Games // Bound Tanzen als Rettung
Ein riesiges Monster. Es schreit euch an. Was macht man da sonst in Videospielen: Draufhüpfen, Draufballern, Draufschlagen. In "Bound" tanzt ihr dagegen an - im Ballett-Style. So ist noch niemand durch ein Game gelaufen!
Weil ich die Musik von Tschaikowsky mag, war ich mal im Ballett. Ich wollte die Musik live hören, gespielt von einem Orchester. Ich hätte mich vorher genauer erkundigen müssen, denn: Die Musik war vom Band. Da saß ich und musste zwei Stunden Ballett ertragen. Das wiederum mag ich ganz und gar nicht. Und jetzt sitze ich vier Stunden vor "Bound" und spiele eine junge Frau, die sich durch das Game tanzt - im "Modern Dance"-Style, was so etwas wie eine weiterentwickelte Form des Balletts ist. Anfangs musste ich mich echt überwinden. Am Ende wollte ich mehr Tanz als mir das Game erlaubt.
Eine Welt in mega Optik
"Bound" ist ein Not-Game. Heißt: Spielerische Herausforderung, für die ich Fähigkeiten am Joypad brauche, gibt es hier so gut wie gar nicht. Es geht um das Erleben einer außergewöhnlichen Spielwelt. Und die ist hier definitiv vorhanden. Wer abstrakte Kunst mag, mit eindeutigen Farbflächen und geometrischen Spielereien, dem geht bei "Bound" das Herz auf. Also mir auf jeden Fall schon mal. Ständig gibt es irgendetwas Abgefahrenes zu beobachten und wenn sich die Welt auf den Kopf stellt und anfängt sich zu krümmen wie im Film "Inception", dann erlebe ich den optischen Overkill und bin glücklich.
Die Story: Voll aus dem Leben
Reiner Selbstzweck ist die krasse Optik aber nicht. "Bound" macht damit eine bewegende Geschichte erfahrbar. Eine Geschichte, die jedem von uns passieren könnte und ganz sicher manchen bereits passiert ist. Mehr will ich nicht verraten. Um was es geht, ist nämlich essentiell für das Spielerlebnis. Was ich aber sagen kann: Die abstrakte Fantasiewelt fungiert wie eine Theaterbühne, auf der sich meine Spielfigur durch verschiedene Szenen tanzt. Wie eine Balletttänzerin. So ist noch keine Videospielfigur davor durch ein Game gelaufen!
Ich will mehr Moves!
Meine anfängliche Abneigung ist bald umgeschwungen. Ich hatte Spaß. Dann aber war ich fast enttäuscht. Ich wollte mehr Bewegungen können, nein, können müssen. Ich wollte mehr Herausforderung, wollte verschiedene Moves per Tastenkombination aneinanderreihen. Ich wollte Sprungpassagen, die ich nur schaffen kann, wenn ich eine flüssige Bewegungsreihe erstelle. Ich wollte spektakulär durch diese Welt tanzen. Muss ich aber alles nicht und kann ich auch nicht, weil die Tänzerin gerade Mal eine gute handvoll Bewegungen kann, die sie alle durch einen simplen Knopfdruck ausführt. Ich finde, ein wenig mehr klassisches Game hätte "Bound" sehr gut getan. Außergewöhnlich bleibt es trotzdem und ein gutes Game auch. Denn Spielwelt und Geschichte sind echt toll.
Bound (Sony // für PS4)