Ende der Welt - Die tägliche Glosse Versteinerter Kotzbrocken
Theresienwiese München, 66 Millionen Jahre in der Zukunft. Bei Ausgrabungen am sogenannten „Kotzhügel“ wurden versteinerte menschliche Auswürfe in enormen Umfang gefunden. Man geht davon aus, dass die Ansammlung über mehrere Jahrhunderte entstanden ist und das Phänomen jährlich zu einer bestimmten Zeit stattgefunden hat. Doch was war der Grund? Ein rituelles Zusammentreffen um die Gemeinschaft zu stärken, religiöse Handlungen an einem heiligen Ort? Was man durch genetische Untersuchungen mit Sicherheit sagen kann ist, dass sich an diesem Ort Menschen aus der ganzen Welt getroffen haben müssen, um dann dort alle das gleiche zu essen: Hopfen, Malz, Geflügelfleisch und Lauge. Aber warum, bleibt ein großes Rätsel. Eine Glosse von Helmut Schleich.
Manchmal liegt der Wert von Dingen definitiv im Auge des Betrachters. In Dänemark hat ein Wanderer am Strand- verzeihen Sie den derben Ausdruck - fossile Fischkotze gefunden. Laien mögen das unappetitlich finden, Paläontologen hingegen sprachen von einem „besonderen Glücksgriff für die Wissenschaft“. Die Freude ist nachvollziehbar, schließlich gilt auch bei prähistorischen Fischen, „du bist, was du isst“.
Ich habe mir im Internet ein Bild des versteinerten Auswurfs angeschaut und muss ehrlich zugeben, mir wäre das Fossil inmitten des dänischen Kiesstrandes vermutlich gar nicht aufgefallen.
Und nachdem man davon ausgehen darf, dass kreidezeitliche Fische nur über eine äußerst reduzierte Selbstreflexion verfügten, wird jenem Fisch, der das degoutante Fossil hinterließ, der Wert, den er damit für die Wissenschaft erzeugte, nicht bewußt gewesen sein.
Aber womöglich kommt ja unsereiner ins Grübeln. Was könnte man -vielleicht sogar absichtlich- hinterlassen, um Wissenschaftlern in 66 Millionen Jahren - so alt ist das Fossil nämlich - hilfreiche Aufschlüsse über unsere Zeit zu liefern!? Beton, Asphalt, ok. Aber hält das 66 Millionen Jahre? Unsere Brücken und Straßen bröckeln ja oft schon nach ein paar Jahren weg.
Den Fisch vor 66 Millionen Jahren haben übrigens unverdauliche Seelilien gewürgt
Andererseits spricht die Forschung ja bereits vom Anthropozän als neuem Erdzeitalter. Also jener Zeit, in in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist. Bloß, ob das in 66 Millionen Jahren noch wen interessiert? Man darf davon ausgehen, dass die Spezies Mensch bis dahin ausgestorben sein wird, womöglich auch durch eigenes Mitverschulden. Ob sie dann durch intelligenteres Leben ersetzt sein wird, oder ob alles wieder auf Saurier-Niveau oder gar tiefer zurück fällt, darüber können wir nur spekulieren.
In Summe soll der Erde noch eine Milliarde Jahre bleiben bis zu ihrem planetaren Ende. Solche Zeiträume vermögen wir uns beim besten Willen nicht vorzustellen, also bleiben wir beim 23. Februar. Da entscheiden sich immerhin die Hinterlassenschaften der kommenden vier Jahre. Und das, wo für die Hinterlassenschaft der letzten drei Jahre schon niemand verantwortlich gewesen sein will. Der Habeck sagt, der Scholz war’s und der Scholz kann sich nicht erinnern. Höchstens daran, dass der Lindner an allem schuld sei.
Und wenn man sich anschaut, wie sich Angela Merkel in Buchform an ihre 16 Jahre erinnert, dann stellt man fest, man kann offenbar auch beim Schreiben von Memoiren geistig versteinern. Eigene Fehler? Fehlanzeige. Viel leichter kann man’s Radikalen nicht machen. Willkommen im deutschen Vormerz 2025
Den Fisch vor 66 Millionen Jahren haben übrigens unverdauliche Seelilien gewürgt.
Heute finden wir anderes zum Kotzen.
Eben alles eine Frage der Perspektive.