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Toter Winkel: Lkw mit Kamera als Spiegel Mehr Sicherheit im Toten Winkel?

Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen mit abbiegenden Lkw und Radfahrern. Viele Hersteller bieten Fahrzeuge an, die statt der Seitenspiegel Kameras besitzen. Das Bild wird auf einem Monitor angezeigt. Das spart Sprit. Bringt es aber auch mehr Sicherheit?

Von: Dominik Einzel

Stand: 15.07.2024

Aufkleber "Anlge Morts" an einem Lkw | Bild: mauritius images  Vladiczech  Alamy  Alamy Stock Photos

Digitale Kameraspiegel für Lkw sparen Sprit

Nachdem die allermeisten LKW noch mit konventionellen Kraftstoffen betrieben werden und sich die Maut inzwischen unter anderem nach dem CO2-Ausstoß richtet, ist Effizienz ein wichtiges Thema. Die großen Hersteller von Lastwagen forschen deswegen nicht nur an alternativen Antrieben, sie optimieren auch LKW mit konventionellen Motoren und trimmen sie auf niedrigen Verbrauch und CO2-Emission. Dabei helfen Kamerasysteme, die konventionelle Spiegel ersetzen. Gleichzeitig sind sie ein wichtiges Sicherheitsfeature, denn sie helfen z.B. beim Abbiegen oder dabei, den toten Winkel zu eliminieren.

„Angle Morts“: Digitale Kameraspiegel beseitigen den toten Winkel

Lkw mit digitalemSeitenspiegel. Es gibt keinen toten Winkel mehr

Nach Mercedes (Daimler Truck), die den Actros als erste serienmäßig mit Kamerasystemen ab Werk ausgeliefert haben, sind auch die LKW der anderen großen Hersteller, wie MAN, Scania oder Iveco, inzwischen mit Kamerasystemen statt Spiegeln erhältlich. DAF bietet zum Beispiel auch eine Kombination aus Kameras und konventionellen Spiegeln an. Mit reinen Kamerasystemen werden derzeit rund ein Fünftel der DAF-LKW ausgeliefert. VOLVO Trucks rechnet damit, dass bald rund 50 Prozent der ausgelieferten LKW mit Kamerasystemen unterwegs sein werden: "Nicht zuletzt, da durch sie eine spürbare Kraftstoffersparnis erzielt werden kann und sie maßgeblich zur Sicherheit beitragen", so der Unternehmenssprecher. Die Pressestelle von Daimler Truck beziffert die Kraftstoffersparnis beim Actros auf etwa 1,5 %, was bei einer jährlichen Fahrleistung jenseits von 100.000 Kilometern eine maßgebliche Rolle spielt.

Akzeptanz bei Fahrerinnen und Fahrern – durchwachsen und altersabhängig

Fahrerkabine mit Bildschirm für digitalen Seitenspiegel ohne toten Winkel.

Der Bundesverband Spedition und Logistik in Berlin hat für BAYERN 1 extra eine kleine Umfrage unter seinen Mitgliedern gemacht – nicht repräsentativ, aber mit interessanten Einblicken: Alles in allem sagen Fahrerinnen und Fahrer, dass die Umstellung auf die Displays im Führerhaus, die das Kamerabild wiedergeben, einige Zeit in Anspruch nimmt. Hat man sich aber mal daran gewöhnt, kommen die meisten Fahrerinnen und Fahrer sehr gut zurecht. Bei älteren Kraftfahrern, die lange mit konventionellen Spiegeln gefahren sind, ist die Akzeptanz geringer, so die Rückmeldungen aus der Umfrage. Brillenträger verwenden oft lieber die konventionellen Spiegel. Positiv sei aber z.B., dass die Kameras nicht so schnell dreckig werden wie die Spiegel, das Sichtfeld größer und verstellbar ist und man seitlich besser aus dem Fenster sieht, weil die Spiegel fehlen. Einige empfinden auch die Sicht bei Regen besser. Und Stichwort Parken: Auch bei zugezogenen Gardinen kann man beobachten, was sich rund ums Auto so tut, was das Sicherheitsempfinden verbessert. Aber auch Details wurden genannt: Mit normalen Spiegeln kann man durch Verändern der Sitzposition die Perspektive und das Sichtfeld beeinflussen, mit dem Display nicht. Und natürlich: Fällt das Kamerasystem aus, darf der LKW nicht weiterfahren. Insgesamt ist das Fazit positiv und die Systeme werden sukzessive immer besser.

"Angles Morts"-Aufkleber bei Wohnmobilen

Die Aufkleber müssen an drei Seiten des Fahrzeugs angebracht werden.

Um schwächere Verkehrsteilnehmer besser zu schützen und vor dem Toten Winkel zu warnen, gibt es in Frankreich sogenannte Angles Morts Aufkleber. Diese sind für LKWs, Reisebusse und auch Wohnmobile ab 3,5 Tonnen bereits Pflicht, so BAYERN 1 Verkehrsexperte Dominik Einzel. Urlauber mit Wohnmobil, die eine Frankreichreise planen, sollten unbedingt daran denken, sich die Aufkleber zu besorgen - denn Strafen zur Nichteinhaltung sind empfindlich teuer. So kann es mitunter 135 Euro kosten, wenn man ohne unterwegs ist. Zu kaufen gibt es die Angles Morts Aufkleber im Internet, bei Automobilclubs und in einigen Rastanlagen.

 

Christina Scheib ist Transportunternehmerin und sorgt in ihrer Zugmaschine mit pinken Felgen für Aufsehen auf den Straßen. Was der Tegernseerin an ihrem Job so gefällt, das erzählt sie im BAYERN 1 Podcast "Blauen Couch". Alle Folgen gibt es in der ARD Audiothek. Am besten gleich abbonieren.

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/christina-scheib-lkw-fahrerin-ueber-ihre-abenteuer-auf-tour/bayern-1/12360733/


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