Gärtnern Macht Gartenarbeit glücklich?
Das Gärtnern erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Egal ob auf dem kleinen Balkon, im eigenen Garten oder in gemieteten Ackerparzellen - Gartenarbeit ist voll im Trend. Zu Recht?

Gärtnern ist anstrengend. Meist ackert man sich auf Knien oder in gebückter Haltung durch Bete, Büsche und Topfpflanzen. Das soll glücklich machen? Wer schon einmal ein paar Stunden mit Umtopfen oder Rosen schneiden verbracht hat, der weiß, das Gefühl danach ist einfach ein gutes.
Wir haben Neurowissenschaftler Henning Beck gefragt, warum Gartenarbeit so glücklich macht.
"Menschen werden immer ganz besonders glücklich, wenn sie sehen, was sie geschafft haben."
Henning Beck, Neurowissenschaftler
Gärtnern macht zufrieden
Während man beisipielsweise bei Büroarbeiten oft gar keinen wirklichen Effekt seiner Arbeit sieht, ist es bei der Arbeit in der Natur das genaue Gegenteil: Man tut etwas und dies führt zu einem Ergebnis. Aus der Psychologie ist bekannt, dass dieser Effekt Menschen besonders glücklich macht und man bei solchen Tätigkeiten in eine Art "Flow-Zustand" gerät. Das heißt, dass man einfach vor sich hin werkelt bis am Ende ein tolles Ergebnis entstanden ist – das wiederum wirkt sehr motivierend.
"Immer, wenn Menschen ihr Ergebnis sehen, werden sie immer besonders zufrieden. Das nennt sich Impact. Menschen wollen einen Eindruck hinterlassen und dann treibt es sie auch besonders an."
Henning Beck, Neurowissenschaftler
Natur reduziert Stress
Man weiß auch, dass Menschen in einer belebten Natur besonders zufrieden und stressfrei sind. Auch die Farbe Grün spielt eine besondere Rolle. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Spaziergänge in einer grünen Umgebung mit Naturgeräuschen, Denkmuster auslösen, die dazu führen, dass Stress reduziert wird. Menschen werden in solchen Umgebungen auch kreativer, denken nicht mehr so fokussiert, kommen besser auf neue Ideen, sind gelassener.
"Das Naturerlebnis, Gartenarbeit im Besonderen, das ist das Komplettpaket. Du gehst raus, du arbeitest was, du schaffst was, du siehst, was du geschafft hast und das auch noch in einer sehr inspirierenden, kreativen und stressreduzierenden Umgebung. Das ist die Champions League der Heimarbeit. Besser kannst du dein Gehirn gar nicht behandeln."
Henning Beck, Neurowissenschaftler
Gärtnern - Wohltat für Körper und Geist
Gartenarbeit führt Körper und Geist zusammen. Die Natur lenkt einen leicht ab. In einer Zeit, in der man im Alltag viel Zeit vor dem Monitor verbringt ist die Natur im Vergleich total unvorhersehbar.
"Das ist, was Menschen brauchen, um kreativ zu werden, um auf neue Ideen zu kommen, auch mal abzuschalten, den Blick schweifen zu lassen, nicht immer zu wissen, was als nächstes passiert, sondern sich auch in dem Moment so ein bisschen treiben zu lassen."
Henning Beck, Neurowissenschaftler
Zusätzlich kommt der Effekt bei der Gartenarbeit hinzu, dass man produktiv ist, sich verwirklicht und die Natur um sich hat.
So reagiert der Körper aufs Gärtnern
Es werden beim Gärtnern Botenstoffe freigesetzt, die dazu führen, dass die Stressantwort des Körpers reduziert wird, beispielsweise Stresshormone. Es gibt kaum eine bessere Art herunterzukommen, als Zeit in der Natur zu verbringen. Hier kommen Körper und Geist zusammen, die Art und Weise, wie wir denken, hängt auch davon ab, wo wir denken.
So macht Gartenarbeit glücklich – zumindest, so lange man sie sich in einem gewissen Maß gönnt.
Mycobacterium vaccae - Was ist das?
Im Netz kursieren immer wieder Informationen über das Mycrobacterium vaccae. Es heißt, es soll im Boden zu finden sein und sich positiv auf unsere Körper auswirken, sogar die Serotoninausschüttung fördern. Doch das ist leider so nicht erwiesen.
"Das Thema ist ein wenig heikel. Die Effekte von Mycobacterium vaccae aufs menschliche Nervensystem sind umstritten. Die Untersuchungen aus den USA geistern bereits seit über zehn Jahren im Netz herum und haben hierzu einem kleinen Hype in der Komplementärmedizin geführt, während die Schulmedizin sich noch bedeckt gibt und auch verlässliche Doppelblind-Studien bislang offensichtlich nicht vorliegen."
Dr. Carsten Roller, Verband Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin in Deutschland
Das kann also offenbar nicht bestätigt werden. Doch glücklicherweise gibt es auch noch andere Gründe, warum sich die Gartenarbeit lohnt.
Sie wollen wissen, welche Pflanze das ist, die sich da in Ihrem Garten breit macht? So finden Sie es heraus: Pflanzenbestimmung-App
Tipp: Wann stehen welche Gartenarbeiten an? Hier geht's zur Übersicht im BAYERN 1 Gartenkalender
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Und wenn Sie jetzt noch keine Lust aufs Gärtnern haben, dann schauen Sie doch mal BAYERN 1 Gartenexpertin Sabrina Nitsche über die Schulter. In dieser Folge von Querbeet gibt Sie Tipps für einen bienenfreundlichen Garten, neue Ideen zum Gießen und Wässern und wie man auch auf dem Balkon süße Erdbeeren ziehen kann: