7. August 1876 Mata Hari geboren
Mata Hari, die berühmteste Spionin aller Zeiten - mit der Lizenz zum Nackttanz. Im Film verkörpert von Greta Garbo oder Jeanne Moreau. Da wird es doch recht unwichtig, ob sie wirklich spionierte. Autor: Herbert Becker
07. August
Freitag, 07. August 2015
Autor(in): Herbert Becker
Sprecher(in): Andreas Wimberger
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Im Scheinwerferlicht zu stehen, hofiert zu werden, viel Geld zu verdienen, kurzum: berühmt zu sein - das ist etwas, was sich viele wünschen, was aber nur wenige verkraften. Die meisten halten sich bald für etwas Besseres und glauben, ihnen stünde mehr zu als allen anderen. Lässt der Ruhm jählings nach, stellen sich Weltschmerz und Verzweiflung ein. Wieder so zu leben wie jene, auf die man gerade noch heruntergeschaut hat, das ist schwer - wenn nicht unmöglich.
Die schöne Inderin aus Holland
Diese Erfahrung musste auch Margaretha Geertruida Zelle machen.
Am 7. August1876 kam sie im niederländischen Leeuwarden zur Welt, und vielleicht wäre ihr Leben anderes verlaufen, wenn nicht ihr Vater, ein Hutmacher, erfolgreich an der Börse spekuliert, der Familie ein paar Jahre lang ein luxuriöses Leben ermöglicht und danach wieder alles verloren hätte. Mit knapp dreizehn musste sie, von der die Leute sagten, sie sähe aus wie eine orientalische Prinzessin, mit den Eltern und drei Brüdern aus einem komfortablen Stadtpalais in eine bescheidene Mietwohnung umziehen. Mit neunzehn ehelichte sie einen zwanzig Jahre älteren Offizier, der ihr das Tor zur großen weiten Welt zu öffnen schien: Er nahm sie mit nach Indonesien. Aber nach sieben Jahren war ihre Ehe am Ende und sie stand ohne Unterhalt da.
Sie ging nach Paris, gab sich als indische Tempeltänzerin aus und lenkte mit einem hocherotischen Schleiertanz die Blicke auf sich. Mit immer neuen Geschichten über ihre angeblich exotische Herkunft hielt sie das Interesse der Öffentlichkeit wach.
"Ihr dunkler Teint, ihre vollen Lippen und glänzenden Augen zeugen von weit entfernten Landen, von sengender Sonne und tropischem Regen. Sie wiegt sich unter den Schleiern, die sie zugleich verhüllen und enthüllen. […] Der schöne Leib fleht, windet sich und gibt sich hin..." So schwärmte die Presse, und bald kannte man sie in ganz Europa: Sie nannte sich jetzt Mata Hari und tanzte in großen Varietés, Opernhäusern, ja, sogar vor dem deutschen Kaiser. Die so genannte bessere Gesellschaft lag ihr zu Füßen, Bankiers und Industrielle, Politiker und Militärs rissen sich um ihre Gesellschaft.
Ihr Name war Hari. Mata Hari.
Doch jüngere Tänzerinnen kamen nach, die Absagen häuften sich, die Einnahmen flossen spärlicher. Wie sollte sie da - mitten im Ersten Weltkrieg - ihren luxuriösen Lebensstil aufrechterhalten? Eine Antwort auf diese Frage gab ihr der deutsche Geheimdienst. Sie kenne doch viele einflussreiche Herren, darunter französische Offiziere, die über Offensivpläne des Feindes und dergleichen Bescheid wüssten... Sie ging auf das Angebot ein, flog auf, und wurde wegen Spionage und Hochverrats angeklagt. Obwohl sie vermutlich nie eine kriegswichtige Information weitergegeben hatte, wurde sie zum Tod verurteilt und im Oktober 1917 von einem zwölfköpfigen Exekutionskommando erschossen.
Von den unendlich vielen Legenden, die sich um Mata Hari ranken, ist wohl immerhin eine wahr: Sie soll ihrem Tod tapfer ins Auge gesehen haben. Das ist glaubhaft - schon allein deshalb, weil sie wusste, dass ihre große Zeit vorüber war. Und in ein schlichtes bürgerliches Leben zurückkehren ... nein, das war zu schwer. Das war unmöglich.