22

Freies Netz Süd verboten Neonazi-Gruppe war in Oberbayern sehr aktiv

Das Freie Netz Süd, zeitweise die größte und aktivste Neonazi-Organisation Bayerns, ist vom Bayerischen Innenministerium verboten worden. Das Netzwerk war auch in Oberbayern sehr aktiv und hat einen Münchner Stadtrat unterstützt.

Stand: 23.07.2014 | Archiv

Eine Frau in einem T-Shirt mit dem Aufdruck "Nazi Braut" | Bild: picture-alliance/dpa; Bildbearbeitung: BR

Wenn in Oberbayern in letzter Zeit irgendwo Neonazis aufmarschierten, dann steckte fast immer das Freie Netz Süd dahinter, etwa bei Kundgebungen in Burghausen oder Mühldorf. Aber auch bei Faschingsumzügen und Weihnachtsmärkten versuchten die Aktivisten, ihre Propaganda zu verbreiten - und sie wurden dabei auch gewalttätig: In Landsberg etwa schlugen sie auf den grünen Landtagsabgeordneten Ludwig Hartmann ein.

Homepage-Verantwortlicher aus Teising

Berichte über ihre Aktionen veröffentlichten die Neonazis regelmäßig auf ihrer Homepage, ihrem wichtigsten Propagandainstrument. Dort hetzten sie auch gegen politische Gegner und billigten mehr oder weniger offen Attentate und Brandanschläge. Verantwortlich für die Homepage zeichnete ein bekannter Neonazi aus Teising im Landkreis Altötting. Er ist erst unlängst zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er auch Fotos von Polizisten veröffentlichte. Die Homepage des Freien Netz Süd ist seit Ende April nicht mehr aktualisiert worden, inzwischen ist sie nicht mehr erreichbar. Ein Grund dürfte sein, dass sich das Verbot des Neonazi-Netzwerks seit Monaten abgezeichnet hat.

Nazi-WG im Münchner Stadtteil Obermenzing

Sitzt für eine Tarnliste der NPD im Münchner Stadtrat: Karl Richter

Das Netzwerk hat auch Verbindungen zum rechtsextremen Münchner Stadtrat Karl Richter von der Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA). Sie ist eine Tarnliste der NPD. Laut Auskunft von Miriam Heigl von der Münchner Fachstelle gegen Rechtsextremismus hat das Netzwerk den Stadtrat im Kommunalwahlkampf intensiv unterstützt. Richter hatte laut Heigl auch engen Kontakt zu einer Neonazi-Wohngemeinschaft im Münchner Stadtteil Obermenzing. Dort war neben verurteilten Rechtsterroristen wie Martin Wiese auch einer der Angeklagten im NSU-Prozess regelmäßig zu Gast. Vor genau einem Jahr hatten 700 Polizisten rund 70 Objekte des Freien Netz Süd durchsucht, darunter auch die Wohnung in Obermenzing.

"Der Dritte Weg": neuer Name, alte Gesinnung und Gesichter

Aus Sicht von Szenekennerin Heigl kommt das Verbot des Freien Netz Süd allzu spät. Von der Durchsuchung bis zum Verbot sei ein Jahr vergangen. Inzwischen hätten die Neonazis schon wieder eine neue Struktur aufgebaut - unter dem Namen "Der Dritte Weg", eindeutig an "Das Dritte Reich" angelehnt. Dort seien dieselben Mitglieder wie schon beim Freien Netz Süd aktiv.


22