Menschliche Körpertemperatur sinkt Ab wann ist es Fieber?
Menschen werden kälter. Mitte des 19. Jahrhunderts lag die durchschnittliche Körpertemperatur bei 37 Grad Celsius. Seitdem ist der Wert deutlich gesunken. Woran liegt das?
Die normale Körpertemperatur des Menschen liegt bei 37 Grad Celsius - so heißt es. Wenn sie höher ist, bedeutet das Fieber und wenn die Temperatur sehr stark darunter liegt, ist man unterkühlt. Diese alte Gewissheit stimmt so aber gar nicht mehr. Einer Studie der Stanford University von 2020 zufolge ist die Körpertemperatur des Menschen in den vergangenen 160 Jahren deutlich gesunken. Der Normalwert liegt heute nur noch bei durchschnittlich 36,6 Grad Celsius.
37 Grad Körpertemperatur ist eine Messung aus dem 19. Jahrhundert
Die durchschnittliche Körpertemperatur des Menschen berechnete der Leipziger Physiker Carl Reinhold August Wunderlich im Jahr 1851. Dazu maß er die Temperatur von 25.000 Patienten und ermittelte den heute allgemein bekannten Wert von 37 Grad Celsius. Der galt lange als Standard. Verschiedene Studien aus den vergangenen Jahren ergaben allerdings eine wesentlich niedrigere Körpertemperatur.
Körpertemperatur sinkt kontinuierlich
Die Forscher der Stanford University werteten nun Messreihen aus dem Zeitraum zwischen 1860 und 2017 aus. Die Daten stammen allesamt aus den USA und zeigen einen kontinuierlichen Rückgang der Temperatur von 0,03 Grad Celsius pro Jahrzehnt.
Obwohl einem dieser Zusammenhang in den Sinn kommen kann: Der Klimawandel ist nicht der Grund für den Rückgang. Und auch veränderte Messmethoden spielen den Forschern zufolge keine Rolle.
Grund ist ein veränderter Stoffwechsel
Die Forscher vermuten vielmehr, dass die sinkenden Messwerte mit einem veränderten Stoffwechsel zusammenhängen. Denn Wärme entsteht im Körper durch chemische Reaktionen: Was wir essen und wieviel wir uns bewegen, wirkt sich darauf aus, wie stark wir uns aufheizen. Und weil wir heute im Vergleich zum 19. Jahrhundert gesünder essen und uns weniger bewegen, entsteht weniger Wärme. Außerdem leiden wir seltener unter Infektionen als es noch während der Industrialisierung der Fall war. Zahnentzündungen oder Krankheiten wie Tuberkulose könnten nämlich auch ein Grund dafür gewesen sein, dass die Körpertemperatur früher höher war. Hausärztin Anne Katrin Liem: "Wir sind heute medizinisch besser versorgt, das heißt, wir leiden nicht wie früher ständig an chronischen Entzündungen, die eine Erhöhung der Körpertemperatur bedingen können."
Auch gehen die Forscher davon aus, dass gleichmäßigere Raumtemperaturen unsere Stoffwechselaktivität senken: "Wir leben in besser klimatisierten Räumen, das heißt, im Winter können wir heizen, im Sommer können wir die Räume runterkühlen und der Körper ist nicht ständig damit beschäftigt, die Körpertemperatur den widrigen Umständen anzupassen", sagt BAYERN 1 Hausärztin Anne Katrin Liem.
Körpertemperatur ist individuell verschieden
Was man bei alldem nicht vergessen darf: Die normale Körpertemperatur ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Bei Frauen liegt der Wert durchschnittlich etwas höher als bei Männern. Auch bei Übergewichtigen wird eine tendenziell höhere Temperatur gemessen, bei jungen Menschen hingegen liegt der Wert meistens unter dem Durchschnitt. Außerdem sinkt die Körpertemperatur, während wir schlafen. Liegt der mittlere Wert heute zwischen 35,7 und 37,3 Grad Celsius, ist den Forschern der Stanford University zufolge alles normal.
Ab wann hat man Fieber?
Weil die Spannweite der menschlichen Körpertemperatur relativ breit ist, ist auch die Temperatur, ab der jemand Fieber hat, individuell verschieden. Einen Richtwert gibt es trotzdem: Ab 38 Grad Celsius diagnostiziert Hausärztin Anne-Katrin Liem leichtes Fieber.
Ohne Mütze nach draußen? Auf keinen Fall, denn einen Großteil der Körperwärme verliert der Mensch über den Kopf - so heißt es zumindest. Wir klären: Verliert man Wärme über den Kopf?