Bayern 1


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Haltungsformen Bedeutung Was bedeuten die Haltungsformen von 1 bis 4 eigentlich genau?

Wer Fleisch im Supermarkt kauft, kennt die vier farbigen Siegel für Haltungsformen. Was steckt dahinter? Welches Label bedeutet was? In welcher Haltungsform ging es den Tieren am besten?

Stand: 16.04.2024 10:00 Uhr

Kühe | Bild: mauritius images / Blickwinkel / Alamy / Alamy Stock Photos

Das Label "Haltungsform" wird seit 2019 in Deutschland freiwillig von vielen Lebensmittelhändlern verwendet und soll den Verbraucherinnen und Verbrauchern mehr Orientierung beim Fleischkauf geben: Je nach Haltung (Platz pro Tier, Frischluft, Beschäftigungsmöglichkeiten) wird damit das Fleisch in eine von vier Haltungsformen eingeordnet - wobei Stufe 1 gerade mal den gesetzlichen Mindeststandards entspricht, Stufe 4 in etwa dem EU Bio-Label.  

Ein Podcast über die Haltungsformen - hören Sie hier, wie es in den Ställen aussieht, in dieser Folge unseres Nachhaltigkeitspodcasts "Besser leben"

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/wieviel-tierwohl-steckt-wirklich-hinter-den-haltungsformen-beim-fleisch/bayern-1/13312359/

Haltungsform 1 Bedeutung

Haltungsform 1 bedeutet "Stallhaltung" - und entspricht nur den gesetzlich vorgegebenen Mindeststandards in der Tierhaltung. Zugang zu Frischluft ist nicht vorgesehen und entsprechend gering sind auch die Mindestvorgaben an Platz pro Tier:

  • 0,75 Quadratmeter für jedes Schwein
  • 1,5 bis 2,2 Quadratmeter je nach Gewicht für Jungbullen/Ochsen oder Milchkälber.
  • Bei den Masthähnchen und Puten wird der Platzbedarf nicht pro Tier ermittelt: Pro Quadratmeter dürfen es maximal 39 kg Hähnchen und maximal 58 kg Puten(-hähne) sein.  

Haltungsform 2 Bedeutung

Wurstpackung mit der Haltungsform "Stallhaltung Plus"

Haltungsform 2 bedeutet "Stallhaltung Plus" - und diese liegt nur geringfügig über den gesetzlichen Mindeststandards.

  • Pro Schwein sind etwa 10 Prozent mehr Platz vorgesehen, also 0,825 Quadratmeter. Wie wir im Podcast "Besser leben" über die Tierwohl-Labels erfahren haben, genügt für das "Plus" im Namen schon beispielsweise ein Ball, mit dem Schweine dann "spielen" dürfen.
  • Bei Mastkälbern, Jungbullen und Ochsen ist je nach Gewicht ein knapper Quadratmeter pro Tier mehr vorgesehen - zwischen 1,5 und 3 Quadratmeter.
  • Im Geflügelstall dürfen pro Quadratmeter maximal 35 kg Masthähnchen bzw. 53 kg Puten(-hähne) gehalten werden.
  • Entenställe müssen ab dieser Haltungsform Tageslicht haben.
  • Direkter Kontakt mit Frischluft ist auch hier nicht vorgegeben, dafür soll den Tieren etwas mehr Beschäftigungsmaterial zur Verfügung stehen. 

Bei Schweinefleisch beispielsweise ist es so, dass von den rund 2,4 Millionen bayerischen Schweinen etwa 96 bis 97 Prozent in Haltungsstufe 1 oder 2 gehalten werden. Sie stehen also von ihrer Geburt bis zum Abtransport zum Schlachter nur im Stall.

Haltungsform 3 Bedeutung

Haltungsform 3 bedeutet "Außenklima". Die Tiere müssen hier Zugang zur frischen Luft haben, also etwa durch einen Stall mit einer offenen Front oder einen überdachten Auslauf am Stall. Gentechnikfreies Futter ist vorgeschrieben.

