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Internet vs. Fat Shaming Meerjungfrau schlägt Rollmops

Wer übergewichtig ist, hat es in unserer Gesellschaft oft schwer. Jeder Achte meidet Fettleibige sogar, sagt eine aktuelle Studie. Im Netz regt sich aber Widerstand gegen den Schlankheitswahn.

Von: Tobias Krone

Stand: 21.09.2016 | Archiv

Fat Shaming | Bild: BR

Eine neue Studie der DAK hat herausgefunden, dass gut 70 Prozent der Deutschen Fettleibige unästhetisch finden. Jeder Achte meidet sie sogar im Alltag - und das in einer Gesellschaft, in der jeder vierte Erwachsene von Adipositas betroffen ist.
Viele gehen davon aus, dass Fettleibige schlicht zu faul zum Abnehmen sind. Die Mehrheit der Deutschen glaubt, Adipöse seien selbst schuld an ihrem Körperumfang. Eine schwere Fehleinschätzung. Unsere Arbeit und die Art, wie wir uns fortbewegen, machen uns dick. Wer Dicken mangelnde Willensstärke unterstellt, kapiert nicht, in welcher bequemen und gleichzeitig stressigen Zeit wir leben.

"Wenn wir die Häufigkeit von Adipositas anschauen, ist es ja nicht so, dass sich in den letzten 50 Jahren plötzlich alle ungesund ernähren und willensschwach geworden sind. Realistischer sieht man in den letzten 50 Jahren eine substanzielle Veränderung unserer Lebenswelten, die ganz maßgeblich mitverantwortlich ist für die Häufigkeit von Adipositas."

Claudia Luck-Sikorski, Psychologin und Adipositas-Expertin der Hochschule für Gesundheit Gera

Dick gleich dumm?

Ein weiteres Vorurteil: Je dicker, desto dümmer. Der österreichische Autor Thomas Glavinic hat versucht, dieses Klischee mit der Strategie des Bodyshamings zu verbinden, als er seine Schriftstellerkollegin Stefanie Sargnagel als „sprechenden Rollmops“ bezeichnete. So wenig die Autorin optisch mit einem Rollmops zu tun haben mag, so offensichtlich war der Versuch, sie als dumm und übergewichtig darzustellen.


Ein Teil der Gesellschaft nimmt Übergewichtige als lustig und gesellig wahr. Das Problem: Ab einem Body Mass Index von 30 ändert sich das. Fettleibige können nicht mit Gemütlichkeit punkten. Vor allem Frauen kämpfen mit den gesellschaftlichen Normen von Körperformen. Kein Wunder: Während die durchschnittliche Kleidergröße in Deutschland bei 42 liegt, tragen Unterwäschemodels in der Regel zehn Größen kleiner. Schon dieser Unterschied macht klar, wie verzerrt unsere mediale Wahrnehmung vom Idealkörper ist.

Gegen diesen Schlankheitswahn gibt es seit einiger Zeit im Netz Protest. Unter dem Hashtag #mermaidthighs posten Frauen stolz Fotos von ihren breiteren Unterschenkeln, die zur Silhouette einer Meerjungfrau beitragen. Damit soll der Trend der Thigh Gap - einem in der Regel unrealistischen Ideal - gestoppt werden. Wie das kanadische Model Justine Legault mit Größe 46 zeigt: Mehr Booty ist sexy.

Ein Trend, der unbedingt noch viel größer werden sollte, sagt Claudia Luck-Sikorski. "Dass jetzt auch in den sozialen Medien die normale Figur der Frau wieder in den Fokus rückt und sogenannte Oversize-Models die Laufstege erobern, ist nur zu begrüßen, weil ja über die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr normalgewichtig ist." Denn das, was wir in der Werbung und auf den Laufstegen dieser Welt zu sehen bekommen, hat nunmal wenig mit dem zu tun, wie wir Normalos aussehen.


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