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Bayerns "Stunde Null"

Von: Birgit Beck, Ernst Eisenbichler und Michael Kubitza

Stand: 08.05.2015 | Archiv

kriegsende-muenchen | Bild: Bayerischer Rundfunk

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In Bayern dauert die Stunde Null mehrere Wochen. Während mancherorts Anfang April schon die US-Armee paradiert, wütet nebenan noch die SS, verbreiten sich in Ostbayern noch im Mai Falschmeldungen über einen Einmarsch der Russen.

In Unterfranken sind die Amerikaner schon am 25. März zur Stelle; hundert Kilometer weiter dauert die Einnahme Nürnbergs, wo die letzten Reste des "Volkssturms" die Eroberer in einen zähen Ruinenkampf verwickeln, fast einen Monat länger. Symbolträchtig am "Führergeburtstag" sprengen die alliierten Truppen hier bei herrlichem Frühlingswetter das Hakenkreuz auf dem Parteitagsgelände. In Passau fällt Schnee, als US-Panzer die Stadt Anfang Mai - Hitler ist gerade 24 Stunden tot - als eine der letzten erobern.

März bis Mai 1945: Acht Wochen Weltuntergang in Bayern

Die ideologische Einheit von Führer, Volk und Vaterland zerfällt: in eine verkohlte Leiche im Hof der Berliner Reichskanzlei, einen eben noch totalen, jetzt in vier plus x Teile zertrümmerten Staat und Millionen Schicksale. Viele davon nehmen in jenen Wochen eine dramatische Wendung.

Einige davon zeichnen wir hier nach - und machen uns auf den Weg ins Bayern des Jahres 1945.

Befreiung

KZ Dachau: Häftlinge jubeln den amerikanischen Befreiern zu | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Kriegsende 1945 | KZ-Befreiung (1) Die Befreiung der Konzentrationslager

"Jetzt wissen wir, wofür wir kämpften": Für die amerikanischen Soldaten war die KZ-Befreiung ein schockierendes Erlebnis. Die Rettung kam für viele Häftlinge jedoch zu spät: Sie starben auf einem der Todesmärsche oder an Entkräftung im Lager. Von Ernst Eisenbichler [mehr]


KZ Flossenbürg: An der Ruhr erkrankte Häftlinge nach der Befreiung | Bild: National Archives Washington / KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zum Artikel Das Ende des KZ-Systems Wettlauf zwischen Krankheit und Krieg

Typhus, Fleckfieber, extrem harte Arbeit und eine mörderische SS - im Frühjahr 1945 lauerten viele Todesgefahren auf die KZ-Häftlinge in Dachau und Flossenbürg. Einzige Hoffnung: die herannahende US-Armee. Von Ernst Eisenbichler [mehr]


KZ-Gedenkstätte Flossenbürg | Bild: mauritius-images zum Artikel Das Ende des KZ-Systems Freiheit für Flossenbürg

Anfang April 1945 waren in Flossenbürg und seinen Außenlagern etwa 50.000 Gefangene inhaftiert. Ab Mitte April evakuierte die SS das KZ und schickte die Häftlinge auf Todesmärsche. Kurz darauf erreichten US-Truppen das Lager. Von Ernst Eisenbichler [mehr]


Kriegsende 1945: Befreiung des KZ Dachau durch US-Armee | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Das Ende des KZ-Systems Ende der Dachau-Hölle

Am 29. April 1945 erhält die US-Armee den Marschbefehl zur Befreiung von Dachau und rückt in das KZ ein. Die Einnahme ist militärisch relativ problemlos - auch durch eine Maßnahme eines Wehrmachtsoffiziers. Von Ernst Eisenbichler [mehr]


US-Journalisten am 4. Mai 1945 im KZ Dachau: Rund 200 Leichen ermorderter Häftlinge liegen aufgereiht am Boden | Bild: SZ Photo zum Artikel Das Ende des KZ-Systems Der Schock danach

Mit der KZ-Befreiung sahen Soldaten der Alliierten mit eigenen Augen das ganze Ausmaß der Nazi-Gräuel. Die Militärs trafen nicht nur jubelnde Überlebende an, sondern fanden in den Lagerkrematorien Berge von nackten toten Körpern. Von Ernst Eisenbichler [mehr]


