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Modelabel Pfizipfei macht dicht "Warum sollen sich die Leute gerade für uns interessieren?"

Das Modelabel Pfizipfei aus Hauzenberg bei Passau hat zehn Jahre lang Tops, Taschen, Jacken und alles mögliche mit abgefahrenen und grafisch aufwändigen Motiven verkauft. Doch zum Ende des Jahres ist Schluss.

Stand: 31.12.2016 | Archiv

Günter Götzer von Pfizipfei | Bild: Günter Götzer

PULS: Günter und Benji, ihr seid die Gründer von Pfizipfei. Aber - und deshalb seid ihr hier - es ist vorbei mit diesem Label. Ihr schließt den Laden, was ist passiert?

Günter: Die ganze Arbeit, die man reinsteckt, raubt einem Unmengen von Zeit und irgendwann ist dann eben mal Ende. Wir müssen den Platz frei schaffen für neue Projekte. Die Bestellungen gingen am Schluss zurück, die Leute interessieren sich nicht mehr dafür in der schnelllebigen Zeit von heute. Meistens waren es nur noch Fans und Bekannte, die sich dachten: "Cool, ich kaufe mir wieder ein Shirt für den vollen Preis." Das merkt man besonders jetzt, da wir ja gerade den Sale haben. Da wollen auch noch einmal viele Leute von früher teilhaben und bestellen was.

Und wie lange lief das Label?

Günter: Zehn Jahre. Eigentlich lief es nur nebenher und war als Nebenjob gedacht. Aber tatsächlich ist es vom Zeitaufwand dann doch fast wie ein Hauptjob. Das waren in der Woche manchmal 20 bis 30 Stunden, die wir nebenher gearbeitet haben. Um wirklich erfolgreich zu werden, müsste man seine ganze Zeit investieren.

Die Modeszene ist riesengroß, es gibt sehr viel Konkurrenz, sehr viele Leute machen sehr gute Sachen. Warum sollen sich die Leute gerade für uns interessieren? Da muss man einfach Zeit und Geld investieren, damit der Kundenstamm größer wird. Irgendwann haben wir dann gesagt: Die Arbeit, die wir reinstecken, steht einfach nicht mehr in Relation zu dem, was dabei rumkommt. Die Shootings machen, die Designs, drucken, Textilien auswählen, Schnitte, und so weiter: Es hat einfach Überhand genommen.

Fällt die Trennung jetzt schwer nach zehn Jahren?

Günter: Mir persönlich nicht, weil ich neben dem Label noch andere Labels habe, Elevencult zum Beispiel. Wir haben jetzt gerade einen Geldbeutel rausgebracht, den Flachmann, und eine Plattform für kreative Künstler für Mode- und Grafikdesign. Das werden wir bald releasen. Das heißt, es gibt neben dem eigentlichen Job immer was zu tun. Ich habe ganz viele Druckaufträge und Grafikarbeiten für Kunden zu erledigen, was eigentlich die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Die Arbeit nebenher muss man irgendwann nach hinten schieben, damit verdient man nicht das große Geld.

Das klingt auf jeden Fall so, als wärst du gut beschäftigt und gut aufgestellt. Aber das Label war ja euer Baby. Was waren denn die schönsten Momente?

Lampen der Firma "Leuchtmanufaktur" | Bild: Leuchtmanufaktur zum Artikel Bayerische Lampendesigner Ich lass für Dich das Licht an

Die Tage werden kürzer – optimal, um sich daheim mal wieder gemütlich einzurichten. Dafür muss man aber nicht zum nächsten schwedischen Möbelhändler seines Vertrauens fahren – hübsche Beleuchtung gibt’s auch Made in Bavaria. [mehr]

Benji: Gerade in der Gründungszeit gab es natürlich sehr viele lustige Momente. Wir waren auf verschiedenen Messen und Veranstaltungen, um unsere Marke zu präsentieren, Werbung zu machen. Wir haben uns mit Freunden ins Auto gesetzt, das ganze Auto von hinten bis vorne vollgepackt mit Shirts. Wir sind in der Welt rumgetigert, um schöne Locations zu finden. Das sind die coolen Seiten des Jobs. Aber wenn du dann vor deinem PC sitzt und irgendwann schon viereckige Augen kriegst, und nicht mehr weißt, welches Design besser passt und es am Ende bestimmt das andere gewesen wäre, dann reicht es einem irgendwann. Der Günter hat brutal viel Arbeit reingesteckt. Ich habe beruflich ganz was anderes gemacht und habe ihm nebenbei geholfen. Aber in letzter Zeit habe ich mich auch mehr zurückgezogen.

Günter, du hast uns ganz am Anfang, als wir dein Label porträtiert haben, mal gesagt, dass du dich ziemlich blauäugig reingestürzt hast in dieses Label. Was waren denn im Nachhinein die größten Fehler, die ihr begangen habt?

Günter: Das bin ich schon oft gefragt worden. So richtige Fehler haben wir eigentlich nicht gemacht, ich würde nicht sagen, dass wir den riesen Bock abgeschossen hätten. Blauäugig war es, weil wir nicht das Hintergrundwissen hatten, das ich zum Beispiel heute hätte. Mein neues Label läuft innerhalb von einem Jahr um das Dreifache besser, einfach weil ich jetzt weiß, wie ich die Sachen zu platzieren habe. Durch die zehn Jahre habe ich natürlich auch viele Connections aufgebaut und habe sehr viele Leute kennengelernt, die mir weiterhelfen können. Ohne Netzwerk funktioniert es einfach nicht.

Vielleicht hätten wir bei der Produktion etwas besser machen können. Wir haben zum Beispiel jetzt noch ein Mädelsshirt von vor zehn Jahren auf Lager. Das werden wir nie mehr verkaufen, der Schnitt passt heutzutage einfach nicht mehr. Da haben wir zum Beispiel überproduziert. Aber mit der Zeit bekommt man die Erfahrung und auch ein Gefühl dafür, wie viel ich pro Kollektion produziere.

Man sagt gerne "Scheitern gehört zum Gründen dazu". Seht ihr Pfizipfei als gescheitert an?

Günter: Ich sehe es nicht als gescheitert an, ich möchte es auch nie missen. Es war schön. Aber es waren auch viele Tiefpunkte dabei, wo wir untereinander Probleme hatten und aneinander geraten sind. Aber gescheitert sind wir auf keinen Fall. Wir haben jede Menge Erfahrung gesammelt, da geht es eben auf und ab.

Benji, machst du auch weiter?

Ne, ich arbeite eigentlich in der Holzbranche. Aber wir haben ein neues Projekt am Start. Wir beide fotografieren sehr gerne und möchten uns in unserer Freizeit stärker darauf konzentrieren. Außerdem würden wir gerne Kunstdrucke machen und ein Buch, da werden wir uns in Zukunft reinknien. Wir bleiben also beide als Bavarian Makers erhalten.


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