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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Die heilige Taylor

In Heidelberg wurde ein Taylor-Swift-Gottesdienst gefeiert. Pop und Religion verschmelzen zu einem Event. Zählen bald auch bei den Glaubensrichtungen nicht mehr die Himmelfahrten, sondern die Downloads? Eine Glosse von Severin Groebner.

Von: Severin Groebner

Stand: 15.05.2024

Im schönen Heidelberg gab es letzten Sonntag ein erstaunliches Ereignis: Einen evangelischen Taylor-Swift -Gottesdienst. Und nein, Swift wurde dabei nicht angebetet. Und auch nicht heilig gesprochen. Geht ja auch gar nicht, schließlich kennt die evangelische Kirche keine Heiligen. Und um ganz sicher zu gehen und ja keine Enttäuschungen hervorzurufen, betonte der Pfarrer vor der versammelten Gemeinde noch einmal, daß Taylor Swift im Gottesdienst nicht erscheinen werde. Ganz ähnlich wie Gott, sagt sich da der atheistische Ketzer.

Doch es gibt einen großen Unterschied zwischen Gott und Taylor Swift. Nein, nicht weil Gott keinen Instagram-Account hat, sondern der Unterschied besteht darin, daß  selbst in einem Taylor-Swift-Gottesdienst nicht Lieder für, sondern Lieder von Taylor Swift gesungen werden. Oder die von ihren Songwritern.  Aber das kennt Gott ja, der hat schließlich auch vier Evangelisten als Ghostwriter engagiert.

Nur, was, wenn das Schule macht. Wenn sich auch andere Religionsgemeinschaften Stars des Internationalen und nationalen Showbusiness bedienen, um ihre Botschaften unters Volk zu bringen? Erklingt dann Andreas Gabaliers „I sing a Liad fia Di“ auf frisch errichteten alt-germanischen Kultplätzen, wo man Freya und die Friends of Wotan anbetet? Oder ist diesen Kreisen Gabalier viel zu soft, weswegen man zu Härterem greift. Also: dem Wendler?

Einfach so, wie aus dem nichts. Ein Wunder.

Vielleicht schafft aber auch die Kraft der Musik längst verloren geglaubten Religionsgemeinschaften wieder neues Leben einzuhauchen. Möglich, daß schon demnächst in Bettlaken gewandete Verwirrte zu Ed Sheerans „I’m in Love with your body“ dem griechischen Obergott Zeus opfern. Denn gerade der griechische Göttervater eignet sich für die körperliche Anbetung sehr. Tritt der doch gerne mal als Stier, als Schwan oder sogar als Regen in Erscheinung. Vielerlei Bodies also, die Ed Sheran und die Gemeinde da lieben können.

Und auch wenn Musik und Religionen manchmal völlig gegensätzlich sind - die einen arbeiten mit Downloads, die anderen mit Himmelfahrten - zaubern doch beide Emotionen in uns hinein. Einfach so, wie aus dem nichts. Ein Wunder. Der Unterschied ist nur dieser absolute, exklusive Wahrheitsanspruch. Da sind die Glaubensrichtungen unflexibel. Versuchen Sie mal Anhänger von mehreren Religionen gleichzeitig zu sein. Da gnade ihnen Gott. Oder Götter.

In der Musik ist das dagen kein Problem. Außer vielleicht bei Taylor Swift.


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