Ende der Welt - Die tägliche Glosse Bayerische Staatspolitik
So liebt das doch unser aller Landesvater Markus. Hoch oben thronend mit dem Regierungszepter in der Hand, dürfen sich die Freien Wähler und die SPD vor ihm in den Staub werfen und um seine Gunst buhlen. Die Aufgabe: Wer ihm innerhalb von 24 Stunden mehr Instagram-Follower verschafft, darf für das Sondervermögen stimmen. Hubert hat gewonnen, er versprach jedem der Markus folgt, die Beteiligung an einem sechszehntel Windrad. Die SPD wusste nicht was Instagram ist... . Eine Glosse von Helmut Schleich.
Öha. Macht das Umfallen in Bayern seit Montag ein neues Geräusch? Früher hat’s „Bumm“ gemacht, jetzt macht’s „Aiwanger“!? Neiiin, mit „Umfallen“ hat der 180-Grad-Schwenk der Freien Wähler in Sachen Merz’sches Sondervermögen rein gar nichts zu tun. Natürlich nicht. Die Jetzt-doch-Zustimmung, so der Fraktionschef der Freien Wähler, Florian Streibl, zeige vielmehr ein „hohes Maß an staatspolitischer Verantwortung“ der Aiwanger-Truppe. Das war das vorherige und vorlaute „Nein“ in der Selbstwahrnehmung der Freien Wähler allerdings auch. Zumindest bis Montag.
Man fragt sich, ob der Hubert wirklich geglaubt hat, er könne mit seinem Gefolge die gigantischste Neuverschuldung, die es in der Bundesrepublik je gegeben hat, stoppen? Da stoppt doch eher eine Fahrradbremse einen ICE.
Und als sich dann die Landtags-SPD dem Markus Söder auch noch als Nothelferin und Ersatz-Koalitionärin angeboten hat, war klar: Es läuft im Moment nicht rund für die Freien Wähler. Man stelle sich vor, vier SPDler als Staatsminister. Die kennt ja dann endgültig gar niemand mehr.
Und dieser halbe Abgeordnete ist notfalls Markus Söder selbst, so selten wie er sich im Landtag zeigt
Zumal das SPD-Angebot auf wundersame Weise ausgerechnet vom Markus Rinderspacher gekommen ist. Von dem hört man doch sonst nichts. Ich nehme mal schwer an, dass da der Markus S. seinen roten Namensvetter Markus R. am Sonntag mal kurz angerufen hat, um mit ihm das Rechnen zu üben: 85 CSU-Abgeordnete sitzen im Landtag, plus 17 SPDler, macht 102, das ist ein halber Abgeordneter mehr als es für die Mehrheit im Landtag braucht. Und dieser halbe Abgeordnete ist notfalls Markus Söder selbst, so selten wie er sich im Landtag zeigt.
Bliebe der Aiwanger in Sachen Schulden also störrisch, könnte man aus Schwarz-Orange in Bayern Schwarz-Rot machen, so die Verheißung.
Jetzt ist ja bekanntlich die Regierungsbank für bayerische Sozis das, was für die 60er die Champions League ist: ein unerreichbarer Glücksort. Da dient man sich schon mal dem Söder als Spielball an. Letztlich macht das die Bayern-SPD ja auch ausschließlich aus staatspolitischer Verantwortung.
Ricarda Lang, habe ich übrigens gehört, hat einen Kasten Bier gewonnen, weil sie mit einer CDU-Kollegin gewettet hat, dass das Erste, was nach der Wahl unter Merz fallen wird, die Schuldenbremse ist. Liebe Bayern-SPD, das sind Geschäfte. Ihr hättet mit dem Söder ein Fassl Starkbier wetten sollen, dass der Aiwanger umfällt.
Weil, ein Bier in der Hand ist allemal mehr wert als vier bayerische Ministerposten auf dem Dach. Als ehemalige Arbeiterpartei solltet das doch wissen.
Eben alles eine Frage der Perspektive.