Schlag gegen Salafisten-Szene "Für radikale Islamisten ist kein Platz in Deutschland"
Bundesinnenminister de Maizière hat die islamistische Vereinigung "Die wahre Religion" verboten. Bundesweit wurden heute früh knapp 200 Wohnungen und Büros der Vereinigung durchsucht. De Maizière sprach von einem klaren Signal im Kampf gegen islamistischen Terror.

Laut Bayerischem Innenmimisterium gab es allein in Bayern 34 Durchsuchungen: elf in Oberbayern, zwei in Oberfranken, zehn in Mittelfranken, eine in Unterfranken und zehn in Schwaben. 240 Einsatzkräfte stellten laut Mitteilung am Dienstagmorgen zahlreiche Datenträger und Beweismittel sicher. Das Bundesinnenministerium hatte zuvor die radikal-salafistische Vereinigung "Die wahre Religion" verboten, die hinter umstrittenen Koran-Verteilaktionen in deutschen Städten steht.
Durchsuchungen auch in Augsburg und Nordschwaben
Im Zuge der Razzia wurden auch mehrere Wohnungen in Augsburg und Nordschwaben durchsucht. Das bestätigte Thomas Rieger, Sprecher des Polizeipräsisidums Schwaben-Nord soeben dem BR. Rieger zufolge wurden drei Privat-Wohnungen in der Stadt Augsburg durchkämmt, zwei im Landkreis Augsburg und eine im Landkreis Donau-Ries. Moscheen oder Gebetsräume waren nicht betroffen. Die Durchsuchungen seien problemlos verlaufen und mittlerweile beendet, die Auswertung der sichergestellten Schriften, PCs und Datenträger werden aber noch länger dauern, so die Polizei. Festgenommen wurde niemand, bislang ist auch die Staatsanwaltschaft noch nicht eingebunden.
Herrmann begrüßt Verbot
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) begrüßte das Verbot als weiteren wichtigen Schlag gegen extremistische Islamisten. Die Razzien fanden unter anderem auch in Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg statt. Durchsucht wurden insgesamt rund 190 Ziele in 60 Städten. Bekannt ist die Gruppe DWR unter anderem wegen ihrer umstrittenen Koran-Verteilaktionen mit dem Slogan "Lies!".
"Das heutige Verbot entzieht den LIES!-Ständen die Grundlage. Vordergründig beschränkten sich die Veranstalter nur darauf, kostenlose Korane zu verteilen. Tatsächlich war die verbotene Vereinigung jedoch ein Sammelbecken jihadistischer Islamisten. Sie rekrutierte Personen für den bewaffneten Jihad in Syrien und im Irak."
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU)
140 Ausreisen nach Syrien und Irak
Es bestehe der Verdacht, dass die Organisation "Hassbotschaften" verbreite und verfassungsfeindlich agiere, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums. So habe eine Vielzahl der Menschen, die nach Syrien und in den Irak ausgereist sind, vorher Kontakt mit der Gruppe gehabt. Laut Bundesinnenminister de Maizière sind mehr als 140 junge Menschen in den Irak und Syrien ausgereist, um sich dort dem Kampf extremistischer Gruppierungen wie dem Islamischen Staat (IS) anzuschließen.
Behörden greifen durch - Vereinsverbot
Das Bundesinnenministerium hat heute ein Vereinsverbot verhängt, das sich gegen mehrere Organisationen richtet, welche die "Lies!-Kampagne" mittragen. De Maiziere unterstrich, das Verbot ziele nicht auf die Werbung für den islamischen Glauben oder dessen Verbreitung und auch nicht auf die Verteilung von Koranen insgesamt.
Neben der Trägerorganisation "Die Wahre Religion", die im Internet Werbung für das Aufstellen von mobilen Bücherständen in Fußgängerzonen überall in Deutschland macht, soll auch der "Lies!Verlag" und eine Stiftung wegen des "Verstoßes gegen den Gedanken des friedlichen Zusammenlebens der Völker" verboten werden, Vermögenswerte sollen zudem vom Staat beschlagnahmt werden.
Bekannte Salafistenprediger im Visier
Bei den betroffene Personen der bundesweiten Razzia heute handelt es sich nach Informationen von report München unter anderem um die prominenten Salafistenprediger Ibrahim Abou Nagie und den Bonner Abu Dujana. Nagie hält sich aber wohl seit längerem nicht mehr in Deutschland auf. Er soll nun in Dubai sein und hier auch bereits sein Auto abgemeldet haben.
Auch die Privaträume von Sabri Ben Abda, der lange Zeit als Kameramann von Ibrahim Abou Nagie fungierte und die "Lies!-Kampagne" filmisch aufarbeitet, sollen durchsucht werden. Pikant: Ben Abda hält sich aktuell offensichtlich in Syrien oder Irak auf.
Zudem sollen weitere Wohnungen von jungen Anhängern der Kampagne, die sich schon radikalisiert haben könnten, durchsucht werden.
Weitere Radikalisierung befürchtet
Die bundesweite Razzia und das Vereinsverbot: Ein politisches Signal an die Szene, dass ihre möglichen Umtriebe vom Staat nicht mehr geduldet werden. Die Behörden sind zudem besorgt, dass die Szene sich weiter radikalisieren könnte.
Die "Lies!-Kampagne" ist nach eigenen Angaben in zwölf europäischen Ländern aktiv. Das Geld für den Druck von mittlerweile rund 20 Millionen Koran-Ausgaben soll über Spenden finanziert worden sein.
