Neues Energielabel Was bringt das EU-Energielabel A bis G?
Seit dem 1. März 2021 gilt für einige Haushaltsgeräte ein neues Energielabel. Statt A+, A++ und A+++ sind die Buchstaben ab sofort von A bis G geordnet. Wir sagen, was das bringt und woran Sie sich orientieren können.
https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/energieeffizienz-was-die-neuen-eu-label-bedeuten/bayern-1/86851522/
Was bedeutet das Energielabel?
Vor mehr als 25 Jahren sind erstmals EU-Energielabel für Haushaltsgeräte eingeführt worden. Ziel war schon damals, den VerbraucherInnen beim Kauf eine Orientierung zu geben, welche Geräte besonders wenig Strom verbrauchen und somit besonders effizient arbeiten. In einem Vierteljahrhundert geschehen jedoch technische Quantensprünge. Auch die Maßnahme, die bestehenden Kategorien A bis D durch ein paar Pluszeichen zu erweitern, brachte eher mehr Verwirrung als Orientierung.
Da zuletzt die meisten Haushaltsgeräte den Vorgaben von A+, A++ und A+++ entsprochen haben, war es für Verbraucher beim Neukauf schwer, noch wirkliche Effizienzunterschiede auszumachen. "Und so war es dringend notwendig und überfällig, nach gut 25 Jahren mal die Schrauben etwas anzuziehen", sagt Norbert Endres, Strom- und Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern.
Für welche Geräte gibt es Energielabel?
Es hat zwar ein paar Jahre gedauert, bis sich EU und Hersteller auf verbindliche Klassifizierungen einigen konnten, aber zum 1. März 2021 sind folgende Produktgruppen in die neuen Kategorien A bis absteigend G eingestuft worden:
- Kühl- und Gefriergeräte sowie Weinlagerschränke
- Waschmaschinen und Waschtrockner (Kombis)
- Geschirrspüler
- Fernsehgeräte und Monitore
EU-Energielabel 2021
Ein direkter Vergleich ist aufgrund der veränderten und umfassenden Messbedingungen gar nicht möglich. Es war abzusehen, dass erstmal kein neues Gerät überhaupt die Effizienzstufe A erreichen würde. Das war von der EU auch beabsichtigt, schließlich sollte es in den kommenden 10 Jahren noch reichlich Luft nach oben geben.
Energieeffizienz B?
Stephan Mitterer, Fachberater bei Elektro-Enzinger in Neuötting in Oberbayern, wird da einiges zu erklären haben:
"Da werden wir mit Sicherheit mit den Kunden auch viele Diskussionen führen. Dadurch, dass die Messverfahren jetzt deutlich anspruchsvoller sind, sind die Verbrauchswerte bei Kühl- und Gefriergeräten natürlich höher und auch die Einstufung in Effizienzklassen ist dementsprechend angeglichen worden."
Stephan Mitterer, Fachberater bei Elektro-Enzinger in Neuötting
Das bedeutet auch ein gutes B auf dem neuen Label ist mit dem alten A+++ nicht vergleichbar.
Um es positiv auszudrücken: Die neuen Verbrauchswerte von Haushaltsgeräten werden realitätsnäher ermittelt. Wurde früher das leere Gerät gemessen und die Kühlschranktür nicht aufgemacht oder der Stromverbrauch im temperaturarmen Sparwaschgang ermittelt, sind die Rahmenbedingungen von der EU entsprechend verschärft und angepasst worden.
"Gerade für Kühl-/Gefriergeräte wird jetzt ein langer Messzyklus detailliert vorgeschrieben. Zum Beispiel das Verhalten eines Geräts, wenn man es belädt. Und es wird nun ein Mittelwert für verschiedene Messungen bei Raumtemperaturen bis zu 32 Grad gebildet. Die Temperatur im Aufstellraum war bisher plus 25 Grad. Und da werden jetzt auch unterschiedliche Raumtemperaturen berücksichtigt, um zu erkennen, wie verhält sich welches Gerät bei welchen Umgebungsbedingungen."
