Nachhaltige ETFs Sparen mit umweltfreundlichen Fonds
Was muss ich beachten, wenn ich mein Geld nachhaltig anlegen will? Bringen auch umweltfreundliche Fonds Rendite? Alles, was Sie dazu wissen müssen.
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Nachhaltigkeit ist mittlerweile zu einem wichtigen Kriterium in allen Lebensbereichen geworden. Auch bei der Geldanlage. Auch die EU-Kommission möchte ganz gezielt mehr Geld in "grüne" Anlagen lenken. Deshalb ist es seit August 2022 für Banken und Vermögensverwalter verpflichtend, bei der Anlageberatung auch Präferenzen der Kundschaft in Sachen Nachhaltigkeit abzufragen. Alle Infos gibt es auch in unserem Podcast Besser leben, hier anhören und abonnieren:
Was bedeutet ESG?
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Egal ob Investmentfonds, Aktie oder Rentenprodukt, die Bankberater und Versicherungsvermittler müssen ihre Kundinnen und Kunden fragen, ob sie "nachhaltig" investieren wollen und was ihnen dabei wichtig ist. Renditechancen und Risiko sollen dabei in den Hintergrund treten, um mehr Wert auf Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung legen zu können. Stichwort ESG (englisch für: Environmental Social Governance).
Wie sicher ist mein Geld?
In Deutschland wirtschaften mittlerweile 14 Banken nach gewissen nachhaltigen Standards. Auch immer mehr Fonds und Investments zielen darauf ab, mit sauberen und zugleich zukunftsträchtigen Technologien oder Unternehmungen Geld zu verdienen. Die Kunden und Anleger erwarten von Banken und Fonds mit ethisch-ökologischem Anspruch nicht in erster Linie rasante Renditen, sondern vor allem Transparenz. Ansonsten bieten auch die meisten Ökobanken alles das, was Geldhäuser gemeinhin anbieten: Girokonten, Spar- und Tagesgeldkonten, Kredite und sogar Aktiendepots. Auch die Einlagen sind gesichert. Da es sich bei den meisten deutschen Ökobanken um Genossenschaftsbanken handelt, sind diese auch in das Sicherungssystem der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken eingebunden. Und auch die Aktiengesellschaften – wie die niederländische Triodos Bank – sichern die Einlagen wie üblich bis zu 100.000 Euro ab.
Finanztest: Auch nachhaltige Fonds können Geld einbringen
Früher wegen eher mittelmäßiger Rendite belächelt, glänzen einige mittlerweile durch beachtliche Zuwächse und auch Stabilität in Krisenzeiten. "Man kann nicht sagen, dass Nachhaltigkeit auf Kosten von Rendite geht", sagt Boštjan Krisper von der Zeitschrift Finanztest, dem Verbrauchermagazin von Stiftung Warentest, "auch wenn wir Renditen und Risiken vergleichen von einem grünen und einem klassischen Pantoffel-Portfolio, so heißt unsere Lösung für den durchschnittlichen Anleger, sind diese über Jahre vergleichbar. Meist liegt sogar die grüne Lösung leicht vorn."
Selbst im Zuge der weltweiten Pandemie, haben sich nachhaltige Aktien im Schnitt besser gehalten, als viele konventionelle Werte. Allerdings, das ist bei der Betrachtung nicht unerheblich, es gibt keine einheitlichen Standards oder eine allgemein gültige Definition für nachhaltige Geldanlagen. Deshalb sollte jeder, der Interesse daran hat, sich auch etwas näher damit beschäftigen.
Wie nachhaltig sind die Fonds wirklich?
Was denn nun genau nachhaltig bedeutet, aber vor allem auch ethisch-moralisch eine annehmbare Anlage ist, liegt oft im Auge des Betrachters und ist daher auch kein geschützter Begriff. Im Großen und Ganzen geht es darum, in Unternehmen, Dienstleistungen oder Technologien zu investieren, die sozusagen "sauber" sind. Das bis ins Detail zu hinterfragen, ist jedoch nicht nur für Laien schwierig. Schließlich sind Firmengeflechte teilweise sehr verworren und Beteiligungen an einzelnen Firmen oder Projekten sowie deren Bereiche nicht immer klar erkennbar.
Welche Geldanlagen sind nachhaltig - welche nicht?
