Die Billy Joel-Story Der "Piano Man" fränkisch
Billy Joel, der berühmteste Nürnberger seit Albrecht Dürer? Ganz richtig ist das nicht, doch seine Wurzeln reichen wirklich nach Franken. Die Geschichte seiner jüdisch-fränkischen Großeltern und Eltern ist eng verknüpft mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte.
Nürnberg, Berlin, Ausschwitz, Havanna, New York - an diesen Orten hat sich die Familiensaga der Joels abgespielt. Als Billy Joel in den 70er-Jahren das erste Mal nach Deutschland kommt, sagt er, es sei ein "komisches Gefühl", in dem Land zu sein, aus dem seine jüdischen Vorfahren stammen und das seiner Familie zugleich viel Leid zugefügt hat.
Wäschehändler in Nürnberg
Rückblick: Karl Amson Joel, der Großvater von Billy Joel, gründet mit seiner Frau Meta Anfang der 1920er-Jahre in Nürnberg einen kleinen Wäscheversand. Anfangs verpacken und verschicken sie die Päckchen noch selbst, schnell brauchen sie aber Hilfe, das Geschäft floriert. Mitarbeiter werden eingestellt, eine eigene Näherei eingerichtet und innerhalb weniger Jahre wird der Versand einer der größten in Deutschland. Es hätte eine Erfolgsgeschichte werden können - hätte nicht das Dritte Reich bereits seine Schatten vorausgeworfen.
Ein Pass ohne "J"
1933 verlegt Billy Joels Großvater Karl Amson das Geschäft nach Berlin, da die Diskriminierung in Nürnberg immer größere Ausmaße annimmt. Es ist vor allem der nationalsozialistische Politiker Julius Streicher, der mit der Zeitung "Der Stürmer" gegen die Juden hetzt. Auch in Berlin ist die Joel-Familie nicht lange sicher. Hinter dem Haus der Joels gibt es Nazi-Aufmärsche, die antisemitischen Gesänge machen klar, dass Juden nirgendwo in Deutschland mehr sicher sind. Der 1923 in Nürnberg geborene Helmut Joel, Billy Joels Vater, wird vorsichtshalber in ein Internat nach St. Gallen in der Schweiz geschickt. 1938 tauchen seine Eltern überraschend bei ihm auf. "Sie haben sich noch Pässe ohne ein 'J' besorgen können. Das 'J' stand für Jude. Das hat ihnen wahrscheinlich das Leben gerettet", so Helmut Joel.
Flucht in die USA
Es beginnt eine abenteuerliche Flucht über England und Kuba in die Vereinigten Staaten, wo sich Karl Amson Joel mit seiner Familie in New York niederlässt. Nicht die ganze Familie hat jedoch so viel Glück. Karl Amsons Bruder und seine Schwester dürfen in Kuba nicht an Land gehen und werden zurück nach Europa gebracht. Dort bekommen sie zunächst in Frankreich Asyl, werden aber von der deutschen Besatzungsmacht gefangen genommen und nach Ausschwitz gebracht - dort verliert sich ihre Spur.
Billy Joel über ...
... Rock'n'Roll
"Ich hatte 30 Jahre lang eine wilde Affäre mit einer Dame namens Rock'n'Roll. Jetzt trenne ich mich von ihr."
... Musik
"Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine Person getroffen zu haben, die nicht irgendeine Art von Musik liebte."
... Talent
"Ich sehe mich selbst als plumpen Klavierspieler, schlechten Sänger und nicht besonders fähigen Komponisten. Was ich mache, ist meiner Meinung nach in keinster Weise außergewöhnlich."
... Sünden
"Ich lache lieber mit Sündern, als mit Heiligen zu weinen."
... seinen Charakter
"Ich würde mir wirklich wünschen, dass ich weniger nachdenklich wäre und stattdessen ein Dummkopf, der keine Angst vor Ablehnung hat."
... seine Wurzeln
"Ein großer Teil von mir ist deutsch. Mein Vater und mein Großvater stammen von hier, meine Lieblingskomponisten kommen von hier."