Mogelpackung Shrinkflation im Supermarkt - das können Sie dagegen tun
Shrinkflation ist eine versteckte Art der Preiserhöhung. Hersteller verringern die verkaufte Füllmenge eines Produkts und behalten den Preis bei. In Frankreich müssen diese Preiserhöhungen am Regal gekennzeichnet werden, in Deutschland ist das nicht der Fall. Wie Sie sich gegen Mogelpackungen wehren können und wie Sie sie melden, das lesen Sie hier.
Immer häufiger verkleinern in Deutschland Hersteller die Packungsgrößen oder Füllmengen ihrer Produkte, behalten aber den Preis bei oder lassen ihn zusätzlich steigen. Da werden zum Beispiel statt der 500 Gramm Nudeln pro Packung dann plötzlich nur noch 400 Gramm in der neuen Verpackung verkauft. Für denselben Preis. Und ohne dass es Verbraucher und Verbraucherinnen auf den ersten Blick merken. Erst zu Hause oder beim Zubereiten der Pasta wird der Unterschied entdeckt. Gegen diese versteckten Preiserhöhungen, die zum Teil bis zu 25 Prozent ausmachen können, gehen die Verbraucherzentralen vor - zum Beispiel mit der Wahl zur "Mogelpackung des Jahres".
In Frankreich: Hinweis am Supermarkt-Regal bei Mogelpackungen
In Frankreich geht man gegen Shrinkflation und versteckte Preiserhöhungen ganz konkret vor. Mogelpackungen müssen seit 1. Juli 2024 im Supermarkt gekennzeichnet sein – durch einen Hinweis am Regal. Es gehe dabei um Produkte, deren bisheriger Packungsinhalt reduziert wird, während der Preis gleich bleibt oder angehoben wird, teilte das Pariser Wirtschaftsministerium mit, so die Deutsche Presseagentur (dpa). Für zwei Monate nach Veränderung muss dieser Hinweis am Supermarktregal bestehen bleiben, aus dem ersichtlich ist, wie sich Preis und Inhalt verändert haben. Verbraucherschützerinnen und Verbraucherschützer in Deutschland fordern ebenfalls eine Kennzeichnung dieser Praxis in Supermärkten. Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes, hält einen Warnhinweis für sechs Monate für unabdingbar.
Sind Mogelpackungen überhaupt erlaubt
Sind diese für Verbraucherinnen und Verbraucher undurchsichtigen Preiserhöhungen überhaupt legal. Dazu schreibt die Verbraucherzentrale: "Preiserhöhungen sind nicht verboten, es gilt Vertragsfreiheit. Wohl aber sind Mogelpackungen gesetzwidrig. Was im rechtlichen Sinne darunter fällt, ist allerdings oft schwierig festzustellen." Bis 2009 gab es bestimmte Packungsgrößen-Vorgaben, das heißt, zum Beispiel Milch durfte nur in Fertigverpackungen von 0,5, 0,15 und 1 Liter-Packungen verkauft werden. Doch diese Vorgaben sind durch eine EU-Richtlinie weggefallen.
Shrinkflation
Wie man an den Kandidaten für die Mogelpackung des Jahres schon sehen kann, sind die Hersteller sehr erfinderisch, weniger Inhalt für den gleichen oder einen höheren Preis zu verkaufen und das auch noch ganz geschickt zu verschleiern. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat die Tricks der Lebensmittelindustrie zusammengestellt. Sie ruft auch jedes Jahr die Wahl zur Mogelpackung des Jahres auf. Hier einige Beispiele, wie Hersteller ihren Profit vergrößern:
- Shrinkflation-Trick - der Klassiker. Selbe Packung, weniger Inhalt, selber Preis.
- Mehr-drin-Trick - auf der Packung wird auf mehr Inhalt hingewiesen, was nach Schnäppchen klingt - der Preis wird aber deutlich erhöht.
- Günstiger Trick - der Preis wird gesenkt, die Füllmenge auch, allerdings entspricht die Preissenkung nicht der Füllmengensenkung und es ist eine versteckte Preiserhöhung.
