Konserven aus China erkennen Wo kommt meine Tomatenkonserve her?
"Hergestellt in Italien", "100 Prozent aus Italien" - was bedeuten die Etiketten auf der Tomatendose? Und wie kann ich erkennen, ob die Tomaten aus China oder Italien kommen?
BAYERN 1 Hörerin Simone aus Oberbayern hat uns gefragt: "Kann man sich tatsächlich darauf verlassen, dass, wenn auf dem Etikett mit passierten Tomaten steht: 'Unsere Tomaten wachsen zu 100% in Italien … direkt vor Ort verarbeitet', die Tomaten auch wirklich aus Italien und nicht beispielsweise aus China kommen?"
Das europäische Lebensmittelrecht macht es uns Verbrauchern und Verbraucherinnen nicht eben leicht, die wahre Herkunft von Lebensmitteln zu erfahren. Im Gegensatz zu frisch angebotenem Obst und Gemüse muss bei Lebensmitteln in der Dose meist das genaue Ursprungsland nicht genannt werden. Das finden nicht nur Verbraucherschützer seit langem unbefriedigend.
Tomaten aus China erkennen
Bei verarbeiteten Lebensmitteln - und dazu zählen auch Dosen - gibt es keine generelle Verpflichtung für Hersteller, die Herkunft der Zutaten anzugeben. Hinweise wie "Hergestellt in Italien" oder "In Italien produziert" besagen nur, dass die Rohstoffe (also etwa die Tomaten) in Italien verarbeitet wurden. Woher die Tomaten aber ursprünglich stammen, bleibt dabei unklar.
Mit dem Ausschlussprinzip kommen wir zumindest ein bisschen weiter: Seit April 2020 muss der Hersteller die Herkunft der sogenannten Primärzutaten eines Lebensmittels angeben (also etwa bei Tomaten in Dosen oder bei Tomatenmark die Herkunft der Tomaten) - wenn die Verpackung etwa durch eine Flagge, farbigen Hinweis oder dergleichen bei Kundinnen und Kunden den Eindruck erweckt, dass die Primärzutaten aus einem bestimmten Land kommen und das aber nicht zutrifft.
Beispiel: Wenn auf einer Dose die italienische Flagge aufgedruckt ist, und/ oder der Hinweis "echt italienisch" draufsteht - und die Tomaten darin aber NICHT aus Italien kommen, muss das irgendwo auf dem Etikett stehen.
Welche Dosentomaten kommen aus China?
"China produziert die meisten Tomaten weltweit. Die durchschnittliche Erntemenge beträgt 37 Millionen Tonnen. Im Gegensatz dazu produziert Italien nur 6,23 Millionen Tonnen", erklärt Daniela Krehl, Fachberaterin der Verbraucherzentrale Bayern. Die Wahrscheinlichkeit für 'Tomaten made in China' ist also nicht eben gering. Aber: Aus welchen Land genau die Tomaten kommen, die in der genannten italienisch anmutenden Dose stecken, muss der Hersteller nicht angeben - es reicht der Hinweis. Im oben aufgeführten Beispiel der chinesischen Tomaten in der Dose aus Italien könnte der etwa lauten "Die enthaltenen Tomaten stammen nicht aus Italien". Alternativ kann der Hersteller angeben, dass die Tomaten aus "Nicht-EU-Ländern" stammen oder auch China als Ursprungsland nennen. Bei gemischten Tomaten aus Italien und China wäre auch die Angabe "EU und Nicht-EU" zulässig. Was das bringt? "Dieser Hinweis hat für Verbraucher und Verbraucherinnen keinen wesentlichen Informationswert", so Verbraucherschützerin Daniela Krehl.
Als Kundin oder Kunde bleibt einem also nur mal wieder, genau auf das Kleingedruckte zu achten - und im Zweifelsfall Dosen mit der Beschriftung "Nicht-EU-Landwirtschaft" im Regal stehen zu lassen, wenn man chinesische Produkte sicher vermeiden möchte.
Welche Dosentomaten kommen wirklich aus Italien?
Wer sicher gehen möchte, Tomaten aus Italien in der Dose zu haben, hat es dagegen mittlerweile deutlich leichter: Viele Hersteller haben erkannt, dass Verbraucher darauf Wert legen und platzieren Hinweise wie "100 Prozent italienische Tomaten" oder "Nur mit italienischen Tomaten hergestellt" entsprechend prominent auf ihren Produkten. Solche Hinweise müssen stimmen, sonst läge ein Verstoß gegen das Lebensmittelrecht vor. Natürlich kann man so etwas nie ausschließen - aber gerade für größere Hersteller wäre der damit verbundene Imageverlust doch beträchtlich, was uns Kundinnen und Kunden eine gewisse Sicherheit geben dürfte.
Was gilt bei Dosen mit Bio-Siegel?
Bei Bio-Lebensmitteln mit EU-Bio-Logo muss der Hersteller generell angeben, woher die "Rohstoffe" stammen. Allerdings muss auch hier das Land nicht namentlich genannt werden - es genügt also etwa die Angabe "EU-Landwirtschaft" oder "Nicht-EU-Landwirtschaft" bzw. bei Mischungen "EU-/Nicht-EU-Landwirtschaft".
Auch interessant: Olivenöl gehört zu den am häufigsten gefälschten Lebensmitteln. Wir klären, woran man gutes Olivenöl erkennt und wie man es richtig verwendet und lagert: Kann man Olivenöl erhitzen? Und wann ist es ranzig?
Hören Sie in unserem "Besser leben" Podcast, welche Lebensmittel noch zum großen Teil aus China zu uns in die Supermärkte kommen:
https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/kommen-ihre-aufbacksemmeln-auch-aus-china/bayern-1/12587643/