Im Wesentlichen schließen die meisten, so genannten nachhaltigen Fonds folgende Investitionsbereiche und Firmenbeteiligungen grundsätzlich aus:
- Waffenproduktion: Von konventionellen Waffen bis hin zu kontroversen Waffen, wie Landminen oder Streubomben.
- wenn Kinder- oder Zwangsarbeit in Kauf genommen werden.
- Fossile Energien: Dazu zählen Kohlekraftwerke zur Stromerzeugung oder auch Ölraffinerien sowie das Fracking.
- Des Weiteren werden auch meist alle Investitionen, die Umweltzerstörungen nach sich ziehen, Korruption begünstigen, mit Alkohol oder Glücksspiel oder beispielsweise auch Massentierhaltung Geld verdienen, abgelehnt.
Gerade für nachhaltige Banken gibt es beispielsweise klare Richtlinien, in welche Branchen oder Finanzbereiche kein Geld fließt. Das umfasst auch heikle Investitionen wie Pornografie oder Embryonenforschung. Diese stehen bei Banken wie der GLS oder auch der Bank für Kirche und Diakonie ebenfalls auf dem Index. Dass Spekulationen auf die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen ebenfalls darunterfallen, versteht sich beinahe von selbst.
Welche Anlagen finde ich selbst ökologisch korrekt?
Wer sich überlegt, sein Geld so anzulegen, sollte zuvor - bei der Auswahl - vielleicht auch den Maßstab bei sich selbst anlegen: Also in wieweit lebe ich denn selbst ethisch-ökologisch korrekt? Was ist noch vertretbar, was mit dem eigenen Gewissen nicht mehr vereinbar? Fonds, die auch in letzter Konsequenz noch allerhöchste ethische sowie ökologische Kriterien rigoros umsetzen sind nämlich rar gesät, sagt Merten Larisch, Anlageexperte der Verbraucherzentrale Bayern:
Da gibt es nur zwei, drei Investmentfonds überhaupt auf dem Markt von insgesamt jetzt über 2.000, die sich dieses Etikett auf die Fahne geschrieben haben. Wer dagegen sagt, ich möchte nur Unternehmen, die auf Kinderarbeit, Streubomben, Munitionsherstellung oder Waffenexporte verzichten, der sollte eher auf einen ethisch-ökologischen Aktien-ETF Indexfonds setzen.
Was bedeutet Taxonomie?
Mit der Taxonomie, eine Art Katalog für klimafreundliche Investitionen, hat die EU-Kommission in Brüssel den Beratern ein ganz besonderes Ei ins Nest gelegt. In diesem Rahmen gelten nämlich von Januar 2023 an auch Investitionen in Gas- oder Atomkraftwerke als umweltfreundlich. Das hat für weitreichende Kritik, nicht nur von Umweltschützern gesorgt. Der Punkt zeigt aber auch, dass es kein einheitliches Verständnis gibt, was wirklich nachhaltig ist. Daher bräuchte es gewisse europäische, besser noch internationale Mindeststandards.
Zusammenstellung nachhaltige Fonds
Die meisten Anbieter arbeiten bei der Zusammenstellung ihrer Fonds und Investments mit Scoring-Systeme der großen Ratingagenturen. Diese lassen – verkürzt gesagt die Aktientitel durch eine Art nachhaltigen Filter laufen und am Ende ergibt sich daraus ein Scorewert. Dieser Wert entscheidet oft darüber, ob ein Aktientitel für eine nachhaltige Geldanlage geeignet ist oder nicht. Die Anbieter überprüfen ihr Portfolio (den Bestand an Wertpapieren) mindestens einmal im Jahr. Aber nicht immer werden Aktientitel entfernt, wenn die dahinterstehenden Unternehmen beispielsweise Ausschluss- oder Positivkriterien verletzen.
Bei der GLS-Gemeinschaftsbank, der größten Ökobank in Deutschland, mit Sitz in Bochum, kontrolliert beispielsweise ein Anlageausschuss die Beteiligungen der jeweiligen Fonds und arbeitet nach bestimmten Negativ-Positiv-Kriterien. Dabei werden Aktienbeteiligungen durch das Gremium überprüft, das sich aus internen, aber auch externen Fachleuten zusammensetzt. "Und da wird natürlich auch immer sehr, sehr kontrovers diskutiert. Da ist man sich in den seltensten Fällen komplett einig", sagt Ludwig Rahlfs von GLS-Investments, "weil man eben, das Thema von ganz vielen verschiedenen Blickrichtungen, unterschiedlich sehen kann. Und letztendlich ist es dann ein Mehrheitsentscheid, ob dieses Unternehmen in den Anlagen in das Anlageuniversum hineinkommt oder nicht."
