Einer bleibt sitzen Tim Trageser zum Film
Einen Film über die Freundschaft wollten Produzent Christian Rohde, Drehbuchautor Matthias Pacht und ich machen. Über die Freundschaft in einem Lebensabschnitt, in dem nichts wichtiger ist als die Freundschaft. Nicht die Freundschaft von Kindern meinten wir, sondern von Erwachsenen, die sich in einem Lebensabschnitt befinden, welcher der unbeschwerten Kindheit im Idealfall sehr nahe kommen kann.
Die Zeit, in der man weder zu Hause bei den Eltern lebt, noch verheiratet ist oder vielleicht selbst Kinder hat. Die Zeit Anfang/Mitte Zwanzig, wenn fast alles nur vom Hier und Jetzt bestimmt ist. Wenn die Vergangenheit Schnee von gestern ist und die Zukunft... ach, egal. Was passiert mit dieser Freundschaft, wenn sie in eine existenzielle Krise gerät? Folgende drei elementare Fragen über die Freundschaft haben uns bei der Entwicklung des Films am meisten beschäftigt.
1. Wann ist der richtige Zeitpunkt, die Wahrheit zu sagen? Gibt es überhaupt einen falschen Zeitpunkt, wie es die Frage allein schon impliziert? Es gibt sicher gute Gründe eine Wahrheit zu verschweigen, wenn sie dem Empfänger mehr schadet, als nützt. Aber woher weiß man, wann sie mehr schadet als nützt? Oder wann sie mehr nützt als schadet? Wann kann Michel die Wahrheit ertragen, ohne wieder jeden Lebensmut zu verlieren? Weil Stefan die Antwort nicht weiß, wartet er feige ab, bis es zu spät ist. Die Antwort lautet deshalb vermutlich: Es gibt nur einen richtigen Zeitpunkt: SOFORT.
Aber: Stimmt das?
2. Was wiegt mehr? Die Freundschaft oder die Liebe? „Frauen kommen und gehen, die Männer bleiben", sagt eine irische Weisheit. Ein irischer Stefan hätte Sabine also widerstanden und wäre Michel ein treuer Freund geblieben. Unser Stefan glaubt aber an die Liebe und nimmt den Betrug am Freund in Kauf. In Sabine sieht er die Frau seines Lebens. Für ihn rechtfertigt die Liebe alles. War das richtig? In der Rückschau betrachtet: Nein. Sabine war nicht die Frau seines Lebens. Aber: Konnte er das wissen?
3. Ist der Betrug der Freundschaft verzeihbar? Wann hört die Freundschaft auf? Was muss eine gute Freundschaft aushalten? Die Antwort darauf ist wahrscheinlich einfacher, als man vermutet: Wenn du keine Freunde mehr hast, bleibst nur noch du selbst übrig.
Aber: Wer will das schon?