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Orientierung Wie man den Orientierungssinn trainieren kann

Manche haben ihn, anderen fehlt er – der Orientierungssinn. Doch woran liegt das und wie kann man ihn trainieren?

Stand: 11.08.2022

Eine Frau mit Handy in der Stadt. | Bild: mauritius images / Westend61 / Alexandra C. Ribeiro

Viele Apps und andere digitale Hilfsmittel erleichtern uns den Alltag. Ganz vorne mit dabei natürlich die Anwendungen mit Navigationsfunktion – doch sie machen uns das Leben nicht nur leicht, sondern halten uns auch ein wenig davon ab, unseren Orientierungssinn zu schärfen.

Der Orientierungssinn

"Es ist eine Mischung aus dem, was uns angeboren ist, was unserem Gehirn mitgegeben ist, ob wir die Hirnareale, die mentale Landkarten erstellen, haben, und, ob wir diese Areale gut ausgebildet haben und wie gut wir trainiert sind."

Henning Beck, Neurowissenschaftler

Das hängt unter anderem davon ab, in welcher Region man aufgewachsen ist. Ist jemand beispielsweise in einer Metropole wie New York City zu Hause und muss sich ständig zwischen den Hochhausschluchten zurechtfinden, hat diese Person mit Sicherheit einen anderen Orientierungssinn als jemand, der eher auf dem Land aufgewachsen ist.

"Das Gehirn ist nicht doof, es passt sich an die Umgebung an und sorgt dafür, dass wir uns in dieser Umgebung auch gut orientieren können und das ist eigentlich sehr erstaunlich."

Henning Beck, Neurowissenschaftler

Man passt sich also der Region an. Die Unterschiede in der Ausprägung des Orientierungssinns, die man misst, kommen dadurch zustande, dass die Menschen in unterschiedlichen Regionen leben und weil man nicht eins zu eins übertragen kann, in welcher Region, welches Vorstellungsvermögen wichtig ist.

Was gibt es für Unterschiede beim Orientierungssinn bei Männern und Frauen?

Es gibt einen Unterschied bei Männern und Frauen im Orientierungsverhalten: Männer orientieren sich in der Regel geometrisch, während Frauen sich eher an markanten Objekten orientieren. Das Ergebnis unterscheidet sich gar nicht so sehr voneinander, aber die Strategien, wie man ans Ziel kommt, sind unterschiedlich. Man kann im Labor zwar messen, dass Männer und Frauen sich im räumlichen Vorstellungsvermögen durchaus unterscheiden – Männer können beispielsweise besser einen dreidimensionalen Würfel vor ihrem geistigen Auge rotieren lassen. Allerdings ist die Realität etwas komplizierter als im Labor. Bei der Frage, ob man sich orientieren kann, geht es um die Fähigkeit, mentale Landkarten um sich zu bauen und da ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen gar nicht mehr so groß.

So können Sie Ihren Orientierungssinn trainieren

Tipp 1

Stellen Sie beispielsweise ihr Navigationssystem im Auto, so ein, dass es immer nach Norden ausgerichtet ist – die Karte dreht sich also nicht mehr automatisch mit. Zwar muss man jetzt mental mitdenken, kann sich aber dann wahrscheinlich besser in der Stadt orientieren.

Tipp 2

Versuchen Sie jemandem zu erklären, wohin sie gehen möchten (beispielsweise an einen bestimmten Ort in der Stadt). Beim Erklären stellt man sich virtuell vor, wie man durch die Stadt läuft – auch das hilft, sich besser zu orientieren. Dieses Vorstellungsvermögen wird uns nämlich leider häufig von Navigations-Apps und ähnlichen Hilfen abtrainiert.

Tipp 3

Setzen Sie Navigationssysteme dosiert ein. Je mehr man sich selbst orientieren muss oder beispielsweise mit Hilfe von normalen Landkarten zurechtfindet, desto stärker trainiert man das Gehirn. Denn so muss man sich mental besser vorstellen, wo man ist.


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