"Wir möchten die hiesige Gesellschaft für unsere Religion sensibilisieren und sie ihr näherbringen. Jedem Haushalt in Deutschland soll kostenfrei ein Exemplar des Quoran zur Verfügung gestellt werden."
Aus der Internetseite von Die Wahre Religion
report München über die Radikalisierung eines 16-Jährigen
report München und der Hessische Rundfunk hatten in der preisgekrönten ARD-Dokumentation "Sterben für Allah" die Geschichte von dem 16-jährigen Enes nachgezeichnet, der sich zuerst in Hessen für die Lies!-Kampagne engagiert hat. Die Radikalisierung schritt schnell voran – Enes starb mit 17 Jahren auf dem syrischen Schlachtfeld als Kämpfer für den so genannten Islamischen Staat.
Kommentieren
noname, Dienstag, 15.November 2016, 07:35 Uhr
4. Unterwerfung
Zum "edlen Koran" sagt man wohl besser nichts. Die Bibel kann man kritisieren, beim Koran ist das lebensgefährlich.
archibald, Dienstag, 15.November 2016, 07:35 Uhr
3.
Ueberfällige Aktion - weiter so!
Anton H., Dienstag, 15.November 2016, 07:32 Uhr
2. Wird endlich gehandelt?
So Organisationen wie "die wahre Religion" können ohne ein entsprechendes Biotop nicht entstehen und wachsen.
Den Boden für diese Leute bereiten Organisationen wie die Diyanet und die Ditib.
Zur Erinnerung, die Diyanet ist die staatliche Religionsbehoerde der Türkei.
Sie romantisieren Gewalt gegen andersgläubige und den "Märtyrertod" ganz offen und mit staatlicher Unterstützung der Türkei.
Siehe die Comics mit denen die Diaynet Schülern den Märtyrertod "näher bringt".
Es kann nicht angehen das solche Leute dann auch noch an unserem Schulen mit staatlicher Unterstützung über den Religionsunterricht anfangen Kinder zu manipulieren.
Antwort von Zustimmer, Dienstag, 15.November, 13:26 Uhr anzeigen
Richtig gesagt. Mehr muss man nicht ergänzen.
Erich, Dienstag, 15.November 2016, 07:19 Uhr
1. Als die Afd,
derartiges forderte, wurden sie in die Naziecke geschoben. Dieses Land ist nur noch krank!
Antwort von Miriam, Dienstag, 15.November, 08:02 Uhr anzeigen
Quatsch.
Antwort von Truderinger, Dienstag, 15.November, 08:33 Uhr anzeigen
Totaler Unfug. Die AfD wird wegen vieler Dinge völlig zurecht in die Naziecke geschoben. Deine Kommentare zum Beispiel! Aber nicht weil sie fordern, Salafisten strenger zu verfolgen, denn das fordere auch ich! Nur im Gegensatz zu Dir würde ich halt auch Rechtsextreme schärfer verfolgen, aber das magst du ja wiederum nicht so gerne!
Antwort von Truderinger, Dienstag, 15.November, 09:33 Uhr anzeigen
Ich vergass noch zu erwähnen das die linksextremen auch verfolgt werden müssen. Die sind kein bisschen besser wie die Rechten.
Antwort von Brumfi, Dienstag, 15.November, 13:33 Uhr anzeigen
Deswegen sicher nicht.
Wenn die AfD ihre ganzen Nazis aus dem Umfeld entfernt, dann stellt man sie auch nicht mehr in diese Ecke. Wenn dann auch noch das Parteiprogramm um bedenkliche Ziele aktuaslisiert würde, könnte man einen demokratische Partei annehmen.
Dann müsste man nur noch die rechtspopulistischen Phrasendrescher rauswerfen und schon könnten sie sich in die politische Landschaft "integrieren".
Aber - so ist es eben nicht. Also müssen sie mit diesem Malus leben.
Antwort von Rumplhanni, Dienstag, 15.November, 14:41 Uhr anzeigen
@Brumfi, sehe ich ähnlich.
Ich bin überzeugt, dass viele der jüngeren Generation nicht so blauäugig sind, wie manche gerne hätten. AfD scheint jedenfalls bereits sehr glaubwürdige und gute Politiker zu haben - „in die Politik gegangen“ um endlich entsprechenden Einspruch und „Reden“ zu fordern, was scheinbar etwas „zu gut“ gelungen ist, indem sie flugs ins Parlament gewählt wurden. Eine neue Partei, oder eben vielleicht Politiker-Asyl in entsprechenden „Alt“-Parteien wäre sicher eine Lösung. Das werden diese Politiker hoffentlich entsprechend demokratisch und diskriminierunsfrei untereinander besprechen und entscheiden können.
Selbst aus CDU wären kritische Stimmen zu hören, was ja leider wenig erwähnt wird. Das BR scheint auch bereits Berührungsängste mit der „rechtspopulistischen“ CSU zu haben.
Ich finde, ein beeindruckender Gastbeitrag des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in der FAZ (auch im Bayernkurier nachzulesen): „Europa - Noch ist es nicht zu spät!“
Antwort von Truderinger, Dienstag, 15.November, 15:40 Uhr anzeigen
Wo wir grad dabei sind, wo ist eigentlich der Unterschied zwischen rechten und linken Nazi's ?
Antwort von Cosi, Dienstag, 15.November, 20:13 Uhr anzeigen
@ Trudinger
ganz genau wo ist da der Unterschied.
Extreme Rechte und Linke als auch extreme Religionsfanatiker machen keinen Unterschied ,das ist der gleiche Pöbel.
Wurde auch Zeit das den Salafisten gezeigt wird wo ihre Grenzen sind.