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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Erstunterlegene

Die CSUler, die nach der Wahlrechtsreform nicht in den Bundestag einziehen dürfen, werden jetzt als Lückenfüller bei Sitzungen eingesetzt, damit ihre Wahl nicht ganz umsonst war. Das läuft dann so wie bei den Oscars. Muss ein „echter“ Abgeordneter während der Debatte mal raus, füllt der „unechte“, aber dann ja doch irgendwie vom Souverän gewählte Abgeordnete, die Lücke auf und es sieht bei den Fernsehübertragungen nicht noch leerer aus, als es eh schon ist. Der „Dummy“ Abgeordnete darf maulen aber nicht abstimmen. Er bekommt eine minutengenau abgerechnete Sitzpauschale. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 28.02.2025 |Bildnachweis

Die Bundestagswahl ist noch keine Woche her und schon ist zu spüren, es hat sich etwas verändert im Lande. Jetzt nicht die gesamtwirtschaftliche Lage oder so, nein, ich spreche vom Wahlrecht. Der Bundestag war zu groß, folglich hat die Ampel gehandelt. Vor allem auf Betreiben der FDP sollte in Zukunft nicht mehr jeder in den Bundestag kommen, der gewählt ist. Die FDP wurde darauf hin kaum mehr gewählt und ist somit schon mal draußen. Hat also prima geklappt. Was es allerdings mit Demokratie zu tun hat , dass Leute, die in ihren Wahlkreisen das Direktmandat gewonnen haben, durch das neue Wahlrecht nicht mehr in den Bundestag kommen, das weiß vermutlich nur die abgeschaltete Ampel.

Gut, die deutsche Demokratie erwägt in diesen Tagen auch, das neue Sondervermögen für die Bundeswehr noch schnell im alten Bundestag zu beschließen, um die mögliche Sperrminorität von Linken und AfD im neu gewählten Bundestag zu umsegeln. Vielleicht sollte man gleich dauerhaft zwei Bundestage betreiben, einen für die schwierigen und einen für die gefälligen Entscheidungen. Eine Doppeldemokratie quasi. Dann hätten auch alle Abgeordneten einen Sitz. Die Gewählten, die nicht mehr Gewählten und die nur knapp nicht Gewählten.

Eines muss man der missratenen Wahlrechtsreform allerdings zugute halten: Sie hat einem schönen Begriff zu neuem Glanz verholfen, dem des „Erstunterlegenen“

Eines muss man der missratenen Wahlrechtsreform allerdings zugute halten: Sie hat einem schönen Begriff zu neuem Glanz verholfen, dem des „Erstunterlegenen“. Jene Kandidaten also, die im Wahlkreis die zweitmeisten Stimmen auf sich vereint haben und jetzt statt der Gewählten das Mandat bekommen. In Bayern sind das drei Grüne, nicht gewählte Grüne, wohlgemerkt, darunter Claudia Roth. Die wird sich sicher ganz besonders emotional freuen. „Erstunterlegene“ bezeichnen Fans im Fußball gerne hämisch als „Vizekaiser“.

Da gehen von der Politik jetzt womöglich ganz neue Impulse aus. Gerade in der Woche, in der der Dauermeister FC Bayern 125-jähriges Jubiläum feiert, könnte man doch mal drüber nachdenken, den Meistertitel, auf den die Bayern ja in dieser Saison schon wieder zusteuern, nicht einfach mal dem Erstunterlegenen zuzubilligen In München selbst wäre das traditionell der TSV 1860. Auch beim Boxkampf wäre das schön. Der Sieg geht an den Erstunterlegenen, k.o. in der ersten Runde, inzwischen wieder bei Bewusstsein. Vom Krieg ganz zu schwiegen. Nicht umsonst sagt man ja, der Klügere gibt nach. Oder die Klügere.

Man kann es allerdings auch so machen wie Katrin Göring- Eckhart, die mit 3,1% der Erststimmen in ihrem Wahlkreis gleich einmal lauthals und erneut das Amt der Bundestagsvizepräsidentin für sich beansprucht. Das Wahlvolk steht daneben und denkt sich, „nicht jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Leider.

Eben alles eine Frage der Perspektive.







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