Norbert Endres, Strom- und Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern
Die Temperaturanforderungen im Gerät liegen für Erhebungen bei Kühlschränken aber immer noch bei plus acht Grad und bei Gefriergeräten bei minus 18 Grad.
Energielabel: Was ist neu?
Die Zyklen, also wie oft nutze ich meine Geschirrspül- oder Waschmaschine, sind angeglichen worden und stehen als Jahresverbrauch auf dem Label. Lagen den Gesamt-Kilowattstunden vorher so krumme Werte wie 270 oder 220 Programmdurchläufe zugrunde, sind es jetzt einheitlich 100 Ladungen pro Jahr. Macht es einfacher, findet Verkäufer Stephan Mitterer: "Das soll dem Kunden helfen, dass er besser überschlagen kann, wenn er mehr oder weniger wäscht, was ein Gerät dann ungefähr verbrauchen wird." Auch beim Wasserverbrauch wird’s übersichtlicher. War bislang der Jahresverbrauch bei 220 Waschladungen angegeben, weiß der Kunde jetzt gleich, was die Waschmaschine pro Waschgang verbraucht.
Wo muss das Energielabel angebracht werden?
Ganz neu ist der QR-Code, der rechts oben auf dem Energielabel zu sehen sein sollte. Er kann mit dem Smartphone gescannt werden und führt zur EU-Produktdatenbank EPREL.
Dort können Verbraucher dann zusätzliche (nicht gewerbliche) Produktinformationen bekommen. Damit soll aber auch privatwirtschaftlichen Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen die Möglichkeit gegeben werden, Apps für Verbraucher zu entwickeln, die möglicherweise Kaufentscheidungen beeinflussen und direkte Produktvergleiche möglich machen.
Insgesamt findet Stephan Mitterer das neue Label ganz gelungen: "Ist ein bisschen kompakter, ein bisschen übersichtlicher gehalten, das Ganze."
Warum hat jetzt kaum noch ein Gerät die Klasse A+ oder A+++?
Während bei Geschirrspülern das Energie-Einsparpotential - technisch gesehen - endlich scheint, sieht die EU gerade bei Kühl- und Gefriergeräten noch viel Luft nach oben.
"Außerdem ist gerade bei Kühl- und Gefriergeräten der Abstand zu den einzelnen Energieklassen relativ festgelegt, indem nun Verbrauchsunterschiede von 20 Prozent zwischen den einzelnen Klassen die Regel sind. Man will die Hersteller motivieren, um das zu erreichen, was eben heutzutage schwieriger sein wird als vor 20 Jahren."
Norbert Endres, Strom- und Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern
Nämlich aufzusteigen. Dennoch ist abzusehen, dass über kurz oder lang wieder viele Geräte die höchste Energieeffizienz-Stufe A erreichen.
Der Strom- und Energieberater der VZ Bayern fände übrigens ein Nachfassen seitens der EU von Zeit zu Zeit besser:
"Ich hätte mir eine Novellierung gewünscht, die da sagt, wir verschärfen die Kriterien regelmäßig. Jährlich wäre übertrieben, aber alle fünf Jahre mal die Schrauben beim hinterlegten Energieeffizienz-Index ein bisschen anzuziehen, würde eben verhindern, dass man dann in zehn Jahren wieder den großen Wurf machen muss."
Norbert Endres, Strom- und Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern
Auch wenn die künftigen Optimierungen im Bereich Energieeffizienz natürlich deutlich schwieriger werden.
EU-Energielabel neu
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Mit der Zeit ist vorgesehen, dass alle elektrischen Geräte das neue Energielabel tragen. Bei Wäschetrocknern, Staubsaugern oder auch Backöfen dauert es noch etwas länger. Hier ist die Umstellung erst 2024 vorgesehen, bei Heizungen sogar erst ab 2026. Ziel ist es jedoch, bis 2030 alle Produktgruppen nach und nach umzustellen.
