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Pubertät Was tun, wenn das Kind lügt und respektlos ist?

Ihr Kind lügt Sie an, ist faul und respektlos? Paar- und Familientherapeutin Bettina Brockmann gibt Tipps, wie Eltern die Pubertät ihrer Kinder gelassener überstehen.

Stand: 04.10.2022

Mutter tröstet jugendliche Tochter | Bild: mauritius images

"Eigentlich ist die Pubertät eine sehr interessante und lebendige Phase", sagt Paar- und Familientherapeutin Bettina Brockmann. In dieser Zeit bekommen Eltern all das zurück, was sie in ihre Kinder investiert haben. Mütter und Väter können herausfinden, was bei ihren Kindern hängen geblieben ist. Auf welche Werte und Kompetenzen die Jugendlichen in dieser komplizierten Phase zurückgreifen und auch, ob die Eltern ihren Kindern ein gutes Vorbild waren. Allerdings sind die Antworten auf diese Fragen nicht für alle Eltern leicht zu ertragen.

Tipps von Paar- und Familientherapeutin Bettina Brockmann

Die Pubertät verwirrt nicht nur die Jugendlichen selbst, sie stellt auch ein intaktes Familienleben auf den Kopf. Stimmungsschwankungen, heftige Diskussionen, unvorhersehbare Ausbrüche und Regelverletzungen der Jugendlichen kosten Eltern viele Nerven. Bettina Brockmann gibt drei einfache Tipps:

  • Wenn sich Ihr Kind in der Pubertät abgrenzt, ist das wichtig für seine Entwicklung. Lassen Sie ihm den Raum, respektieren Sie das.
  • Auf Respektlosigkeit in der Pubertät sollten Sie reagieren. Setzen Sie Grenzen und sprechen Sie mit Ihrem Kind offen darüber - gehen Sie Diskussionen nicht aus dem Weg. Grenzen können auch gemeinsam festgelegt werden.
  • Suchen Sie immer das Gespräch mit Ihrem Kind, vermitteln Sie ihm, dass Sie an Ihren Gedanken und Gefühlen interessiert sind. Aber verkneifen Sie sich ständiges Nach- und Ausfragen.

Kind grenzt sich in der Pubertät ab - Lernen Sie das Loslassen

In der Pubertät muss es den Jugendlichen erlaubt sein, sich auszuprobieren. Genehmigen Sie den Jugendlichen diesen Freiraum, vertrauen Sie Ihrem Kind und lassen Sie los. Dabei gibt es einen großen Unterschied zwischen bevormunden und beschützen.

Ihr Kind wird jetzt erwachsen, es macht sich seine eigenen Regeln. Allerdings ist es für die Jugendlichen sehr wichtig zu wissen, dass da immer jemand für sie da ist, wenn sie Hilfe und Unterstützung brauchen. Bettina Brockmann rät dazu, Teenagern genau dieses Gefühl zu vermitteln. Jugendliche müssen sich zwangsläufig ab einem gewissen Punkt von Ihren Eltern abgrenzen, das ist wichtig für ihre Entwicklung. Eltern müssen lernen, ihnen den Raum zu geben.

Kind ist respektlos? Setzen Sie Grenzen

"Ich sehe Grenzen setzen als eine ganz wertvolle Sache. Im Sinne von: Ich gebe meinem Kind einen Rahmen für sein Handeln", erklärt Bettina Brockmann. Dieser Rahmen ist für Kinder sehr eng, es gibt ganz klare Regeln und Grenzen für sie. Je älter die Kinder werden, umso mehr gewinnen sie an Kompetenzen. Der Rahmen muss sich lockern. Trotzdem brauchen vor allem Jugendliche in der Pubertät klare Grenzen. Diese können auch gemeinsam in der Familie aufgestellt werden. Der Rat von Bettina Brockmann: Scheuen Sie die Diskussion mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn nicht und setzen Sie miteinander faire Grenzen.

Kind lügt? - Kümmern Sie sich um offene Kommunikation

Auch wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Kinder ziehen sich zurück und grenzen sich ab, hören Sie nicht auf, das Gespräch mit Ihren Kindern zu suchen. Laut Bettina Brockmann haben Jugendliche grundsätzlich Interesse daran, mit ihren Eltern in Kontakt zu sein. Sie mögen nur das Gefühl nicht, ausgefragt zu werden. Löchern Sie ihre Kinder also nicht mit Fragen, sondern laden Sie sie zu einem Gespräch ein.

Dazu gehören zwei Dinge: Erzählen auch Sie von Ihrem eigenen Leben und Ihren Sorgen und hören Sie aufmerksam zu. Zeigen Sie den Jugendlichen, dass es Sie wirklich interessiert, wie es ihnen geht. Dazu gehört auch, dass hin und wieder eine Diskussion oder sogar ein Streit losgetreten wird. "Ich glaube, in der Pubertät muss es knallen. Konfrontation ist wertvoll, denn nur durch Konflikt kann ein erwachsener Austausch entstehen. Abgrenzung ist Teil der geglückten Entwicklungsstufe", so Bettina Brockmann.

"Das Ziel sollte sein, dass Ihre Kinder sagen: Meine Eltern wollten mich nicht kontrollieren, aber sie waren für mich da, wenn ich sie brauchte!"

Bettina Brockmann, Paar- und Familientherapeutin

Pubertät ist Chaos im Kopf

Der Körper verändert sich während der Pubertät komplett. Mit diesem ganz neuen Körper und auch dem neuen Körpergefühl müssen Jugendliche erst einmal zurechtkommen. Sie müssen akzeptieren, wie Erwachse auszusehen und auch so wahrgenommen zu werden. Natürlich verunsichert das. Immerhin müssen sie im wahrsten Sinne des Wortes ein neues "Selbstbewusstsein" entwickeln.

Während der Pubertät verändert sich aber nicht nur der Hormonaushalt, sondern auch die Gehirnstuktur. Das Problem: Nicht alle Teile des Gehirns entwickeln sich zur gleichen Zeit gleich schnell. Das Gehirn von Jugendlichen ist in dieser Zeit also eher eine chaotische Großbaustelle.

Pubertät - schnelle und emotionale Entscheidungen

In mehreren Studien wurden Jugendlichen und Erwachsenen verschiedene Porträtfotos gezeigt. Die Testpersonen sollten die Emotionen auf den Bildern (wütend, traurig oder lustig) der jeweiligen Mimik zuordnen. Das Ergebnis: Bei Jugendlichen ist das Areal "Amygdala" aktiv. Das ist eine Hirnregion, in der Entscheidungen eher emotional und schnell getroffen werden. Bei Erwachsenen fand derselbe Prozess im frontalen Cortex statt, einer übergeordneten Einheit. Wissenschaftler schließen daraus, dass Jugendliche oft nicht in der Lage sind, Emotionen richtig einzuordnen und deshalb unberechenbar reagieren.

Für Jugendliche in der Pubertät ist genau diese Baustelle im Gehirn oft ein Problem, denn es gibt so viele Emotionen, die Sie in dieser Lebensphase verarbeiten müssen: Die erste große Liebe, das eigene Selbstwertgefühl oder echte Sinnkrisen.


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