12. August 30 v. Chr. Kleopatra gestorben
Kinder machen sich auf Plakaten gut, sind aber im Alltag schlecht dressierbar. Deshalb setzen Politiker lieber auf Tiere als Accessoires. Aber Achtung! Kleopatra soll am 12. August 30 v. Chr. an einem Schlangenbiss gestorben sein. Autor: Thomas Grasberger
12. August
Dienstag, 12. August 2014
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Krista Posch
Illustration: Angela Smets
Redaktion: Julia Zöller
Betrunkene und kleine Kinder sprechen die Wahrheit. Sagt man. Für Politiker, die ihre Glaubwürdigkeit erhöhen wollen, sind sie daher nur bedingt verwendungsfähig. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass man bei Wahlkämpfen nur selten Kleinkinder auftreten lässt. Und auch kaum Betrunkene; von den üblichen Verdächtigen aus der eigenen Fraktion vielleicht mal abgesehen.
Buddy! Holly! Bei Fuß!
Viel besser für die Inszenierung von Macht und eigener Bedeutung eignen sich da schon Tiere. US-Präsident Bill Clinton zum Beispiel führte der Öffentlichkeit gern seinen Hund Buddy vor. Auch Alt-Kanzler Gerhard Schröder zeigte sich dem geneigten Publikum öfter mal mit einem Terrier namens Holly. Und Schröders Duz-Freund Wladimir Putin posiert mit einer Labrador-Dame, wenn er nicht gerade im Tarnanzug einen Hecht in die Kamera hält oder "oben ohne" durch die Taiga reitet. Das mit den Pferden hat übrigens Tradition. Schon Cäsar ließ seinem Leibross ein Standbild vor dem Venus-Tempel in Rom errichten.
Und Alexander der Große benannte nach dem Tod seines Lieblingspferdes Bukephalos gleich eine ganze Stadt nach dem Tier.
Und was sich die Herrschaften der Weltgeschichte fortan nicht alles für Tiere hin und her geschenkt haben: Tiger und Elefanten und Giraffen! Klar, im Verhältnis zu Tieren teilt sich ja bekanntlich der Ausdruck des eigenen Charakters mit. Manch Mächtige haben sich da allerdings nicht immer als geschmackssicher erwiesen. Vor allem, wenn sie auf die Öffentlichkeit pfeifen konnten, weil es keine Wahlen und keine Wahlkämpfe gab. Antonia zum Beispiel, die Tochter des Drusus, hatte ein Faible für Muränen, jene eher unsympathisch wirkenden Giftfische, die sie im Schwimmbecken plantschen ließ und mit Ohrringen behängte. Und Hitlers Geliebte Eva Braun soll auf dem Obersalzberg in der Badewanne kleine Krokodile gehalten haben. Tja, alles eben Geschmackssache.
Biss auf Bestellung
Und dann ist da Kleopatra. Von den einen als Göttin verehrt, von den anderen als Hure geschmäht, verführte die listige Herrscherin Ägyptens gleich zwei berühmte römische Feldherren, um ihr Reich zu retten. Am Ende vergeblich. Um nicht nach Rom verschleppt zu werden, nahm sie sich das Leben. Dies sollte möglichst öffentlichkeitswirksam geschehen.
Also mussten wieder einmal ein paar Tierchen her. Allerdings keine Kuscheltiere. Am 12. August des Jahres 30 v. Chr. ließ sich die letzte Pharaonin und Königin des ägyptischen Ptolemäerreiches einen Weidenkorb bringen, aus dem eine Uräusschlange, eine ägyptische Kobra, herausschnellte. Die Giftnatter biss zu und Kleopatra verschied. Soweit die Legende ... Heute sind sich die Fachleute sicher, dass die Pharaonin eigentlich an einem Giftcocktail starb. Von eigener oder fremder Hand verabreicht.
Der Schlangenbiss war nur eine zusätzliche PR-Nummer. Denn die Kobra galt im alten Ägypten als Verkörperung der Göttin Isis. Drunter machte es ein Polit-Profi wie Kleopatra natürlich nicht. Naja, nur gut, dass wir heute eine so vernunftbetonte Kanzlerin haben! Von Angela Merkel soll es zwar ein Foto geben, das sie in jungen Jahren auf einem Fischkutter mit zwei Flundern in den Händen zeigt. Und sie soll auch mal Vorstand im Angelverein Hohenwalde gewesen sein. Aber mal ganz ehrlich: Anders als bei Kleopatra kann man sich bei der Angelschein-Inhaberin Merkel kaum vorstellen, dass da irgendwann mal etwas anbeißt. Nicht einmal im Wahlkampf.