Schäfflertanz Im Mai tanzen die Schäffler in Bayern
Alle sieben Jahre tanzen sie auf den Markplätzen - die Schäffler. Der Zunfttanz der Fassbauer ist eine der ältesten bayerischen Traditionen. Was hinter dem Brauch steckt und wo Sie den Schäfflertanz erleben können.
Im Mai tanzen die Schäffler
Die Münchner Schäffler wollen im Mai vier Tage lang tanzen. Damit wollen sie den Menschen gegen Corona und den Krieg Mut machen. Los geht es am 5. Mai vor der Staatskanzlei in München und beendet wird die viertägige Tanztour am 8. Mai vor dem Augustiner in der Neuhauser Straße. Auch ein Auftritt auf dem Marienplatz ist geplant - der soll am 7. Mai um 10.30 Uhr stattfinden.
Auch die Traunsteiner Schäffler tanzten unter dem Motto "Kemma wieder zam" am 10. April.
Seit wann gibt es den Schäfflertanz?
Angeblich wurde der Tanz das erste Mal 1517 in München aufgeführt. Der Legende nach gab es damals eine große Pestepidemie. Die Münchner trauten sich nicht mehr auf die Straße, hatten Angst vor der Krankheit und vermieden die Öffentlichkeit. Um die Bevölkerung zu beruhigen und das öffentliche Leben wieder in Gang zu bringen, traten ein paar mutige, junge Schäfflergesellen auf den Marktplatz. Sie spielten Musik, tanzten und lockten so die Menschen aus ihren Häusern. Tatsächlich belegt ist diese Legende jedoch nicht. Es wird sogar bezweifelt, dass es 1517 in München überhaupt eine Pestepidemie gab. Denn in diesem Jahr gibt es keine Auffälligkeiten im Sterberegister. Man geht davon aus, dass die Legende, die den Schäfflertanz mit der Pest in Verbindung bringt, erst im 19. Jahrhundert entstand.
Die Figuren und Tanzschritte des Schäfflertanz werden von einer Generation zu Nächsten weitergegeben.
1702 wird der Schäfflertanz zum ersten Mal in den Archiven der Stadt München erwähnt. Es ist auch belegt, dass der Tanz seit 1760 alle sieben Jahre zur Faschingszeit aufgeführt wird. Die Tänze finden zwischen dem Heilig-Drei-Königs-Fest und dem Faschingsdienstag (6. Januar bis 5. März 2019) statt. Warum genau alle sieben Jahre getanzt wird, ist ebenfalls nicht genau geklärt. Angeblich, weil die Pest alle sieben Jahre zurück kam und die Sieben als Glückszahl gilt. Andere Überlieferungen besagen, dass Herzog Wilhelm IV. versuchte, das Überhandnehmen der Feste aller Zünfte einzudämmen und deshalb den Schäfflern nur alle sieben Jahre das Recht gab zu tanzen.
Ab 1830 verbreitete sich der Brauch durch wandernde Schäfflergesellen auch außerhalb Münchens und ist heute in vielen Orten im altbayerischen Raum üblich.
Tänzer
Tanzen dürfen nur Männer. Sie tragen weiße Kniestrümpfe, eine schwarze Kniebundhose, rote Jacken, einen Lederschurz und eine Kappe. Zusätzlich tragen alle ein sogenanntes "Pestband" quer über die Brust, das an die alte Legende erinnert. Vor jeder Tanzsaison wird die Tracht für jeden Tänzer maßgeschneidert.
Die Blaskapelle spielt einen Marsch und die Tänzer heben gleichzeitig das Knie, tippeln aufeinander zu und voneinander weg. Dabei tragen sie bogenförmige Buchskränze. Die Figuren und Tanzschritte des Schäfflertanzes werden von einer Generation zur nächsten weitergegeben. In der Schäfflergruppe gibt es zwanzig Tänzer, einen Reifenschwinger, zwei Kasperl und einen Fähnrich.
Die Fassschläger schlagen rhythmisch mit Hämmern auf Holzfässer und erinnern an das Handwerk der Schäffler. Die Kasperle bemalen die Zuschauer mit einem Kohlestrich - das soll Glück bringen. Der Reifenschwinger hält eine kleine Ansprache zu Ehren der Anwesenden und "derbleckt" die lokale Prominenz. Danach schwingt er den Holzreifen. An einer dickeren Stelle des Reifens steht ein volles Schnapsglas in einer kleinen Einkerbung. Die Kunst des Reifenschwingens besteht darin, ihn so zu schwingen, dass kein einziger Tropfen verschüttet wird. Am Ende trinkt der Reifenschwinger den Schnaps aus, wirft das Glas hinter sich, das ein Kasperl mit seiner Mütze auffängt.
Mittanzen durften ursprünglich nur unverheiratete Schäfflergesellen, also junge Männer, die eine Ausbildung zum Fassbauer machten. Schäfflermeister oder deren Söhne durften nicht mitmachen. Da jedoch immer weniger junge Burschen das Handwerk erlernen, dürfen seit den 1960er-Jahren auch Verheiratete und Männer aus anderen Berufen am Schäfflertanz teilnehmen. Heute kann sich jeder, der sich dafür interessiert, bei den Schäfflervereinen melden und Mitglied werden. Ob man in der nächsten Saison dann mittanzen darf, das entscheiden die Vereine intern.
Tanztage 2026/ 2027
Das große Schäfflerjahr fand 2020 statt. Die verschiedenen Tanzgruppen gaben in der Zeit zwischen dem 6. Januar und dem 5. März 2019 teilweise über 20 Vorstellungen am Tag. Bei der letzten Vorstellung der Saison wurde mit Fackeln getanzt und der Tanzreifen zerbrochen. 2026 ist es dann wieder soweit.
Durch wandernde Schäfflergesellen gelangte der Schäfflertanz ab etwa 1830 auch in andere Orte im altbayerischen Raum. Vielerorts nahmen die zu dieser Zeit aufgekommenen Turnvereine die Münchner Tradition und auch deren Jahresturnus auf, andere begannen einen Neuen. Deshalb gibt es in Bayern Orte, in denen die Schäffler erst 2027 wieder tanzen.