Ende der Welt - Die tägliche Glosse Strafe beim Arzt
Man kann dann auch ein Abo erwerben. Für sieben Euro im Monat und bei zehn Jahren Laufzeit, darf man ein Mal im Jahr, unter Zuzahlung von 10 Euro, einen Termin beim Arzt verpassen. Im Folgejahr darf man dann keinen verpassen, sonst erhöht sich die Zuzahlung wiederum im darauffolgenden Jahr um 20 Euro auf 30 Euro. Kündigt man nicht fristgerecht vier Jahre vor Ablauf des Abos, kann es nur noch der Arzt kündigen. Hört der Arzt auf, bleibt das Abo trotzdem bestehen. Der muss ja schließlich auch schauen, von was er im Alter lebt. Eine Glosse von Helmut Schleich.
Dass jeder an mein Geld will, daran habe ich mich gewöhnt. Aber jetzt soll es auch noch eine Strafgebühr kosten, wenn ich NICHT zum Arzt gehe!? Weil, wenn Patienten nicht zum Termin erscheinen, dann entsteht Leerlauf und der kostet.
Wenn ich mir allerdings vergegenwärtige, wie viel Lebenszeit ich schon in Arzt-Wartezimmern sinnlos verbracht und dabei versucht habe, diese Zeit auch noch mit der Lektüre teilweise Jahre alter Zeitschriften tot zu schlagen, dann muss ich sagen, so groß kann der Leerlauf durch nicht erscheinende Patienten auch wieder nicht sein.
Gut, ich gebe zu, von wegen alter Zeitschriften: Aus Sicht des Kabarettisten ist es nicht uninteressant, in der Bunten von 2005 noch einmal nachzulesen, was beispielsweise Gerhard Schröder am Abend seiner Wahl zum Bundeskanzler zu seiner damaligen Gattin Hillu genau gesagt hat. Irgendwas mit „Currywurst und Bier“ war’s, glaube ich, aber darum geht es ja jetzt gar nicht.
Wobei der Vorschlag der Ärztelobby ja raffinierter ist
Wenn der Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung beklagt, dass mittlerweile bis zu 20% der gebuchten Arzt-Termine nicht mehr wahr genommen würden, dann spricht das doch indirekt auch für eine zunehmende Volksgesundheit, wenn nicht gar für wundersame Spontan-Heilungen. Wer weiß!?
Es soll Menschen geben, bei denen die bloße Vorstellung, auf einem Zahnarzt-Stuhl zu sitzen, das Zahnweh über Nacht verfliegen lässt. Kann man dafür wirklich bestraft werden?
Wobei der Vorschlag der Ärztelobby ja raffinierter ist. Die “No-Show-Gebühr“, wie sie genannt wird, sollen die Krankenkassen begleichen. Interessanter Vorschlag. Das könnte man im Nahverkehr doch auch einführen. Einer im Bus hat keinen Fahrschein, alle Fahrgäste zahlen die 60 Euro Strafe gemeinsam. Klingt nach Solidarität aus der Sicht des Sonnendecks.
Im Koalitionspapier der angehenden „Angola-Koalition“, wie man schwarz-rot auch schon nennt, steht übrigens das Gegenteil, nämlich eine Termingarantie beim Facharzt, der allerdings nur vom Hausarzt über eine Facharzt-Zentrale vermittelt werden darf. Selbstverständlich nur für Kassenpatienten. Privatpatienten können weiterhin machen, wie sie meinen. Der Facharzt also als eine Art menschlicher KfZ-Gutachter, der Schäden ohne Ansehen der Person begutachtet.
Die CSU versteht den Ärger der Ärzte. Schließlich muss man heutzutage im Restaurant mitunter auch Gebühren bezahlen, wenn man nicht erscheint, sagt Klaus Holetschek. Im Landtag kostet das unentschuldigte Fehlen im Plenum übrigens 100 Euro. Mein lieber Schwan. So oft wie unser Ministerpräsident dort absent ist wird er wohl bald ein neues Sondervermögen brauchen. Wobei er ja nie grundlos fern bleibt. Wie sagte schon Franz Josef Strauß? „Ich bin im Landtag der Eisbär in der Sauna, völlig fehl am Platz.“
Und was der Strauß zum Landtag gesagt hat, das kann man als Patient auch zum Arzt sagen, zumindest in Bayern.
Eben alles eine Frage der Perspektive.