Einer Studie des Lyon College im US-Bundesstaat Arkansas zufolge haben Katzen in der Tat 276 verschiedene Gesichtsausdrücke! Und noch bedeutsamer: Der Grund für diese nahezu wahnwitzige Ausdrucksvielfalt sind wahrscheinlich … wir Menschen! Wenn Sie sich jetzt wundern, weil Sie an Ihrer Katze maximal 2 Gesichtsausdrücke unterscheiden können - etwa hungrig und SEHR hungrig - dann hat das schon seine Richtigkeit. Denn diese Vielfalt haben sich die Katzen bedingt durch die Domestizierung im Lauf der Jahrtausende zur Kommunikation untereinander zugelegt. Zu diesem Ergebnis kam die US-Psychologin Brittany Florkiewicz, die im Feld der vergleichenden Psychologie und der Evolutionspsychologie zu den Eigenschaften der Gesichtsausdrücke von Tieren forscht.   

In einem Katzen-Cafe treffen unterschiedlichste Charaktere aufeinander.

Studienobjekt waren die 53 Kurzhaarkatzen eines Katzencafés in Los Angeles. Dort verbrachte die Psychologin mit einer Kollegin 150 Stunden damit, die Interaktionen der Katzen miteinander zu beobachten. Dabei stellten die Forscherinnen schon eine große Bandbreite von Ausdrucksweisen fest, die verschiedene Bewegungen von Augen, Ohren und Lippen mit einschloss. Die meisten der beobachteten Ausdrücke waren freundlicher Natur (46 Prozent), wie etwa nach vorne gerichtete Ohren und Schnurrhaare bei geschlossenen Augen. Die Schnurrhaare erwiesen sich dabei als besonders aussagekräftig: Zufriedene oder glückliche Katzen richteten ihre Schnurrhaare fast immer nach vorne, stellten die Wissenschaftlerinnen fest.  

Ein kurzes Lippenschlecken erwies sich dagegen als wenig eindeutig: Es kann bedeuten, dass sich die Fellnase auf ein Leckerchen freut, aber in Kombination mit angelegten Ohren und zu Schlitzen verengten Pupillen signalisiert die Katze damit eindeutig Aggression. 

Zu den eingangs erwähnten 276 Gesichtsausdrücken kamen die Forscherinnen mithilfe einer speziell trainierten Software, die aus aufgenommenen Videosequenzen 26 unterschiedliche, einzigartige Muskelbewegungen im Gesicht der Katzen herausfilterte. Anhand der verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten ergab sich daraus, dass Katzen über ein Repertoire von 276 verschiedenen Gesichtsausdrücken verfügen.  

Aber Katzen wären nicht Katzen, wenn sie sich so leicht ergründen ließen: Eine ganze Reihe ihrer Ausdrucksweisen blieb den Forscherinnen völlig rätselhaft. Um diesen Schleier zu lüften, planen sie nun eine Anschluss-Studie. Mal sehen, ob es über "hungrig", "sehr hungrig" und "jetztaberzackigessenher" hinausgeht ...

Dafür sind wir Menschen dann aber wieder gut: Warum kommen viele Katzen nicht mehr allein runter vom Baum?