollen Mundlos und Böhnhardt insgesamt neun Menschen ermordet haben.

"Das war natürlich ein Meilenstein für die Ermittlungen, dass S. diese Angaben gemacht hat."

Zeuge

Nur S. wird noch einmal aussagen

Die Angeklagten S. und G. hatten gleich zu Beginn des Prozesses vor dem Münchner Oberlandesgericht ausgesagt. Seitdem ist aber viel passiert, zahlreiche Beweismittel wurden eingebracht und Zeugen gehört. Auch die beiden Angeklagten Wohlleben und Zschäpe haben sich inzwischen geäußert.

Die Verteidigung von Carsten S. kündigte heute an, dass ihr Mandant im Verfahren noch weitere Angaben machen werde. Man wolle zuvor aber noch die Aussage eines geladenen Zeugen aus der rechten Szene abwarten.

Holger G. lies dagegen erklären, nichts mehr zu sagen - zum Bedauern vieler. Denn es war G., der den Ermittlern entscheidende Hinweise zu Wohlleben lieferte. Nun hat dieser endlich gesprochen und alles abgestritten. Eine erneute Aussage von G. wäre eine ideale Möglichkeit, da noch einmal nachzuhaken.

Was erwartet uns morgen?

Zum Schluss des heutigen Verhandlungstages hat Richter Manfred Götzl angekündigt, dass morgen die lang erwarteten Antworten Zschäpes auf die Fragen des Gerichts verlesen werden. Kommt es nun endlich zum großen Höhepunkt? Wohl kaum! Der neue Pflichtverteidiger Mathias Grasel soll angedeutet haben, dass die Verlesung der Antworten nur etwa eine Stunde dauern soll - der Richter hatte allerdings 63 Fragen diktiert. Alleine durch diese extrem knapp bemessene Zeit sind Rückschlüsse auf die morgen zu erwartende Tiefe des Inhalts erlaubt.


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