Warum nachhaltig nicht immer unbedingt nachhaltig ist
Was der eine als Anlage geradezu verwerflich findet, ist für den anderen allemal akzeptabel. Zum Beispiel wirbt "Starbucks" damit, dass der verkaufte Kaffee in den Läden fair gehandelt ist, andererseits sorgen Millionen beschichteter Kaffeebecher für eine Vermüllung der Städte. Oder nehmen wir die Technologie- und Internetriesen Apple oder Google: Schön, dass die Unternehmen künftig auf ausschließlich erneuerbare Energien setzen und weitgehend klimaneutral wirtschaften wollen. Andererseits ist Apple wegen Arbeitsbedingungen bei der Produktion in China immer wieder in der Kritik und bei Google gab es immer wieder kartellrechtliche Ermittlungen.
Für manche Fonds sind solche Aspekte Ausschlusskriterien im Portfolio, für andere nicht. Diese oftmals fehlende Trennschärfe im Detail, bei der Auswahl von Aktien oder Investments, der so genannten nachhaltigen Fonds. "Bei uns gibt es wirklich eine Null-Toleranz-Grenze", sagt Ludwig Rahlfs von GLS-Investments, "also Atomkraft ist jetzt auf einmal nachhaltig? Laut Taxonomie? Das ist für uns unwahr und wird immer ein No-Go bleiben. Das heißt ob ein Prozent, zwei Prozent ganz egal. Null Prozent ist die Grenze."
Greenwashing bei angeblich nachhaltiger Geldanlage
Trotz plakativer Werbung von Banken und Sparkassen hat sich nämlich auch bei Recherchen des investigativen SWR-Magazins "Vollbild"“ im September 2022 gezeigt, bei Beratungs- und Informationsgesprächen zur nachhaltigen Geldanlage – darunter HypoVereinsbank, Berliner Sparkasse sowie Commerzbank – waren "besonders empfohlene ‚nachhaltige‘ ETF durch Rüstungsunternehmen belastet. Eines zählt sogar zu den 100 größten Rüstungsunternehmen weltweit". Außerdem ergaben die Recherchen, dass in den vermeintlich nachhaltigen ETF auch Unternehmen enthalten sind, die Öl- und Gas fördern, teilweise auch mit kontroversen Methoden, wie beispielsweise Fracking.
"Kein Kohleabbau"?
Tatsächlich hat auch Boštjan Krisper von Finanztest festgestellt, dass manche Fonds die Begriffe "kein Kohleabbau" oder "keine Ölförderung" für dehnbar halten: "Zum Beispiel wird jemand, der auf keinen Fall in den Kohlesektor investieren möchte, wenig von der Tatsache begeistert sein, dass zum Beispiel ein Fonds Energieunternehmen erst dann aus dem Portfolio ausschließen wird, wenn dieses mehr als 30 Prozent seiner Einnahmen mit Energieerzeugung aus Kohle verzeichnet."
Wer ethisch-ökologisch investieren will, sollte sich gut informieren
Oft tragen Nachhaltigkeitsfonds irgendwas mit "grün" oder "fair" oder "responsible" oder "sustainable" im Namen. Aber im Kern bedeutet es eben nicht immer dasselbe. Wer wirklich sichergehen möchte, dass der Fond auch das abbildet bzw. eben nicht abbildet, was man möchte, sollte sich die entsprechenden Produkte vorher doch etwas genauer anschauen. Zuvor steht für Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern aber noch etwas Anderes: "Deshalb ist der erste Schritt erst mal sein ethisch-ökologisch Anlegerprofil festzulegen, nämlich sich genau solche Kriterien wie Atomkraft, Agrar-Gentechnik und so weiter rauszuschreiben und sich vorzustellen, möchte ich da rein investieren?" Im nächsten Schritt sollte man sich überlegen – wenn ja oder nein – möchte ich, dass Kriterium "XY" zumindest bis zu einem kleinen Produktanteil noch im Fonds abgebildet werden darf.
