Bezzel & Schwarz 5 Fragen an Sebastian Bezzel und Simon Schwarz
Wie war es für euch, erstmals als Duo Sebastian & Simon in persona zu drehen?
Sebastian Bezzel: Die Dreharbeiten für eine Doku unterscheiden sich schon sehr von Dreharbeiten für einen Spielfilm. Der Aufwand ist bei einem Spielfilm natürlich wesentlich größer, man hat ein großes Team mit Beleuchtern, Masken-und Kostümbildnern, aufwendige Kamerafahrten usw. Bei dem „Grenzgänger“-Dreh fiel das alles weg. Dafür gab es mehr Raum für Spontanität und Improvisationen. Mit Simon arbeite ich immer sehr gerne zusammen und auch privat verbringe ich wahnsinnig gerne Zeit mit ihm. Ob wir, wenn wir vor der Kamera stehen, dabei Rollen spielen oder halt wir selbst sind, macht interessanterweise keinen großen Unterschied für mich. Durch die vielen gemeinsamen Interviews und Kinotour-Auftritte kennen wir beide diese Situation ja schon ziemlich gut. Für mich war das eigentlich wie immer bei der Arbeit mit Simon: Vertraut, konzentriert, lustig.
Simon Schwarz: Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen einem Drehbuch mit einem fiktiven Stoff, bei dem man die ganze Geschichte schon kennt, und einem Drehbuch, aus dem du lediglich erfährst, wie dein Gegenüber heißt und was es beruflich macht. Insofern war es für mich spannend zu sehen, wie wir uns da hineinarbeiten werden. Mir hat es riesigen Spaß gemacht und ich fand eigentlich, dass das unsere Arbeit als Schauspieler ziemlich gut auf den Punkt bringt – nämlich Leute zu beobachten und ihnen zuzuhören, um von ihnen zu lernen. Und das gemeinsam mit Sebastian zu erleben war für mich sowieso perfekt.
Konntet ihr – als Österreicher und Bayer – Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei euch selbst bzw. dem jeweils anderen feststellen?
Sebastian Bezzel: Dass Simon Österreicher ist und ich Bayer, spielt und spielte bei uns niemals eine große Rolle. Das ist halt einfach so, und unsere Unterschiede und Gemeinsamkeiten speisen sich sicher nicht aus den verschiedenen Nationalitäten, sondern aus anderen Ereignissen in unseren Biografien. So ist Simon z. B. in einer Großstadt aufgewachsen, ich auf dem Land; er ist schon mit 16 ausgezogen und auf eine Schauspielschule gegangen, war also deutlich früher selbstständig als ich, der erst 22 werden musste. Simon ist auch sehr viel früher Vater geworden...
Simon Schwarz: Ich glaube nicht, dass Menschen aufgrund der Nationalität unterschiedlich sind. Unterschiede zwischen den Menschen gibt es aus Gründen ihrer Sozialisierung und ihrer Biografien. Da gibt es zwischen Sebastian und mir sicherlich Unterschiede. Was uns verbindet und zusammenschweißt, sind die Dinge, die wir nicht mögen. Da haben wir die größten Gemeinsamkeiten. Aber im Großen und Ganzen kennen wir uns schon so lange und so gut, dass wir jetzt wenig entdeckt haben, was wir nicht schon wussten.
Welche Stationen auf eurer Reise, welche Begegnungen waren dabei besonders eindrücklich, spannend, vielleicht sogar abenteuerlich?
