Fall Peggy Gewissheit: Leichenteile stammen von Peggy
Nun steht es fest: Die in Thüringen gefundenen Knochenreste stammen von Peggy aus Lichtenberg. Das teilte die Staatsanwaltschaft Gera mit. Wie das Mädchen ums Leben kam, ist aber nach wie vor unklar.
Die Untersuchung habe ergeben, dass es sich um die sterblichen Überreste von Peggy handelt, so die Ermittler. Die genauen Todesumstände sind nach wie vor unklar. Außerdem steht noch nicht fest, ob die Ermittler weitere DNA-Spuren an den Knochenresten feststellen konnten.
Ermittlungen wieder am Anfang
Ob der überaus mysteriöse Fall durch den Fund der Leichenreste noch aufgeklärt werden kann, ist aber unklar. Das hängt davon ab, ob es den Ermittlern gelingt, DNA- oder Faserspuren zu sichern. Daraus könnten Staatsanwaltschaft und Polizei Rückschlüsse auf die Todesumstände ziehen. Zwar deutet vieles auf ein Verbrechen hin, aber mit dem Fund der Knochenreste stehen die Ermittler wieder ganz am Anfang. Unterdessen wurde die seit 2002 bei der Polizei in Bayreuth bestehende Ermittlungsgruppe "Peggy" zur "Sonderkommission Peggy" aufgestockt.
"Ich denke, so traurig die Tatsache jetzt ist, so erlösend ist es auf der anderen Seite, endlich Klarheit zu haben, was mit Peggy geschehen ist."
Günter Saalfrank, Hofer Dekan
Unterdessen haben Polizisten erneut das Waldstück abgesucht, in dem die Knochen gefunden wurden. Im Umkreis von weit mehr als 100 Metern rund um den Fundort waren Bereitschaftspolizisten und Ermittler der Soko "Peggy" im Einsatz, um mögliche Spuren zu sichern. Nachdem sich die Nachricht vom Knochenfund am Montag (04.07.16) herumgesprochen hatte, gingen bei der Polizei neue Zeugenhinweise ein. Allerdings bezweifelt die Polizei, dass sich daraus entscheidende Ermittlungsansätze ergeben.
Freispruch für Verurteilten
Im Fall Peggy waren in den vergangenen 15 Jahren mehrere Personen ins Visier der Ermittler geraten. Einer der Verdächtigen, ein geistig zurückgebliebener Mann aus Lichtenberg, wurde 2004 vom Landgericht Hof wegen Mordes an Peggy verurteilt. In einem Wiederaufnahmeverfahren wurde er 2014 aber freigesprochen.
Bürgermeister hofft auf Klarheit
Die Ermittlungen gegen drei weitere Tatverdächtige wurden zwischenzeitlich eingestellt. Derzeit führt die Staatsanwaltschaft Bayreuth noch ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt.
Lichtenbergs Bürgermeister Holger Knüppel (parteilos) hofft nun, dass der Fall bald abgeschlossen wird.
"Das wäre sehr, sehr wichtig für Lichtenberg", sagt Knüppel.
"Das Schlimmste wäre, wenn niemand gefunden wird, kein Schuldiger."
Holger Knüppel (parteilos), Bürgermeister von Lichtenberg
Ex-Soko-Chef hofft auf schnelle Aufklärung
Nach den neuen Entwicklungen im "Fall Peggy“ hofft der frühere Leiter der ersten Soko, dass "wir der Aufklärung jetzt hoffentlich bald ein Stück näher kommen“. Herbert Manhart war von Beginn an mit dem Fall des verschwundenen Mädchens aus dem oberfränkischen Lichtenberg befasst. Das große Problem der ersten Ermittlungen vor 15 Jahren war gewesen, "dass wir keine Leiche hatten, denn die ist immer die erste und die beste Spur", so der Ex-Soko-Leiter. Vom "Fall Peggy" war er zuvor abgezogen worden, nachdem die Ermittlungen seiner Soko zu keinem Fahndungserfolg geführt hatten.
Manharts Nachfolger als Soko-Leiter, Ralf Behrendt, sagte dem Bayerischen Rundfunk, durch den Leichenfund würden nun viele der damals verfolgten Spuren wegfallen. Die Ermittler waren damals dem Hinweis nachgegangen, Peggy könnte in die Türkei verschleppt worden sein. Auch die Möglichkeit, Peggy sei an ein Kinderbordell nach Tschechien verkauft worden, wurde nicht ausgeschlossen.
Pilzsammler entdeckte Skelett-Teile
Ein Pilzsammler hatte die Knochen am Samstagnachmittag (02.07.16) offenliegend in einem Waldstück zwischen Rodacherbrunn in Thüringen und Nordhalben in Oberfranken entdeckt. Bei Grabungen seien dann weitere Knochen entdeckt worden, sagte Polizeisprecher Jürgen Stadter.
Hintergrund: Peggys rätselhaftes Verschwinden
Am 7. Mai 2001 war die damals neunjährige Peggy Knobloch spurlos in ihrem Heimatort Lichtenberg im Landkreis Hof verschwunden. 2004 wurde ein geistig behinderter Nachbar vom Landgericht Hof in einem aufwändigen Indizienprozess wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt und aufgrund weiterer Delikte in der Psychiatrie untergebracht. In einem Wiederaufnahme-Verfahren sprach das Landgericht Bayreuth den Mann dann wieder frei, er wurde 2015 entlassen.
Auch die Ermittlungen gegen weitere Tatverdächtige hatten bislang keine Spur auf das Mädchen gebracht: So gerieten ehemalige Bekannte der Familie aus Halle/Saale ins Visier der Fahnder. Diese Spur brachte jedoch keinen Durchbruch, sie gelten nicht mehr als Verdächtige.
In den vergangenen Jahren gab es teilweise spektakuläre Untersuchungsaktionen: So wurde in einer Talsperre in Sachsen auf einen Hinweis hin nach dem Schulranzen von Peggy gesucht. In einem Garten eines Anwesens in Lichtenberg wurde 2013 gegraben. Die Ermittler fanden dort zwar Knochenreste, sie stammten aber nicht von Peggy. Ebenso ohne Erfolg blieb eine Grabungsaktion am Lichtenberger Friedhof Anfang 2014.