Regisseur Thomas Stammberger "Es kracht, blitzt, donnert und scheppert"
Der beliebte Komödienstadel des Bayerischen Rundfunks wird in diesem Jahr 60 Jahre alt. Mehr als 130 Stücke wurden seit 1959 in Szene gesetzt und auf die Fernsehbühne gebracht. Seit ein paar Jahren liegen Buch und Regie oftmals in der Hand von Thomas Stammberger, der den Komödienstadel sehr gut kennt und in diesem Jahr auch den Jubiläums-Produktion "Ein Bayer in der Unterwelt" inszenierte. Im Interview spricht er über die Marke Komödienstadel, die herausfordernden Proben mit dem "Dahoam is Dahoam"-Ensemble für das Jubiläums-Stück und seine skurrilste Komödienstadel-Erinnerung.
Was macht die Inszenierung eines Komödienstadels auch im Jahr 2019 reizvoll für einen Theater- und TV-Regisseur?
Volkstheater kann heute so vieles sein: Spannend und lustig, zeitgemäß und traditionell, verrückt und nostalgisch. Wir kennen unsere Zuschauer und freuen uns, für sie ihr Lieblingsprogramm zu machen, versuchen sie aber immer wieder auch ein wenig zu überraschen. Diese scheinbaren Gegensätze auf der Bühne zusammenzubringen, ist auch für mich als Regisseur eine tolle Herausforderung.
Die Jubiläums-Produktion ist ja ausschließlich mit Schauspielern aus "Dahoam is Dahoam" besetzt. Wie waren die Proben und dann auch die Aufführungen mit einem sonst eher seriengewohnten Team?
Bis auf Sophie Reiml hatte ich ja mit allen bereits intensiv gearbeitet – bei "Dahoam is Dahoam" und anderswo. Insofern war da erstmal viel Vertrauen und Freude über die erneute Zusammenarbeit. Aber die Doppelbelastung von Theaterproben und Seriendreh hat uns dann alle schon ziemlich gefordert. Auch ist’s natürlich was anderes, ob du im Studio für die drei Meter entfernte Kamera spielst oder am Nockherberg vor knapp 700 Zuschauern. Trotz dieser Herausforderungen war uns die Arbeit ein Fest vom ersten Tag an.
Für das Jubiläums-Stück haben sich die Macher ja einige besondere Schmankerl einfallen lassen. Worauf können sich die Zuschauer freuen?
Es ist schon wirklich sattes Theater dabei herausgekommen, in einer super unterirdischen Kulisse. Da gibt’s eine Rutschbahn und eine 400-Kilo-Bergbau-Lore auf Schienen. Es kracht, blitzt, donnert und scheppert über 90 Minuten. Aber das alles ist nicht Effekt um des Effektes willen, sondern dient der Unterstützung einer schrägen Geschichte mit herzerwärmenden und hervorragend gespielten Figuren. Ich glaube, „Ein Bayer in der Unterwelt“ ist in der Geschichte des Komödienstadel mal eine schöne neue Farbe und eine echte Abwechslung.
Was ist Ihre skurrilste Komödienstadel-Erinnerung?
Skurrile Dinge erleben wir natürlich immer wieder: Letztes Frühjahr in Füssen stand bei „Odel verpflichtet“ ein Brezenständer so unglücklich mitten im Bild, dass wir die Aufzeichnung unterbrechen mussten. Das führte zwischen Maria Peschek, Dieter Fischer, Bettina Redlich und mir per Stimme aus dem Übertragungswagen zu so vielen Missverständnissen, dass die 800 Zuschauer und die Darsteller minutenlang Tränen lachten. Die Schauspieler mussten sogar nochmal in die Maske, weil hinterher das Make-up ganz verschmiert war. Zuletzt hat mich dann ein Zuschauer gelobt, dass vor allem die Geschichte mit dem Brezenständer total glaubwürdig inszeniert gewesen sei.
Was wünschen Sie dem Komödienstadel zum 60sten?
Ein langes Leben sowieso. Aber auch, dass sich noch mehr junge Zuschauer mal vorbehaltlos einen Komödienstadel ansehen. Ich glaube, das was wir seit einigen Jahren machen, hat eine Qualität, die über das zwischenzeitlich in den Augen mancher Zuschauer etwas angestaubte Image des Komödienstadels weit hinaus geht.