Oder mal platt gesagt: Ist ein bisschen Atomkraft noch in Ordnung? Sind ein paar Aktien eines Genussmittelkonzerns noch vertretbar, selbst wenn Geld mit nicht zertifiziertem Palmöl verdient wird? Reicht es, wenn ein Unternehmen sich zumindest Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt? Auch wenn oberflächlich Konsens herrscht, unterscheiden sich die Anklageprodukte meist in der Tiefe, wenn es darum geht, wie diese Kriterien eingehalten werden. Das bedeutet auch, der Anleger kommt nicht drum herum - nach Möglichkeit - selbst die Prospekte für einzelne Fonds zu studieren, was dort garantiert ausgeschlossen wird oder was nur Absichtserklärung ist.
Aktiv managen lassen oder nur den Index abbilden?
Viele nachhaltige Aktienfonds werden aktiv gemanagt. Das bedeutet hier entscheidet ein oder entscheiden mehrere Fondsmanager, welche Wertpapiere ins Portfolio wandern und welche nicht. Ziel ist natürlich immer eine möglichst hohe Rendite für die Anleger zu erwirtschaften. Und zwar eine höhere Rendite, als es der Markt im Schnitt vermag. Diese Überzeugung kostet Geld, d.h. meist sind die Gebühren pro Jahr etwas höher als bei passiven Fonds, die beispielsweise nur den Index abbilden. Aber wo Menschen, also aktive Fondsmanager sind, passieren eben auch Fehler. Deshalb ist es bei vielen aktiv gemanagten Fonds auch mit der überdurchschnittlichen Rendite nicht weit her.
Was spricht für ETF?
Für nicht so erfahrene, sparsame und weniger risikobereite Anleger gibt es neben Indexfonds auch so genannte ETF. Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Funds, was sich in etwa mit "börsengehandelter Indexfonds" übersetzen lässt. Diese Fonds können von den Anlegern direkt über die Börse, aber auch bei Banken gekauft werden. ETFs folgen in der Regel einem Index (zum Beispiel dem DAX oder eben einem Index mit nachhaltigen Wertpapieren etc.) und bilden dessen Wertentwicklung nach. Der Unterschied: Es wird nicht aktiv versucht, diese Wertentwicklung zu überbieten. Für den Anleger bedeutet das weniger Kosten, weil weder für das Fonds-Management, noch für die Vertriebsprovision der Banken Gebühren anfallen. "Und wenn er einen ETF-Aktienfonds nimmt, mit einem Zusatzkürzel SRI oder ESG", sagt Merten Larisch von der VZ Bayern "dann kann er, wenn er sich damit beschäftigt hat, was für ethisch-ökologische Negativkriterien er ausschließt, so einen Fonds nehmen." Unterm Strich fallen dann nur Transaktionskosten und Verwahrungsgebühren an.
Allerdings sind die ETF – aus nachhaltiger Sicht – weniger streng als die strengsten, nachhaltigen und aktiv gemanagten Fonds. "Die am besten abschneidenden 1.Wahl-ETF, die sich praktisch für jedes Portfolio eigenen, erreichen bei uns höchstens eine mittlere, nachhaltige Stufe", sagt Boštjan Krisper von der Zeitschrift Finanztest, "das bedeutet, grob gesagt, die kontroversesten Sektoren werden gemieden, gleichzeitig wird aber nicht nur auf Unternehmen gesetzt, die am meisten zu Nachhaltigkeitszielen beitragen. Das heißt also diese ETF suchen den Kompromiss."
Sind teure Gebühren auch gerechtfertigt
Selbst die sehr streng ethisch-ökologischen Fonds, die eben zu fast 100 Prozent die Ausschlusskriterien erreichen, leiden oft bei der Rendite durch die Auswahl der Einzeltitel. Das ist dann sozusagen der Nachteil, den es zu akzeptieren gilt, wenn man wirklich sehr stark nachhaltig anlegen möchte. "Insofern ist es schon gerechtfertigt, wenn Recherche eines echt ökologischen-ethischen Fonds kostet", sagt Anlage-Experte Larisch von der VZ Bayern, "aber was nicht gerechtfertigt ist, sind in unseren Augen die Kick-Back-Provisionen an die Bank, wo man dann über sein Depot die Wertpapiere zu liegen hat." Dabei handelt es sich um verdeckte Rückvergütungen für die Vermittlung einer Kapitalanlage. Der Ausgabeaufschlag ist einmalig zu zahlen.