- Sammelpack-Trick - scheinbar günstig, der Preis bleibt derselbe, aber dann wird der Inhalt drastisch reduziert - siehe das Oreo Eis oben.
- Füllmengenkarussell-Trick - ein Produkt wird mit ständig wechselndem Inhalt angeboten. Ein Preisvergleich wird dadurch sehr schwer. Als Beispiel nennt die Verbraucherzentrale Hamburg die ständig wechselnden Füllmengen bei Pringle-Chips, die in den Jahren 2006 bis 2020 mit 200 g, 170 g, 195 g, 180 g, 165 g, 190 g, 200 g und 165 g angeboten wurden. Und in diesem Zeitraum um 90 Prozent teurer wurden.
Verbraucherzentrale Mogelpackung Liste
Das Produkt nicht mehr kaufen oder ärgern – Sie haben als Verbraucherin oder Verbraucher aber noch eine Möglichkeit, sich zu wehren. Sie können die Mogelpackungen, die Ihnen im Supermarkt oder im Drogeriemarkt begegnen, bei der Verbraucherzentrale melden. Das geht hier online. Bei der Verbraucherzentrale Hamburg finden Sie auch eine Mogelpackungsliste mit über 1.000 Produkten und einen Musterbrief, mit dem Sie sich bei den Herstellern beschweren können.
Mogelpackung des Jahres
Mogelpackung des Jahres 2023 in Deutschland sind die TUC Bake Rolls von Mondelez, über die Hälfte der Stimmen von Verbraucherinnen und Verbraucher ging an dieses Produkt. "Durch einen raffinierten Markenwechsel von 7days zu Tuc, der mit einer Schrumpfung der Füllmenge von 250 auf 150 Gramm einhergeht, bei gleichzeitig höherem Verkaufspreis ist der Snackartikel im letzten Jahr um 127 Prozent teurer geworden", so die Verbraucherzentrale Hamburg.
Das waren die Kandidaten:
Mogelpackung Katjes
Diese Produkte wurden für die Wahl ausgesucht: Katjes Yoghurt Gums - sie stecken in der gleichen Tüte, der Inhalt ist aber von 200 Gramm auf 175 Gramm geschrumpft. Das sind 14 Prozent Preiserhöhung, so die Verbraucherzentrale Hamburg. Das ist allerdings nicht das einzige Katjesprodukt, das mit gleichem Preis und weniger Inhalt in den Supermärkten liegt - bei über 30 Produkten ist es ähnlich.
Die TUC Bake Rolls von Mondelez - hier hat Hersteller Mondelez seine 7Days-Bake Rolls mit dem neuen Namen des vermeintlich hochwertigeren TUC aufgewertet, den Packungsinhalt geschrumpft und verlangt damit für denselben Snack jetzt 127 Prozent mehr.
Chocolat Amandes Vollmilch von Aldi - hier wurde die Umverpackung der Schokolade der Marke Moser Roth vergrößert, so die Verbraucherzentrale Hamburg, der Inhalt aber gleichzeitig von 184 Gramm auf 150 Gramm verringert - ergibt 30 Prozent versteckte Preiserhöhung.
Listerine Total Care von Johnson & Johnson - bei dem Mundwasser erscheint die Plastikflasche gleich groß, in Wahrheit ist sie schmaler. Und fasst statt 600 nur noch 500 ml. Das fällt allerdings nur im direkten Vergleich mit einer alten Flasche auf. Kundinnen und Kunden zahlen für weniger Inhalt damit 20 Prozent mehr, in manchen Märkten wurde der Preis außerdem noch erhöht.
Oreo Stieleis von Froneri - vorher waren vier Produkte in einer Packung, heute sind es drei. Und die sind auch noch kleiner - statt 110 ml nur noch 90 ml. Daraus ergibt sich: In der alten Packung waren 400 ml, in der neuen sind es nur noch 270 ml Eis. Eine versteckte Preiserhöhung von 63 Prozent.
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