Bayern 2 - Hörspiel


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Hartmut Geerken südwärts südwärts - nach einer dokumentarischen niederschrift von anselm ruest

Stand: 18.04.2012

Hartmut Geerken | Bild: BR

Ein deutscher Emigrant in Frankreich wird 1940 von französischen Autoritäten zusammen mit vielen anderen Leidensgenossen in einem Güterzug "südwärts" deportiert. Einerseits hieß es, die Emigranten sollten vor dem Zugriff der vorrückenden Nazitruppen geschützt werden, andererseits wurden sie wie Kriegsgefangene behandelt. Der jüdische Emigrant, um den es hier geht, es ist der libertäre Autor und Philosoph Anselm Ruest, schreibt während des mehrtägigen Transports und unmittelbar danach einen äußerst detaillierten dokumentarischen Bericht über diese Verschickung im verschlossenen Viehwaggon von Cepois nach Marseille. Der Text fand sich in Ruests Nachlass. Hartmut Geerken hat sich diesem Text zu nähern versucht, indem er 1988 die aus Ruests Text vage rekonstruierte Strecke mit "offenem Mikrophon" nachfuhr. Was er akustisch einfangen konnte, hat nichts mehr zu tun mit Ruests Bericht. Fast fünfzig Jahre sind vergangen, und aus unverschweißten Gleisen sind verschweißte geworden. 1988 gibt es nichts, was an die Deportation von 1940 erinnert, es sei denn, dass die Orte, an denen Ruest und Geerken sich aufhielten, und die Strecken, die sie fuhren, deckungsgleich waren.

Hartmut Geerken wurde für das Hörspiel "südwärts, südwärts" mit dem Karl-Sczuka-Preis für Radiokunst 1989 ausgezeichnet.

Anselm Ruest (1878–1943), Berliner Schriftsteller und Kritiker. 1933 Flucht nach Paris. Ab 1939 in mehreren Internierungslagern. Starb nach schwerer Krankheit 1943 in Carpantras.

Hartmut Geerken: südwärts südwärts - nach einer dokumentarischen niederschrift von anselm ruest

Maßnahmen des Verschwindens: Eine Exiltrilogie

Realisation: Hartmut Geerken/Herbert Kapfer
Mit Peter Fricke
BR 1989


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