Das Nebeneinander von neuen und alten Labeln wird in der Beratung nicht immer ganz einfach werden. Vor allem, wenn man weiß, dass es beispielsweise bei Kochfeldern oder auch Dunstabzugshauben die Stufe A+ bis A+++ bislang gar nicht gibt. Eine Herausforderung für Stephan Mitterer von Elektro-Enzinger in Neuötting:
"Da haben wir ohnehin zwei verschiedene Energielabel gehabt. Und wir werden jetzt teilweise sogar drei verschiedene haben. Der Kunde wird mit der Situation überfordert sein oder die Übersicht verlieren. Da müssen wir einspringen und den Kunden dann aufklären."
Stephan Mitterer, Fachberater bei Elektro-Enzinger in Neuötting
Welche Effizienzklasse haben Kochfelder?
Nach wie vor unverständlich: Ausgerechnet die energieintensiven Kochfelder, egal ob Induktion, Glas-Keramik oder alte Massekochfelder, kommen ohne irgendeine Effizienzklasse aus und sind somit nur aufgrund der Betriebsart zu unterscheiden. Fachverkäufer Stephan Mitterer weiß sich immerhin zu helfen:
"Falls ein Kunde das wirklich wissen möchte: Es gibt einen Typenschild, wo der Anschlusswert draufsteht. Man kann sich das ungefähr Pi mal Daumen aus der Nase ziehen und dem Kunden versuchen zu erklären." Stephan Mitterer, Fachberater bei Elektro-Enzinger in Neuötting
Wann soll ich mir einen neuen Kühlschrank kaufen?
Grundsätzlich stellt das Energielabel eine Erfolgsgeschichte dar. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums machen 80 Prozent der Verbraucher ihre Kaufentscheidung davon abhängig. Tatsächlich rechnet sich der Kauf eines besonders energieeffizienten Haushaltsgeräts langfristig fast immer - allerdings kommt es dabei auch auf das Gerät und das Verbraucherverhalten an.
Nach einer Untersuchung des Vergleichsportals Verivox kann sich etwa der Kauf bei Geräten wie einer Waschmaschine oder einer Kühl-Gefrier-Kombination nach nicht einmal drei Jahren rechnen. Bei einem Trockner wären aber auf Grundlage dieser Berechnungen schon gute acht Jahre nötig, bis die niedrigeren Stromkosten den höheren Kaufpreis ausgleichen. Beim Geschirrspüler wären es, unter Berücksichtigung der Wasserkosten, sogar knapp 19 Jahre, bis sich der hohe Preis auszahlt.
Meist unterschätzen Verbraucher die nachhaltigen Laufzeiten von Haushaltsgeräten. Selbst Kühlschränke, die im Dauereinsatz sind, sollten erst nach der üblichen Nutzungsdauer ausgetauscht werden, wenn sie noch einwandfrei funktionieren, rät Norbert Endres. "Zwölf bis 15 Jahre. Vorher würde ich nicht über einen Neukauf nachdenken." Grundsätzlich lohnt es sich aber natürlich schon, besonders bei Kühl- und Gefriergeräten, die rund um die Uhr laufen, auf sparsamste Geräte und richtig eingestellte Innentemperaturen von +8/-18 Grad Celsius zu achten (Was ist die perfekte Kühlschranktemperatur?). Andere Geräte verbrauchen schließlich nur Strom, wenn man sie tatsächlich nutzt.
Quellen und weiterführende Links
Bauzentrum München: Besonders sparsame Haushaltsgeräte (pdf)
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Das neue Energielabel
Verbraucherzentrale: Neue Energielabels sind gestartet
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Die neue EU-Produktdatenbank EPREL
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Das neue EU-Energielabel
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