Die Kosten für viele aktiv gemanagte Nachhaltigkeitsfonds, lagen in der Untersuchung von Finanztest (09/22) schon mal auch etwas über zwei Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Für nachhaltige Indexfonds fallen oft nur zwischen 0,18 und 0,4 Prozent an jährlichen Gebühren an. Das sind schon große Unterschiede, die natürlich auch auf Kosten der Rendite gehen. Ludwig Rahlfs, von GLS-Investment sieht Kosten von über zwei Prozent p.a. in der Branche durchaus kritisch: "Dann muss ich mich fragen, ja wofür ist denn das gerechtfertigt? Diese Gebühr. Das heißt, da muss ich auch ganz genau hingucken. Wenn ich ein Management habe, was einfach mehr kostet, dann müssen die auch bezahlt werden. Bedeutet aber auch nicht gleichzeitig, dass die gute Arbeit leisten."
Rendite: Langfristig nachhaltig zahlt sich aus
Insgesamt ist es aber nicht so, dass Anleger, die gezielt auf nachhaltige Fonds setzen, auch zwangsläufig Abstriche bei der Rendite machen müssen. Auf lange Sicht. Gerade die nachhaltigen Fonds haben in den letzten Jahren vor der Pandemie sogar besser abgeschnitten als die herkömmlichen. Und auch in der Krise, während der weltweiten wirtschaftlichen Schieflage durch Corona, sind sie nicht so weit gefallen wie herkömmliche Titel. Zuletzt mussten – aufgrund steigender Energiepreise und nachgefragter Titel von Energieunternehmen, die sich eben nicht in nachhaltigen Fonds wiederfinden – sowohl die nachhaltig gemanagten Fonds wie auch die ETF und Indexfonds in den letzten zwölf Monaten aber ordentlich Federn lassen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist der aktiv gemanagte Ökoworld-Fond "ÖkoVision Classic", der auch von Finanztest mit als strengster, nachhaltiger Fonds bewertet worden ist. Es gibt strenge Ausschlusskriterien und ausgewählte Themen in die investiert wird, die sehr genau definiert sind. Erneuerbare Energien sowie soziale Aspekte sind Schwerpunkte. Es gibt auch hier einen unabhängigen Nachhaltigkeitsbeirat, also eine Zusatzkontrolle, zu den einzelnen Titeln im Portfolio. "Andererseits gibt eine dunklere Seite, wegen Turbulenzen im letzten Jahr", sagt Boštjan Krisper von Finanztest, "die haben diesem Fond sehr schwer zugesetzt, so dass er knapp 20 Prozent von seinem Wert verloren hat und er bekommt deswegen von uns eine schlechte Bewertung des Anlageerfolgs." Auf Sicht von fünf Jahren hat der Ökoworld-Fond dennoch 4,6% zugelegt.
Die aktuellen Testsieger bei nachhaltigen Fonds
Finanztest hat zuletzt zahlreiche nachhaltige Aktienfonds und ETF unter die Lupe genommen (Test 09/22). Dabei sind neben der Performance auch die Auswahlkriterien bei den aktiv gemanagten Fonds bewertet worden. Testsieger bei den aktiv gemanagten Fonds, ist neben dem bereits erwähnten "Öko Vision Classic" auch der "Superior6. Global Challenges A Fonds" von Security sowie "GLS Bank Aktienfonds".
Unter den fünf, als sehr streng betrachteten aktiv gemanagten Fonds, konnte sich vor allem der "terrAssisi Aktien I AMI" von Anbieter Ampega in den letzten Monaten noch gut behaupten (nur -2,95%). Das Besondere an dem Fond: Die Grundsätze des Franziskanerordens gelten hier als zusätzliche ethische Leitlinien und ein Teil der Fondskosten (1,42% p.a.) geht sogar an die Missionszentrale des Franziskanerordens, auch um weltweite Hilfsprojekte zu finanzieren. Im Hinblick auf die letzten fünf Jahre, legte der Fonds 8,9% zu.
