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Bio-Lebensmittel aus China Wie gut sind Bio-Produkte aus China?

Von: Kathrin Kolb

Stand: 13.04.2023

Einkauf | Bild: mauritius-images; Bearbeitung: BR

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https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/kommen-ihre-aufbacksemmeln-auch-aus-china/bayern-1/12587643/

Bio aus China – wie passt das zusammen?

Kommen oft aus China - getrocknete Zwiebeln

Chinas Lebensmittelindustrie wird immer wieder von Skandalen gebeutelt. Große Flächen und Wasservorkommen sind von Industrieabfällen vergiftet. Und trotzdem stehen chinesische Bio-Produkte in unseren Supermarkt-Regalen. Außerhalb der EU ist das Land der fünftgrößte Hersteller von ökologischen Lebensmitteln. Doch wie sicher sind Produkte aus China und wie nachhaltig?

Made in China?

In vielen Fällen – nämlich bei fast allen verarbeiteten Produkten – können wir gar nicht wissen, woher das Lebensmittel wirklich stammt. Bei allen Drittländern, wie China, genügt der Hinweis auf dem Etikett "aus Nicht-EU Landwirtschaft". Nur ein Blick auf die Importstatistiken hilft bei der Recherche weiter:

Im Jahr 2022 sind am Hamburger Hafen fast 120.000 Tonnen Lebensmittel aus China angekommen. Ungefähr die Hälfte haben allein Konserven ausgemacht. Obst und Gemüse wird in chinesischen Firmen haltbar gemacht und nach Europa verschifft, unter anderem Mandarinen, Erdbeeren, Spargel und Tomaten. China produziert die meisten Mandarinen und die meisten Tomaten weltweit. Lesen Sie dazu: Wie kann ich erkennen, ob die Tomaten aus China oder Italien kommen?

Klassische Lebensmittel-Importe aus China

  • Knoblauch
  • Ingwer
  • Tomaten
  • Spargel
  • Pomelo
  • Erdbeeren
  • Mandarinen
  • Tee
  • Apfelmus
  • Apfelsaftkonzentrat
  • Getrocknete Zwiebeln
  • Honig
  • Fertig-Backwaren
  • Stevia
  • Nüsse, vor allem Erdnüsse
  • Hirse
  • Kürbiskerne
  • Leinsamen
  • Hanfsamen

Sind Lebensmittel aus China gefährlich?

In China werden doppelt so viele Dünge- und Pflanzenschutzmittel ausgebracht wie im weltweiten Schnitt. Und immer wieder fallen bei Kontrollen chinesische Produkte mit hohen Belastungen auf, zum Beispiel mit Schimmelpilzgiften, aber auch mit Salmonellen oder Schwermetallrückständen. Trotzdem sollte man nicht vorschnell verallgemeinern. Das wird schnell klar, wenn man sich die Dimensionen vor Augen führt: China ist mehr als doppelt so groß wie alle EU-Mitgliedsstaaten zusammen. 230 Millionen Menschen arbeiten in der Landwirtschaft und bewirtschaften unter anderem 134 Millionen Hektar Ackerland. (https://china.diplo.de/cn-de/themen/wirtschaft/landwirtschaft-basisinformationen) Einer, der das Land seit vielen Jahren kennt, ist Christof Götz, Geschäftsführer von Ziegler Organics, einem Großhändler aus Wunsiedel in Oberfranken. Er sagt, man muss differenzieren:

"China ist ein riesengroßes Land mit riesengroßen, urbanen Zentren mit ungebremstem, unkontrollierten Industriewachstum (…) so dass tatsächlich weite Teile von China mit großen Umweltproblemen und Belastungen zu kämpfen haben. Andererseits gibt es auch in China tatsächlich Gegenden, die traditionell ökologisch bewirtschaftet werden und schon immer auch ökologisch bewirtschaftet wurden. Und so kann es dann sein, dass auch ein Land wie China im Biomarkt tatsächlich eine Rolle spielt."

