Fachkräfte für mentale Gesundheit empfehlen zart besaiteten Menschen wie mir einen verantwortungsvollen Umgang mit Nachrichten. Was angesichts meines Jobprofils schwer umzusetzen ist - gefühlt ist das Ende der Welt schon lange nahe. Die einzige Konstante: Bislang wars noch nicht so weit.

Ratio soll gut tun, heißt es, und so besehen sind wir Menschen ja im Wesentlichen ein Haufen Zellen, die herumstoffwechseln und auf ein Ungleichgewicht an Neurotransmittern mit Unmut reagieren. Doch dagegen kann man ja was tun. Damit mein Serotonin länger munter zwischen den Rezeptoren herumschwappt, nehme ich Tabletten. Und damit Dopamin und Oxytocin ausgelassen dazwischen suppen können, habe ich meinen Social Media Algorithmus so frisiert, dass ich nur das sehe, was mich heiter stimmt: also groovende Hennen, Klavier spielende Dackel, Ziegen, die wie Menschen schreien, Graupapageien, die „Who let the Bird out“ fragen -  Chirp Chirp Chirp – und immer wieder dicke Retriever, die auf Tennisbälle starren.

Das ging eine Weile gut. Doch wenn ganz aktuell auch noch Graupelschauer und Drohnenangriffe dazukommen, reicht diese Melange aus Psychopharmaka und Newshygiene nicht mehr. Harte Zeiten erfordern harte Maßnahmen. Insofern habe ich mich aufrichtig über die Einladung zu einer Stunde Puppy Yoga, also Welpenyoga gefreut. Beim Welpenyoga können Sie im herab- respektive heraufschauenden Hund echten Hundebabies beim Spielen Zuschauen. Das soll die Produktion von Wellnesshormonen ankurbeln, den Blutdruck senken, Ängste mildern und sogar Männer zum Eisprung bemüßigen.

Wir alle wissen, dass die Lunge ein natürliches Ende auf Rippenhöhe hat

Warnhinweis: Natürlich sollten Sie nur Kurse bei Anbietern buchen, die alle Regeln des Tierschutzes beherzigen. Das bedeutet, dass die Welpen von einem zertifizierten Züchter kommen und Mama oder Papa Hund dabei sind und mit heiter heraushängender Zunge den lieben Kleinen zuschauen, wie sie auf die Yogamatte pieseln. Was da maximal eine schöne Bescherung ist und noch kein territorial pissing. Betreiben Menschen schließlich auch zu Genüge - und wenns nur für die temporäre Lufthoheit ist.

Die Hundekinder bekommen so die Möglichkeit, sich an Menschen zu gewöhnen, die um Balance und positive Energie ringen. Sie können niedliche Bilder von schlafenden Fellbündeln zwischen Bauch, Beinen und Po hochladen. Und nach einer Stunde, in der Sie gehört haben, dass die Taube ein famoser Hüftöffner ist, der Ihnen erlaubt, den Blick nach innen zu richten, während Ihnen ein Dackelbaby das Ohr ausleckt, sind Sie gestärkt für das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau. Mehr noch: Sie sind so weichgekocht, dass Sie sogar überhören können, dass Sie in Ihren Beckenboden atmen sollten.

Natürlich ist das grober Unfug. Wir alle wissen, dass die Lunge ein natürliches Ende auf Rippenhöhe hat. Aber hey love and peace  – der Hund zuhause hört auch nicht. Weder auf Sitz noch auf Bleib. Dafür lebt er den Moment. Sollten Sie auch mal versuchen. Namaste, bitches.