1. Juni 1938 Superman geboren!
Die erste nachweisbare Heldentat darf als Geburtsanzeige eines neuen Comic-Helden gelten. Am 1. Juni 1938 erschien in den USA das erste Heft von "Superman", eine reine Verlegenheitslösung des Verlags, und die Comic-Welt war um eine Sensation reicher!
01. Juni
Mittwoch, 01. Juni 2011
Autor(in): Katalin Fischer
Sprecher(in): Ilse Neubauer
Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung
Wer ist es? Hässlich, glatzköpfig und sehr böse, mit telepathischen und hypnotischen Fähigkeiten, und er will die Welt erobern! Doch! Er ist es wirklich: Superman! Die ursprüngliche Version nämlich.
Erfunden wurde er in den 1930-er Jahren von den amerikanischen Teenagern Jerry Siegel und Joe Schuster. Für den Namen der Figur ließen sich die beiden von Friedrich Nietzsches "Übermenschen" inspirieren - obwohl sich der deutsche Philosoph vielleicht etwas anderes darunter vorgestellt hatte. Die beiden Jungs wollten in die Science-Fiction-Branche einsteigen. Der eine zeichnete, der andere schrieb die Geschichten.
Der erste Versuch: Der irre Professor Smalley erfindet einen Trank, der allmächtige mentale Kräfte verleiht. Der Trank wirkt, doch er wird ihm selbst zum Verhängnis. Nach langen Beratungen besannen sich die beiden Achtzehnjährigen eines besseren und beschlossen, ihren Helden grundlegend umzukrempeln: Er sollte lieber gut, edel und stark sein. Und so erschufen sie Superman, wie wir ihn kennen, mit geschwellter Brust und wehendem Umhang, immer unterwegs zur Rettung der Welt.
Siegel und Schuster produzierten Geschichten voll übersprudelnder Fantasie, doch niemand wollte die Stories haben. Zu pubertär, unreif und kindisch, hieß es in den Ablehnungen der Verlage. Nach vier Jahren endlich zeigte ein Herausgeber Interesse. Nicht etwa, weil er Supermans Potential erkannt hätte, sondern weil seine neue Comic-Reihe nicht über genug Material verfügte. Superman musste den Lückenbüßer spielen - und landete seinen ersten großen Coup: Das Heft erschien am 1. Juni 1938 und wurde ein überwältigender Verkaufserfolg.
Von da an flatterte sein rotes Mäntelchen unablässig über Amerika, die Auflagen stiegen und lagen 1940 schon bei 800.000. Er flog nach Europa und Asien und um die ganze Welt - und war überall beliebt.
Überall? Nein. Nazideutschland mochte ihn nicht. Superman ist ein Jude! schrie Propagandaminister Joseph Goebbels und verbot die Hefte. Doch Superman war unschlagbar. Er engagierte sich im Weltkrieg und triumphierte in den Kriegsjahren 1942 bis `45 oft über Hitler und Mussolini: Auf einem Titelbild sieht man ihn, wie er zusammen mit Batman den beiden Diktatoren Torten ins Gesicht schleudert.
Seine Beliebtheit blieb im Lauf der Zeit ungebrochen, er wurde zur Ikone der Popkultur. Das US-Fernsehen strahlt heute noch eine Serie über Supermans Jugend aus, mittlerweile in der zehnten Staffel - ein Rekord in der amerikanischen Fernsehgeschichte. Vor wenigen Monaten zahlte ein Sammler in New York für eines der ersten Superman-Hefte von 1938 eine Million Dollar - noch ein Rekord. Und ganz schön viel, wenn man bedenkt, dass der Verlag seinerzeit den beiden Schülern für die Rechte am Mann aus Stahl ganze 130 Dollar gezahlt hatte.
Manche seiner Fähigkeiten variierten im Lauf der Jahre, andere blieben konstant: Er kann fliegen und besitzt den Röntgenblick; sein komprimierter Superatem lässt im Nu alles und jeden tiefgefrieren. Er kann rasende Lokomotiven aufhalten, Wolkenkratzer stemmen, bei Bedarf sogar Planeten aus der Bahn werfen. Dann aber müht er sich auch schon Mal mit einer verschlossenen Tür ab, denn auch Superman muss ein paar Schwächen haben, sonst wäre es zu schnell vorbei mit der Rettung der Welt.
Die charmanteste Schwäche dürfte aber in seinem Privatleben liegen. Da schläft der bebrillte Zeitungsreporter Clark Kent alias Superman auch schon mal vor Langeweile in der Oper ein, und Frauen gegenüber erweist er sich als äußerst linkisch und unbeholfen - ein Trost für Millionen junger Männer, die sich wenigstens in diesem Punkt Superman verwandt fühlen können.