Christof Götz, Ziegler Organics

So gebe es zum Beispiel in der inneren Mongolei Bio-Hirse und Buchweizen in einer Qualität, die er in Europa gar nicht bekomme, so Götz weiter.

Wie wird Bio in China kontrolliert?

Ein wichtiger Qualitätsnachweis, auch für die Importeure, ist das EU-Bio-Siegel. Es wird von Öko-Zertifizierungsstellen wie Ceres vergeben. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Happurg im Nürnberger Land. In China selbst beschäftigt das Unternehmen mehrere Inspektoren, die sich die Höfe vor Ort anschauen. Dabei werden die Felder gemessen, Erträge abgeschätzt und Interviews mit den Arbeitern geführt. Außerdem werden die Maschinen und Dokumente geprüft und geschaut, ob unerlaubte Mittel, wie Dünge- oder Pflanzenschutzmittel angewendet wurden.

"Wenn es jetzt gravierende Abweichungen gibt, dann werden Betriebe auch suspendiert, oder die Flächen werden dann nochmal zurückgestuft. Also dass er quasi wieder von vorne anfangen muss."

Andrea Langnickel, zuständig für die Länderkoordination bei Ceres.

Der Termin für die große Hauptkontrolle ist normalerweise bekannt. Aber 10 Prozent der Kontrollen müssen unangemeldet passieren. Auch Stichproben werden regelmäßig genommen.

Wie sicher ist das Biosiegel?

Letztes Jahr (2022) sind an der EU-Grenze 151 chinesische Lebensmittel negativ aufgefallen, davon waren allerdings nur drei Bio-Produkte betroffen. Die Zertifizierer von Ceres haben uns bestätigt, dass viele chinesische Bio-Betriebe inzwischen mehr aus Überzeugung handelten. Das liege auch daran, dass die chinesische Mittelschicht selbst immer mehr auf eine gute Lebensmittelqualität achte. Trotzdem gibt es immer wieder schwarze Schafe, auch unter den Öko-Produzenten.

Wie nachhaltig sind Bio-Lebensmittel aus China?

Dazu kommen die teils schlechten Arbeitsbedingungen der Beschäftigten und die weiten Transportwege: 21.000 km legt ein Containerschiff auf dem Weg von Shanghai nach Hamburg zurück. Der CO2-Ausstoß eines Containerschiffs pro Tonne ist zwar relativ gering, summiert sich allerdings über die lange Strecke. Katarina Schickling ist Autorin, sie hat das Buch "Mein Lebensmittelkompass" geschrieben und meint dazu:

"Wir sind ein Land, in dem man gut Landwirtschaft betreiben kann und in dem man viele Dinge gut anbauen kann. Wir müssen uns halt vielleicht wieder ein bisschen mehr daran orientieren: Was wächst denn bei uns? Was ist denn ein heimisches Lebensmittel? Also wenn ich jetzt keine Kuhmilch trinken will, muss es dann echt Mandel- oder Sojamilch sein? Oder kann ich mich vielleicht auch mit Hafermilch oder mit was aus Lupinen glücklich machen, was bei uns wächst und was bei uns sogar ganz sinnvoll angebaut werden kann? Globalisierung ist ja an vielen Stellen etwas ganz Nützliches für die Menschheit. Aber gerade beim Handel mit Lebensmitteln finde ich das nicht."

Katarina Schickling, Autorin

Bio aus China oder regional aus Deutschland?

Der Anbau von manchen Lebensmitteln, wie Tee oder Erdnüssen, ist in China sicherlich sinnvoll. Da in China viel gespritzt wird, sollte man auf Bio-Qualität achten. Bei Zutaten, die auch bei uns in Europa wachsen, wie Äpfel oder Erdbeeren, sollte man aus Nachhaltigkeitsgründen hellhörig werden, sobald auf der Verpackung aus "Nicht-EU Landwirtschaft" steht und gegebenenfalls nach Alternativen im Supermarktregal suchen.

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