Sebastian Bezzel: Es gab natürlich in jeder Folge Höhepunkte, es fällt mir aber schwer, einzelne Begegnungen herauszuheben. Das Treffen mit den zwei Trompetern Franz Hackl senior und junior wird mir sicher lange im Gedächtnis bleiben. Diese Freundlichkeit, dem Leben und anderen Menschen gegenüber und ihre Leidenschaft für Ihre Arbeit und zur Musik hat mich sehr beeindruckt. Das Treffen an der tschechischen Grenze mit den Zeitzeugen war ebenfalls sehr spannend und hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Aber wenn ich jetzt so anfange, über unsere Reise und Eindrücke nachzudenken, kann ich nur feststellen, dass wir sehr viel erlebt haben und sehr viele interessante Menschen kennen lernen konnten. Gerade die Unterschiede der einzelnen Geschichten, Personen und Lebensentwürfe waren für mich das Spannendste. Richtig abenteuerlich war es für mich im Bayernturm, als ich auf einmal einen ziemlichen Anfall von Höhenangst bekam und mich kaum mehr bewegen konnte. Und ein kleines Abenteuer war es, am frühen Morgen durch den Main zu schwimmen. Ein besonders kaltes Abenteuer...
Simon Schwarz: Ich kann mich Sebastian nur anschließen. Alle Menschen, mit denen wir unsere Zeit verbracht und Gespräche geführt haben, waren auf ihre Weise spannend und interessant, so unterschiedlich sie auch waren. Das stellt man übrigens immer fest, wenn man den Leuten nur zuhört. Natürlich gibt es Biografien, die einem näher gehen oder die man mehr mit seinen persönlichen Interessen verknüpfen kann. Im Großen und Ganzen würde ich sagen es war eine "große Buben-Abenteuerreise".
Gibt es Eigenschaften, die die Menschen in Grenzregionen besonders auszeichnen bzw. von anderen unterscheiden?
Sebastian Bezzel: An den Grenzen zu Thüringen, Sachsen und Tschechien, die Jahrzehnte nicht passierbar waren, ist das Thema der Grenze und den Menschen auf der jeweils anderen Seite sicher noch präsenter, als z. B. zwischen Bayern und Tirol, Unterfranken und Hessen etc. Die meisten leben ganz pragmatisch mit der Grenze und haben wohl kaum Probleme mit den Nachbarn, ganz im Gegenteil. Ich selbst bin ja auch in Garmisch-Partenkirchen in einer Grenzregion aufgewachsen und war den Tirolern, trotz manch lustiger Sprüche auf beiden Seiten, immer sehr zugetan. Wenn ich in Tirol bin, fühle ich mich immer wohl und habe auch ein bisschen Heimat-Gefühle.
Simon Schwarz: Es gibt natürlich Unterschiede zwischen den Grenzregionen, in denen die Menschen lange Zeit physisch getrennt waren und den Grenzregionen, die eigentlich nur auf dem Papier existieren, wo es immer einen natürlichen Austausch gab. An den Grenzen, die lange geschlossen waren, haben wir den Fokus natürlich eher auf die Historie gelegt als zum Beispiel an der hessisch-bayerischen Grenze, wo ja auch dieselbe Sprache gesprochen wird. Der größere Unterschied liegt auch da an der unterschiedlichen Sozialisierung.
Wie war die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Stefan Kauertz?
Sebastian Bezzel: Sehr gut. Stefan hat immer einen Plan, er ist sehr erfahren und kann sehr gut klarmachen, was er will und worauf es in der nächsten Geschichte ankommt. Außerdem haben wir schnell ein paar Gemeinsamkeiten entdeckt, so z. B. ein Faible für gutes Essen, den Humor, eine gewisse Fußballleidenschaft und manches mehr. Die Zeit mit Stefan, Martin hinter der Kamera, Sven vom Ton (der übrigens auch die schönen Drohnen-Aufnahmen gemacht hat) und Benny, dem Regieassistenten, war toll. Wir waren eine lustige und neugierige Reisegruppe, mit der ich jederzeit wieder auf Tour gehen würde... Und das, obwohl ich Gruppenreisen eigentlich überhaupt nicht leiden kann!
Simon Schwarz: Ich kann Sebastian eigentlich nichts mehr hinzufügen. Außer vielleicht, dass es ganz toll war, dass ich die Zeit mit den fünf Buben sehr vermisse und dass ich hoffe, dass wir wieder aufbrechen, um neue Abenteuer zu erleben.