Langfristig schneiden die Top-ETF im Ranking von Finanztest zwar etwas besser ab, als vergleichbare aktiv gemanagte Fonds, jedoch hält nur der "WI Global Challenges Index" von Warburg strengsten Nachhaltigkeitskriterien stand. Allerdings sind hier die jährlichen Fondskosten mit 1,32% für einen ETF relativ hoch. Immer noch 1.-Wahl, günstiger und mit knapp 11 Prozent Rendite über die letzten fünf Jahre auch erfolgreich, ist der ETF "MSCI World SRI S-Series PAB 5%" von BNP easy. Unter den Top3 liegt auch der "MSCI World SRI Filtered PAB" von Anbieter Amundi. Mit nur 0,18 Prozent Kosten besonders günstig im Vergleich. Eine mittelfristige Performance lässt sich bei diesem wie auch bei vielen anderen ETF gar nicht ableiten, da diese Fonds noch recht neu sind.
Anlagestrategie: Aktiv gemanagt und ETF im Mix
Wer einerseits strenge nachhaltige Kriterien und zugleich auch Rendite im Auge behalten möchte kann beispielsweise sein persönliches Portfolio aus einem nachhaltigen ETF und einem strengeren, aktiv gemanagten Fonds zusammensetzen. "Wir raten den Anlegern, die unbedingt in strenge, nachhaltige, aktive Fonds investieren möchten, nicht nur einen davon kaufen", sagt Boštjan Krisper von Finanztest, "sondern drei strenge zu wählen, um so die Streuung von de r Anlage ein bisschen zu vergrößern."
Für Anleger, die lieber jeden Monat ein bisschen was zur Seite legen möchten, empfiehlt Boštjan Krisper von Finanztest nachhaltige Fonds-Sparpläne: "Für die meisten Anleger, die jeden Monat jetzt aus ihren regelmäßigen Ersparnissen bisschen Geld für das langfristige, sparen einsetzen wollen, ist das eigentlich eine gute Lösung. Ein Fondssparplan ist unverbindlich, sehr flexibel und Sparende brauchen dazu nur ein Wertpapierdepot bei einer Bank zu eröffnen." Auch hier liegen die oben genannten Anbieter, im Ranking mit den entsprechenden Sparplänen ihrer nachhaltigen Produkte – sowohl bei den aktiv gemanagten wie auch bei den ETF – vorn.
Erwartungen der Anleger: Ganz wichtig ist Transparenz
Wer sich als privater Anleger unter dem Begriff "Nachhaltigkeit" dafür entscheidet, Aktien oder Fonds zu kaufen, die pfleglich mit unseren Ressourcen umgehen und auch soziale Kriterien erfüllen, schielt wahrscheinlich nicht in erster Linie auf die Rendite. Andererseits muss man mittlerweile bei vielen nachhaltigen Fonds auch nicht unbedingt Abstriche in Sachen Performance machen. Wer ethisch-ökologisch investieren möchte, sollte sich vorher gut informieren. Das gilt zwar prinzipiell für den Aktienhandel, aber hierbei geht es ja auch darum, dass es einem nicht egal ist, in was genau das Geld eines ausgesuchten Fonds fließt.
Dabei sollte man seine eigene Lebensweise ruhig auch als Messlatte ins Feld führen. Was ist einem wichtig, was geht gar nicht, welchen Investitionsbereich könnte man notfalls noch akzeptieren.
Wer äußerst strenge Maßstäbe anlegt, für den kommen sowieso nur einige wenige, aktiv gemanagte Investmentfonds in Betracht. Hier ist die Transparenz auch höher, als bei Fonds, die sich beispielsweise an nachhaltigen Indices orientieren.
Für Einsteiger sind am ehesten so genannte Exchange Traded Funds (ETF), also börsengehandelte Indexfonds geeignet. Die sind günstiger, was die anfallenden Gebühren angeht, jedoch in der Tiefe auch oft nicht so nachhaltig, wie handverlesene Fonds, die aktiv gemanagt werden. Diese ETFs sollten nach Möglichkeit die Zusatzkürzel SRI (Socially Responsible Investment) oder ESG (Environment Social Governance) tragen, um damit gewisse soziale, ökologische und ethische Kriterien – in der Unternehmensführung – zu garantieren.
Weiterführende Links:
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