Bayern 2

     






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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Stammstrecke

Unser aller Landesvater und bekennender Science Fiction Fan Markus, hofft ja immer noch, dass man beim Bau der zweiten Stammstrecke auf ein vor milliarden von Jahren abgestürztes Raumschiff trifft oder auf CSU-Artefakte, die beweisen, dass es die Partei schon vor der Entstehung der Erde gab, gegründet in der Unendlichkeit des Universums, oder am besten das Raumschiff ist weiß blau und ist das Artefakt. Aber zumindest ein Wurmloch sollte man schon finden, damit er seine Übernatürlichkeit in den entferntesten Galaxien strahlen lassen kann. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 11.04.2025 |Bildnachweis

Was verbindet den Blitzermarathon vom Mittwoch in Bayern mit der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München? Antwort: Irgendwo wird das Geld schon herkommen. Aber so wie der Innenminister Joachim Herrmann den verkehrserzieherischen Mehrwert beim Blitzergewitter betont, so muss man auch die Kostenexplosion bei der so genannten 2. Stammstrecke in München positiv sehen. Endlich gibt es in Bayern wieder eine Großbaustelle, die sich als Fass ohne Boden herausstellt. So etwas war immer schon nur dann möglich, wenn alle, wirklich alle an einem Strang ziehen bis es endgültig zu spät ist. Bund, Freistaat, Bahn und Stadt bauen ein Milliardengrab unter den Toren Münchens. Und verdienen tut die Bauwirtschaft. Genau so muss es sein.

Ein System wie die Münchner S-Bahn, das an den Außenästen krankt, stärken zu wollen, indem man in der Mitte Milliarden investiert, das ist, wie wenn man einen Fußkranken am Herzen operiert. Medizinischer komplett-Unsinn aber unter wirtschaftlichen Aspekten ein goldrichtiger Eingriff.

Ja wer so daher redet, der hat das Prinzip öffentlichen Bauens anscheinend überhaupt nicht kapiert

Man stelle sich in Zukunft einen Ausländer vor, der am Hauptbahnhof in München ankommt und mit der S-Bahn zum Flughafen weiter möchte. Dem hat man einen fünf-Minuten-Takt versprochen. Am Bahnsteig muss er dann verstehen, dass je nach Ankunftszeit die nächste Bahn entweder in einem Tunnel links neben dem Hauptbahnhof fährt, abwechselnd Richtung Osten und Richtung Westen, nicht, dass es zu übersichtlich wird, oder in einem Bergwerk unter der Bahnhofsmitte, zu dessen Abfahrtsbahnsteigen hinunter er schon mal locker zehn Minuten unterwegs ist. Zehn Minuten!! Eine Flughafenanbindung also, wie sie nicht einmal, das Transrapid-Genie Stoiber besser hätte erfinden können. Vielleicht sollte man als Namenspatron für die Stammstrecke Stoibers geistigen Vorgänger Karl Valentin in Erwägung ziehen.

Und dann werden da plötzlich Forderungen laut nach Baustopp oder gar nach Rückbau wegen der Kostenexplosion. Ja wer so daher redet, der hat das Prinzip öffentlichen Bauens anscheinend überhaupt nicht kapiert. Und wer wirklich glaubt, dass es bei den seit Kurzem im Raume stehenden 10 Milliarden Baukosten bleibt, bis die Strecke irgendwann vielleicht fertig ist, muss als naiv betrachtet werden. Wenn’s für die Bauwirtschaft dumm läuft, wirds nur das Doppelte.

Das Entscheidende dabei ist lediglich, dass am Ende niemand verantwortlich ist dafür! Zumindest kein Lebendiger. Deswegen wird sich das mit der Stammstrecke in München auch noch ziehen. Weil alle Verantwortlichen noch leben, zum Teil sogar noch recht jung sind. Das kann Jahrzehnte dauern. Das Vorbild ist Rom, das bekanntlich auch nicht an einem Tag errichtet worden ist. Und von Verantwortlichen ist schon gar nichts überliefert.

Eben alles eine Frage der Perspektive.







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