  • Pro Schwein muss etwas mehr als ein Quadratmeter Platz zur Verfügung stehen (1,05 qm) und Stroh.
  • Mastkälber, Jungbullen und Ochsen steht pro Tier je nach Gewicht bis zu 4 Quadratmeter zu, wobei Laufstallhaltung mit ganzjährig nutzbarem Laufhof vorgeschrieben ist (mit mindestens 3 Quadratmetern pro Tier).
  • Bei den Masthähnchen dürfen maximal 29 kg Tiere pro Quadratmeter stehen, bei Puten(-hähnen) maximal 41 kg.  

Haltungsform 4 Bedeutung

Dauerhaft Stroh, mehr Platz und Auslauf - Kriterien für Haltungsform 4

Haltungsform 4 bedeutet "Premium". Neben gentechnikfreiem Futter ist deutlich mehr Freilauf vorgeschrieben:

  • Schweine müssen dauerhaft Auslauf haben, im Stall mindestens 1,5 Quadratmeter pro Tier; dazu muss Stroh oder anderes Beschäftigungsmaterial ständig verfügbar sein.
  • Rindern steht während der Vegetationsperiode (in etwa 200 Tage pro Jahr) Freilauf zu, im Stall zwischen 1,5 und 5 Quadratmeter pro Tier.
  • Masthähnchen und Puten müssen mindestens ein Drittel ihrer Lebenszeit Zugang zu Freigelände haben; im Stall dürfen maximal 21 kg Tiere pro Quadratmeter stehen, wobei auf mindestens einem Drittel der Stallfläche zusätzliche Einstreu (Stroh, Holzspäne, Sand) zur Beschäftigung liegen muss.  

Die genauen Anforderungen für die vier verschiedenen Haltungsformen können Sie auf der Website Haltungsform.de als pdf downloaden

Wie viel Tierwohl steckt in den Haltungsformen von 1 bis 4?

Die "Haltungsform"-Initiative des Handels wird von Verbraucherschützern auch kritisch gesehen. Zwar gibt sie Verbrauchern eine gewisse Orientierung beim Einkauf - die Formen 3 und 4 weisen auf bessere Tierhaltung hin - aber wichtige Kriterien für Tierwohl werden nicht berücksichtigt: Etwas mehr Platz im Stall sagt nichts über den Gesundheitszustand der Tiere aus, über artgerechte Haltung oder auch eine möglichst stressfreie Schlachtung. Das Fazit der Verbraucherzentrale: "Das Label 'Haltungsform' ist kein Tierwohllabel. Es sorgt zwar für mehr Transparenz beim Fleischangebot, ist aber keine Garantie dafür, dass es den Tieren gut gegangen ist."

Zudem ist das System der Haltungsformen für viele Verbraucher irreführend: Im Gegensatz zur gelernten Eier-Kennzeichnung mit der 1 als bester Note funktioniert die Einordnung bei den Haltungsformen genau umgekehrt - Stufe 1 schafft nur den gesetzlichen Mindeststandard, Stufe 4 in etwa das EU-Bio-Siegel.  

ALDI Haltungsform: Bis 2030 nur noch Stufe 3 und 4

Im Februar 2023 hat ALDI angekündigt, bis 2030 nicht nur das Fleischangebot auf die Haltungsformen 3 und 4 zu beschränken - sondern auch Schinken, Salami, Wiener und andere Wurstwaren nur noch in den beiden höchsten Haltungsstufen anzubieten. Ein Schritt, den der Deutsche Tierschutzbund grundsätzlich begrüßte, weil dadurch deutlich werde, dass deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher mehr Tierschutz wollten. Tier-Erzeugerverbände fürchten dagegen, dass sich durch diese Maßnahme der Preisdruck auf die Landwirte noch mehr erhöhen könnte - wenn die gestiegenen Erzeugerkosten nicht durch Preiserhöhungen des Discounters bei Fleisch und Wurst ausgeglichen werden.

Und wie schaut's eigentlich bei der Milch aus? Was bedeutet Alpenmilch?


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