Häftlinge aus dem KZ Dachau auf dem "Todesmarsch" in Starnberg-Percha | Bild: Benno Gantner zum Artikel Das Ende des KZ-Systems Todesmärsche - die letzte Qual

Ein zusätzliches Martyrium für viele KZ-Häftlinge: Ende April 1945 wurden sie angesichts der vorrückenden Alliierten aus den Lagern in die sogenannten "Todesmärsche" getrieben. Der Dachauer forderte mindestens 1.000 Menschenleben. Von Ernst Eisenbichler [mehr]

Luftkrieg

Bomberverband der US-Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Der Luftkrieg und seine Folgen Leben unter Beschuss

Zwei Drittel der Bomben fallen von Ende 1944 bis April 1945 - besonders viele in Bayern, das lange als "Luftschutzraum" des Reiches galt. Dauersirenen, Kellernächte und Angstzustände prägen das Leben. Das Überleben ist oft Glückssache. [mehr]


Kriegende in Bayern | Bild: BR zum Video mit Informationen Der Luftkrieg und seine Folgen Leben in Trümmern

Sieben Menschen in einer Wohnung, ohne Heizung, ohne Wasser oder ganz ohne Dach: Nach dem Leben unter Beschuss wird das Leben in Trümmern zu einer neuen Belastungsprobe. Erst muss der Schutt weg, dann folgt ein historisch beispielloser Wiederaufbau - mit Nachwirkung. [mehr]

(Über-)leben 1945

1945: Kriegsende in Bayern | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Tagwerk Von Fettkarten und Rübenmus

Schon vor dem 8. Mai ist alles anders. Das öffentliche Leben sackt stückweise zusammen wie ein mürbe gebombtes Haus. Zwanghafte Normalität verwandelt sich in eine Mischung aus Apathie und Anarchie, und auch auf Lebensmittelkarten gibt es nur noch Hunger. [mehr]


 Residenztheater, München 1946 | Bild: SZ Photo/Süddeutsche Zeitung Photo zum Artikel Nachtleben Vom Kino in den Keller

"Davon geht die Welt nicht unter", sang Zarah Leander. Doch als die letzte deutsche Filmproduktion fertig war, gab es kaum noch Kinos. Nach Kriegsende leben Kulturhunger und Vergnügungsdurst erstaunlich schnell wieder auf. [mehr]

Vertreibung

Flüchtlinge an der innerdeutschen Grenze bei Hof, 1948 | Bild: Kurt Schraudenbach/Süddeutsche Zeitung Photo zum Artikel Flüchtlinge Auf der Suche nach einem neuen Zuhause

Sie kamen aus dem Osten. Sie kamen in Scharen. Sie waren verzweifelt und suchten Unterkunft, Brot und Sinn bei Menschen, die selbst danach suchten. Entsprechend rau war der Empfang. [mehr]

Menschen und Schicksale


Ichenhausen | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Kriegsende in Oberschwaben Der Adlerwirt kapituliert

Als die Amis kommen, eilt er ihnen auf eigene Faust mit weißer Fahne entgegen. Josef Demharter, Wirt in der schwäbischen Provinz, ist ein bemerkenswert unerschrockener Mann. Seine Briefe zeigen eine in dieser Zeit ähnlich überraschende Qualität: Humor. [mehr]


Foto von Alois Gmeindl, Zeichnung aus seiner Niederschrift | Bild: Hans Gmeindl; Montage: BR zum Artikel Die Geschichte des Soldaten Alois Gmeindl "Und dann ins KZ als Dank vom Vaterland"

Er war kein Deserteur. Doch der 19-jährige Alois aus Schnaitsee entfernte sich von der Truppe - und landete in den Terrormühlen des Systems. Ende April 1945 hat er den Krieg und drei Konzentrationslager überlebt. Von Cornelia Krings. [mehr]


Der Regensburger Domprediger Johann Maier  | Bild: Bistum Regensburg zum Artikel Regensburg Der einsame Tod des Dompredigers

"Nicht mitzuhassen, mitzulieben sind wir da“, forderte Domprediger Johann Maier schon 1944 auf seiner Kanzel. Für ihn und zwei weitere Menschen kommt der Einmarsch der Amerikaner drei Tage zu spät: Nach einer Demonstration für die kampflose Übergabe der Stadt werden sie hingerichtet. [mehr]


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