Bayern 2

     

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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Farb-Kindergarten

Tja, mit der Farbenlehre ist das so eine Sache, da gibt es sich gegenüberstehende Komplementärfarben oder auch Grundfarben. Mischt man zum Beispiel blau und rot bekommt man violett, also Lila. Und dann gibt es da noch Schwarz, eine unbunte Farbe, die alles Licht absorbiert. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 04.10.2024

Deutschland ist bunt. Das mag ja sein, inzwischen aber hat man den Eindruck, dass Deutschland auf der nach oben offenen tiktok- Skala der Infantilisierung nahezu täglich neue Spitzenwerte erzielt. Anders ist es doch gar nicht zu erklären, dass plötzlich der Begriff „Brombeer“- Koalition in aller Munde ist. Weil die Brombeere - wie originell - im Laufe ihrer Reife die Farben rot, lila und schwarz durchläuft. Dass die Früchte im roten Stadium ebenso ungenießbar sind wie in lila und erst wenn sie schwarz werden die Reife erreichen, dann aber voller harter Kerne sind und letztlich nur verkocht, als Gelee oder Marmelade genießbar, das scheint bei dem Bild niemand zu stören.

Auch, dass Brombeersträucher derart böse Dornen haben, dass unzählige Brombeeren Jahr für Jahr am Strauch vertrocknen, weil niemand Lust hat, die fiese Ernte auf sich zu nehmen, lässt man beim Bild der Brombeer- Koalition geflissentlich unter den Tisch fallen. Oder will man genau das zum Ausdruck bringen, wenn jetzt vom möglichen Bündnis CDU/SPD und BSW als „Brombeer“- Koalition gesprochen wird? Dass es vertrocknet, weil niemand Bock drauf hat?

In der Natur gibt es übrigens durchaus Brombeer-Liebhaber

In der Natur gibt es übrigens durchaus Brombeer-Liebhaber: Die Wespen. Die sind schwarz-gelb und noch bedeutend unbeliebter als die Brombeersträucher.

Die Regierungskoalition in Bayern aus Freien Wählern und CSU wird übrigens von manchen als Spezi- Koalition bezeichnet. Schwarzes Cola und oranges Limo. „Genau. Und raus kommt braunes Spezi“, jubeln manche Linke und Grüne und übersehen dabei, dass die grüne Natur, von der die Grünen ihren Parteinamen ableiten, im Winter auch zum schmutzigen braun neigt, von der Farbmischung rot und grün gar nicht zu reden.

Die Botanik liefert noch viele weitere Koaltionsbilder: Die Feige, Grün, rot und lila, aber wer will schon in einer Feigen- Koalition regieren? Die Limette. Grün und gelb. Wenn die jemals kommt, fresse ich einen Sack Limetten.

Immerhin geht man dazu über, unsere mitunter arg gezwungenen Regierungsbündnisse nach Fallobst zu benennen und Länder, die rein gar nichts dafür können, wie Jamaika, Kenia oder Simbabwe außen vor zu lassen.

Selbst vor der Technik hat man ja zuletzt nicht mehr Halt gemacht, als man von der Ampel-Koalition sprach. Die ist inzwischen derart unbeliebt, das man in der Schweiz angeblich nur noch Lichtsignalanlage sagen darf um das böse A- Wort zu vermeiden.

Ich wäre ja für eine Busfahrer- Pflegerinnen- Maurer- Koalition. Die in der Früh aufsteht, ihre Arbeit macht und das Land am Laufen hält. Ohne viel Trara.

Und die Brombeeren, Feigen, Limetten und Melonen, die kommen auf den Tisch.

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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