75 Jahre Kriegsende Themenschwerpunkt "Bombenkrieg in Bayern"
Zwei Drittel der Weltkriegsbomben auf Deutschland fielen von Ende 1944 bis April 1945 – besonders viele in Bayern. Die Zerstörungen der historischen Innenstädte von Nürnberg, München und Würzburg vor 75 Jahren stehen im Zentrum des Themenschwerpunkts "Bombenkrieg in Bayern" am Dienstag, 7. Januar 2020, ab 22.00 Uhr, im BR Fernsehen. Drei Dokumentationen, darunter die Neuproduktion "Bombenkrieg: Nürnbergs Untergang", und ein ebenfalls neu produziertes Gespräch schildern auch das Schicksal der Zivilbevölkerung und die Auswirkungen der Luftangriffe auf den Kriegsverlauf.
Die Sendungen am 7. Januar im Einzelnen:
22.00 Uhr: Bombenkrieg: Nürnbergs Untergang (Erstausstrahlung)
BR Mediathek: nach Ausstrahlung bis 7. Januar 2021 verfügbar
Vor dem Zweiten Weltkrieg war Nürnberg ein einmaliges Kleinod mittelalterlicher Baukunst, mit Fachwerkhäusern, malerischen Gässchen und darüber der mächtigen Burg – weltweit bekannt als Inbegriff deutscher Romantik. Es war aber auch die Stadt der Reichsparteitage, in der Adolf Hitler sein Ideal einer deutschen Stadt feiern ließ. Für die Alliierten und für die Deutschen gleichermaßen war Nürnberg ein wichtiges Symbol. Dennoch blieb die einzigartige Altstadt bis kurz vor Kriegsende weitgehend unversehrt.
Der Film zeichnet die Bombennacht des 2. Januar 1945 durch die britische Royal Air Force nach und dokumentiert die Zerstörung dieses ikonenhaften Orts. Zeitzeugen schildern, wie sie die Bombardierung, den Feuersturm und schließlich im April 1945 den Einmarsch der amerikanischen Truppen erlebten: Schwestern, die sich tagelang in den Ruinen suchen, Hitlerjungen, die Leichenteile aus den Trümmern bergen müssen, einer der letzten Piloten des britischen Bomber Commands und die Jüdin Herta Gosser, die dank der Zerstörung der Gestapo-Akten der Deportation entgeht. Als um 20.13 Uhr Entwarnung gemeldet wird, sind 1.850 Menschen tot, 4.553 Wohnhäuser zerstört, 100.000 Menschen obdachlos. Der Stadtkern ist zu 95 Prozent zerstört.
In den Ruinen lassen die Alliierten nach Kriegsende ihre juristische Abrechnung mit dem Dritten Reich stattfinden. Ein weiteres Mal gehen Bilder aus Nürnberg um die Welt. Die zerstörte Altstadt, die Trümmer des Reichsparteitagsgeländes – Hitlers Niederlage wird hier bildlich erfahrbar.
22.45 Uhr: Als die Bomben nach München kamen
München im Zweiten Weltkrieg
BR Mediathek: nach Ausstrahlung bis 7. Januar 2021 verfügbar
München im Zweiten Weltkrieg: Das sind 2.077 Nächte mit Verdunkelung, fast 500 Fliegeralarme und 76 schwere Bombenangriffe. Dabei sterben rund 7.000 Menschen, 16.000 werden verwundet. Über 90 Prozent der Innenstadt werden zerstört oder schwer beschädigt.
Zeitzeugen erinnern sich an die Luftangriffe, Wissenschaftler und Fachleute erläutern die politische, militärische, organisatorische und technische Seite des Bombenkriegs.
23.30 Uhr: Bombenkrieg in Bayern (Erstausstrahlung)
BR Mediathek: Nach Ausstrahlung bis 7. Januar 2021
Während im Ersten Weltkrieg die Bombardierung der Zivilbevölkerung noch eine Ausnahme war, richtete sich die Luftkriegsführung im Zweiten Weltkrieg auf beiden Seiten gezielt gegen Städte und deren Zivilbevölkerung. Gegen Ende des Krieges waren in Deutschland nahezu alle deutschen Großstädte und zahlreiche Mittel- und Kleinstädte in weiten Teilen zerstört. Welche Ziele erhoffte man sich durch die Flächenbombardierung von Städten? Und wie erging es der Bevölkerung unter den Bombenangriffen?
Der Historiker Prof. Dr. Dietmar Süß hat die Auswirkungen und nachhaltigen Folgen des Luftkrieges auf die Kriegsgesellschaft in Großbritannien und im nationalsozialistischen Deutschland untersucht. In einer halbstündigen Diskussionsrunde bringt Moderator Andreas Bönte die Forschungserkenntnisse der Geschichtswissenschaft mit den Erfahrungen von Zeitzeugen zusammen, um ein möglichst ganzheitliches Bild vom Bombenkrieg in Bayern zu erhalten.
0.00 Uhr: Würzburg, 16. März 1945 – Protokoll einer Zerstörung
Gerade 17 Minuten dauerte der britische Luftangriff auf Würzburg. Trotzdem hatte er verheerende Folgen: Im Flammeninferno sterben mehr als 5.000 Menschen. Die bislang unzerstörte historische Innenstadt brennt völlig nieder. 14 Tage nach dem militärisch sinnlosen Angriff stehen amerikanische Bodentruppen vor der Stadt.