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Interview mit Andreas Bönte Das Projekt

Stand: 11.05.2017

Andreas Bönte | Bild: BR

WIE KAM ES ZU DER IDEE, DIE ERFOLGREICHEN TVPROJEKTE "24h Berlin" UND "24h Jerusalem" AUF DEN FREISTAAT BAYERN ZU ÜBERTRAGEN?
Das Feedback nach "24h Jerusalem" war gewaltig. Das multimediale Ereignis lockte am 12. April 2014 immerhin mehr als sechs Millionen Zuschauer zu Arte und in die Programme des BR – und das trotz der geografischen Entfernung von Jerusalem. Uns erreichte ein regelrechter digitaler "Lovestorm" an Zustimmung. Damals zeigte sich, wie viel Charme, interessante Geschichten und Kraft in diesem Format stecken. Wir haben uns dann Gedanken gemacht, wo die Reise als Nächstes hingehen könnte. Die Idee, in unserer unmittelbaren Umgebung zu bleiben, kam von unserem Intendanten Ulrich Wilhelm. Bayern als größtes Bundesland über einen Tag in seiner Gesamtheit abzubilden und nicht nur das Leben in einer Stadt, war eine gewaltige Herausforderung, der wir uns gerne gestellt haben. Die Energie, die in dem vorangegangenen Projekt steckte, sollte auch im Blick auf Bayern, dieses faszinierende Bundesland, spürbar werden. Wir berichten zwar jeden Tag aus den bayerischen Regionen in unserem linearen Programm und den digitalen Angeboten, aber einen Tag komplett frei zu räumen und dem Leben und Alltag in ganz Bayern zu widmen, ist für uns neu und aufregend.

WELCHEN LOGISTISCHEN UND ORGANISATORISCHEN HERAUSFORDERUNGEN MUSSTE SICH DER SENDER STELLEN, UM DAS PROJEKT "24h Bayern" VERWIRKLICHEN ZU KÖNNEN?
"24h Bayern" ist nicht das erste Projekt seiner Art, aber bisher das umfangreichste. Die größte Herausforderung in der Umsetzung war die ausgedehnte Fläche Bayerns als größtes Bundesland Deutschlands. Unser Wunsch war es von Anfang an, einen repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft in Bayern zu zeigen. Deshalb waren die Auswertungen des Bayerischen Landesamtes für Statistik die Basis unserer Recherche und die Vorgabe bei der Suche nach Protagonisten. Am Drehtag selbst waren 104 Kamerateams im Freistaat unterwegs, um 80 Protagonisten zu begleiten und das Leben in Städten und auf dem Land einzufangen – eine logistisch unglaubliche Herausforderung. Zu der Zeit war gerade die Hochwasserkatastrophe in Niederbayern. Das war eine schwere, tragische Probe für die Menschen vor Ort und für unsere Dreharbeiten. Am Ende hatten wir mehr als 800 Stunden Drehmaterial, das gesichtet, sortiert und dann geschnitten wurde. Es war eine unglaubliche Menge an Daten, die da jongliert wurden. Das bewährte "24-Stunden"-Team hat hier ganze Arbeit geleistet, damit der Tag kurzweilig und interessant wird für unsere Zuschauer.

WELCHE FUNKTION HAT DAS AUFWENDIGE UND KOMPLEXE PROJEKT "24h Bayern" ÜBER DIE AUSSTRAHLUNG HINAUS?
"24h Bayern" ist ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument geworden, eine Art Zeitkapsel, die das Leben in Bayern im Jahr 2016 mit all seinen Facetten, Problemen und schönen Dingen eingefangen hat. Mit dem Museum der Bayerischen Geschichte ist vereinbart, dass wir dieser neuen Institution so viel Filmmaterial wie möglich von den Dreharbeiten zur Verfügung stellen, damit es Teil des dort dokumentierten Querschnitts durch das Leben in Bayern wird. Der durch das Projekt festgehaltene Tag gibt einen Einblick in das Leben in Bayern, den wir weiter vertiefen wollen. Mit »24h Bayern« haben wir Kontakt zu ganz unterschiedlichen Menschen im Freistaat bekommen, haben teilgenommen an ihren Ängsten und Sorgen und waren dabei bei ihrem Glück. Diese Menschen werden wir weiter begleiten. Das beginnt schon in diesem Jahr anlässlich der Ausstrahlung, in deren Vorfeld wir einige Protagonisten zum Beispiel im Hochwassergebiet noch einmal besucht haben, und das gilt es weiter fortzusetzen.

WAS LEISTET DER BR MIT DER AUFZEICHNUNG DIESES 24-STÜNDIGEN ZEITDOKUMENTS FÜR DIE BAYERINNEN UND BAYERN, AUCH ÜBER DAS SENDEGEBIET HINAUS?
"24h Bayern" ist kein Imagefilm, das ist uns ganz wichtig. Denn Bayern ist viel mehr als das Klischeebild, das manche vom südlichsten Bundesland haben. Bayern ist unglaublich vielseitig, hier finden sich die unterschiedlichsten Lebenswelten, Traditionen, Dialekte und Menschen wieder. Diese Vielfalt wollten wir in aller Echtheit auch für Menschen in anderen Bundesländern abbilden, um ihnen zu zeigen, wie Bayern an einem Tag im Jahr 2016 war. Da geht es nicht nur um die positiven Seiten, sondern auch um Probleme im Leben: So leben wir und so sind wir. Und das ist in dieser Form bisher noch nicht gezeigt worden.

Andreas Bönte, Leiter Programmbereich BR Fernsehen, ARD-Alpha, 3Sat


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